So arbeiten Soldaten im Gesundheitsamt
Die Bundeswehr unterstützt die Stadt weiter in der Corona-Kontaktverfolgung. Es gibt wieder viele Fälle in Schulen und Kitas.
MÖNCHENGLADBACH Hauptmann Ralf Roeder arbeitet normalerweise beim Luftwaffentruppenkommando Düren. Für einen Monat hat er seine Stabstätigkeit bei der Bundeswehr gegen einen Arbeitsplatz im Mönchengladbacher Gesundheitsamt getauscht. Zehn Soldaten unterstützen die städtischen Mitarbeiter bei der Verfolgung der Corona-Infektionsketten. Das heißt: unzählige Telefonate mit Menschen, die Kontakt mit Infizierten hatten.
Im Büro von Ralf Roeder kommen täglich Listen mit den Kontaktdaten von positiv auf Corona Getesteten an. „Wir müssen alle anrufen“, sagt der Hauptmann. Die Soldaten und die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, die in gemischten Teams arbeiten, fragen dann ab: „Wie lange waren Sie mit dem Infizierten zusammen? Haben Sie eine Maske getragen? Hatten sie genügend Abstand?“Danach wird gründlich geprüft: Ist der Angerufene Kontaktperson der Kategorie I oder II? Kategorie I heißt Quarantäne. „Wir nehmen uns Zeit für die Anrufe“, sagt Roeder. Denn manchmal gebe es auch Unsicherheiten bei den Betroffenen – und auch Fragen, zum Beispiel nach der Bescheinigung für den Arbeitgeber.
Im Gesundheitsamt ist man froh über die Unterstützung der Soldaten. Denn die Pandemie hat immens viel Mehrarbeit beschert. „Im November hatten wir 12.000 Vorgänge, im April waren es noch circa 3000“, sagt Klaus Laumen, Leiter des Gesundheitsamtes.
Als die Soldaten nach Mönchengladbach
kamen, hatte sich wohl einiges angestaut. „Zusammen haben wir Strukturen optimiert und Prozesse digitalisiert“, sagt Oberstleutnant
Roland Beeten, Leiter des Kreisverbindungskommandos, das auch fünf Notfallsanitäter aus den Kasernen Köln-Wahn und Rennerod zur Unterstützung
des Elisabeth-Krankenhauses beorderte. Die Zusammenarbeit zwischen zivilen Kräften und Soldaten klappt laut Beeten hervorragend: „Am Sonntag war zum ersten Mal unser Eingangskästchen leer.“Doch aufatmen können die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes noch nicht: „Es gibt eine neue Welle mit Infektionsfällen in Schulen und Kitas“, erklärt Beeten. „Da kommen leicht 30 bis 90 Kontaktpersonen pro Fall zusammen.“Am vergangenen Donnerstag habe man beispielsweise 250 Menschen in Quarantäne geschickt.
Telefonisch werden auch die häuslichen Quarantänen aufgehoben. Die Bescheinigung kommt per Post hinterher. Und: Alle zwei bis drei Tage werden die Menschen, die aus Infektionsschutzgründen zu Hause bleiben müssen, kontaktiert. „Dann fragen wir, ob es ihnen gut geht“, sagt Verbindungsoffizier Michael Rost. Und Oberbürgermeister Felix Heinrichs fügt an: „Wenn sich nach wiederholten Anrufen keiner meldet, müssen wir befürchten, dass die Quarantäne-Pflicht nicht eingehalten wird.“Und weil das eine strafbare Handlung ist, „schauen wir in solchen Fällen genauer hin“.
Am kommenden Montag werden die meisten Soldaten wieder an ihren alten Arbeitsplatz wechseln. Dafür werden neue kommen. „Die Verlängerung des Hilfeleistungsantrags ist gerade bewilligt worden“, teilt Beeten mit. Natürlich müsse auch die
Bundeswehr ihren Dienstbetrieb aufrecht erhalten, sagt Generalmajor Bernhardt Schlaak, der jetzt seine Soldaten in Mönchengladbach besuchte. Aber auch er hält die Unterstützung der Bevölkerung in Pandemie-Zeiten für wichtig.
Den Soldaten hat die Arbeit in Mönchengladbach sehr gefallen, manchen so sehr, dass sie verlängert haben – wie Norbert Viewers beispielsweise. Und ihre Spuren haben die Militärkräfte sowieso hinterlassen: An einer „Kreativ-Säule“in den Büros, an die von den vorherigen Nutzern der Räume „Tiere der Woche“gehängt wurden, ist jetzt auch ein Leopard zu sehen – einer auf Kettenrädern.