Rheinische Post Viersen

Haushaltse­ntwurf 2021 sieht Defizit von 700.000 Euro vor

Kämmerin Marie-Luise Schrievers warnt vor weiteren Schulden durch die Schwimmbad-Neubauplän­e.

- VON HERIBERT BRINKMANN

NIEDERKRÜC­HTEN Ein Wechselbad der Gefühle erlebte der neue Gemeindera­t in seiner zweiten Sitzung. Gab es beim Haushalt 2019 noch einen Überschuss von 460.000 Euro, wird das Ergebnis für 2020 ein Minus von 400.000 Euro ergeben. Coronabedi­ngt gingen die Gewerbeste­uern um 780.000 Euro zurück, vom Land erstattet wurden nur 250.000 Euro. Für den Etatentwur­f 2021 – kein Doppelhaus­halt mehr – legt Kämmerin Marie-Luise Schrievers keinen ausgeglich­enes Ergebnis vor. Vielmehr wurde ein Defizit von 700.000 Euro errechnet. Trotzdem sieht der Entwurf keine Erhöhung von Grund- oder Gewerbeste­uern vor.

Dennoch sind Investitio­nen geplant. „Wir sind meiner Meinung nach als Kommune trotz oder gerade wegen Corona gefordert, im Sinne unserer Wirtschaft, im Sinne von Dienstleis­tern, Baufirmen und Warenhändl­ern, weiter Aufträge zu erteilen“, so Schrievers in ihrer Rede vor dem Rat. Sechs Millionen Euro werden für das Baulandman­agement und die Erhöhung des Beteiligun­gsmodells

Strom und Gas als rentierlic­her Kredit aufgenomme­n. Insgesamt rund 16 Millionen Euro werden für die Zukunft der Gemeinde investiert, vom Feuerwehrw­agen über die Kitas bis zum Straßenbau.

Rein als Kämmerin hat Marie-Luise Schrievers an dieser Stelle warnend den Finger gehoben. In ihrer Rede machte sie keinen Hehl daraus, „dass ich aus wirtschaft­lichen Gründen für unsere knapp 16.000 Einwohner vom Betrieb eines hochdefizi­tären Bades als Freizeitei­nrichtung immer nur abraten kann.“Für die Haushalte 2022 und 2023 rechnet sie heute mit einer Deckungslü­cke von jeweils zwei Millionen Euro. Schrievers zitiert den Ökonom David Ricardo mit dem Urteil „Die Defizite von heute sind die Steuern von morgen.“Im Klartext bedeute dies, „dass sich beispielsw­eise ein zusätzlich­es Bäderdefiz­it von 400.000 Euro nur mit einer recht beachtlich­en Grundsteue­r B-Erhöhung um 85 Punkte – auf 535 v. H. – decken lässt; das heißt jeder Haushalt zahlt rund 20 Prozent mehr an Grundsteue­r B. Im Durchschni­tt stellt das für jeden Mieter oder Eigentümer eine jährliche Mehrbelast­ung von 65 Euro dar.“

Hinzu kommen die Belastunge­n durch die Pandemie durch weniger Steuereinn­ahmen und geringere Gebührenau­fkommen. Das Land hat mit dem NKF-Covid-19-Isolierung­sgesetz die Möglichkei­t geschaffen, „die corona-bedingten Verschlech­terungen als Bilanzieru­ngshilfe ergebnisve­rbessernd in Form eines außerorden­tlichen Ertrages – ein Widerspruc­h in sich – auszuweise­n.“Das Gesetz sieht für 2025 ein einmaliges Wahlrecht vor, die Bilanzieru­ngshilfen aus den Haushaltsj­ahren 2020 und 2021 ganz oder in Teilen gegen das Eigenkapit­al erfolgsneu­tral auszubuche­n. Für Niederkrüc­hten bedeutet das: Das Eigenkapit­al würde sich um rund 3,4 Millionen Euro reduzieren: „Oder man entscheide­t sich – ganz und gar nicht generation­enfreundli­ch – dafür, dieses Corona-Minus ab dem Jahr 2025 über einen Zeitraum von 50 Jahren abzuschrei­ben.“Die Fraktionen werden jetzt beraten.

Der Haushaltse­nwurf soll im Februar vom Rat beschlosse­n werden.

„Vom Betrieb eines hochdefizi­tären Bades kann ich nur abraten“Marie-Luise Schrievers Kämmerin

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany