Familienmensch mit vielen Talenten
Beinahe wäre Ronny Rogawska Fußball-Profi geworden, doch letztlich entschied sich der Däne für den Handball – sehr zur Freude einiger Klubs in der Region. Ein Porträt über den Trainer des Oberligisten Borussia Mönchengladbach.
HANDBALL Seit etwas mehr als 20 Jahren ist der Name Ronny Rogawska allen Handballkennern in der Region ein Begriff – zunächst noch als Spieler, dann als Trainer. Dabei hätte der 51-Jährige in seiner Jugendzeit auch in einer anderen Sportart heimisch werden können.
Denn der Däne, der im beschaulichen Rödby nahe der deutschen Grenze aufwuchs, fuhr sportlich zunächst zweigleisig und spielte sowohl Fußball als auch Handball. Und es ist bemerkenswert, dass ihm für beide Sportarten gehöriges Talent mit in die Wiege gelegt wurde. Im Alter von 17 Jahren bekam er von einem dänischen Fußball-Zweitligisten einen Profi-Vertrag über drei Jahre angeboten und hörte daher mit dem Handball auf – obwohl er wenige Tage später eine Einladung zur Handball-A-Jugend-Nationalmannschaft bekam, die er indes ablehnte. Die Entscheidung pro Fußball war allerdings nicht von langer Dauer. „Ich habe schnell realisiert, dass unser damaliger Trainer nicht sehr viel Wert darauf gelegt hat, junge Spieler einzubinden“, erinnert sich Rogawska. „Da war für mich klar, dass ich mich doch auf Handball konzentriere.“
In seinem Heimatverein Cirscde spielte er in der zweiten dänischen Liga, ehe es ihn mit 29 Jahren nach Deutschland zur HSG Düsseldorf zog. Der Kontakt kam über einen seiner ehemaligen Mitspieler zustande. Die HSG hatte seinerzeit Probleme auf Linksaußen, so dass Rogawska zu einem dreitägigen Probetraining eingeladen wurde – das er auch zu nutzen wusste.
Rogawka erwies sich in Düsseldorf als treue Seele, er blieb – als Spieler und Trainer – mehr als zehn Jahre beim Verein. Mit 34 Jahren war seine Karriere als Profi-Spieler beendet. „Ich fühlte mich zwar körperlich noch sehr fit, doch der Verein wollte auf jüngere und schnellere Spieler setzen“, sagt der Däne. „Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich mich endlich damit abgefunden hatte, nicht mehr zu spielen. Zwar habe ich hier und da noch einmal ausgeholfen, aber mehr auch nicht.“
Seine Trainertätigkeit in Düsseldorf begann er als Co-Trainer in der Zweiten Liga, dann betreute er die Zweitvertretung in der Verbandsliga und feierte sofort den Aufstieg, ehe er als Hauptverantwortlicher auch noch mit der Ersten in der
Bundesliga aktiv war. Nach der Insolvenz des Vereins zog es ihn 2011 dann zum TV Korschenbroich, ehe er über die HSG Krefeld, mit der er im ersten Jahr in die Zweite Bundesliga aufstieg und den Verein nach Diskrepanzen wieder verließ, und einem Jahr als Jugendkoordinator in seiner neuen Heimat Korschenbroich nun zum Oberligisten Borussia Mönchengladbach kam. Mit ihm führt er nun souverän die Tabelle an.
Beruflich war Rogawska bis zu seinem Umzug nach Deutschland als Maurer tätig. „In Dänemark waren wir die sogenannten glücklichen
Amateure“, sagt er. „Bis auf zwei oder drei Spieler bekam niemand Geld, und nach der Arbeit trafen wir uns dann zum Training oder zum Spiel.“In Deutschland arbeitete er als Profi, doch nach zwei Insolvenzen seiner Vereine suchte er ein neues Standbein und arbeitet nun im offenen Ganztag in Korschenbroich. Privat ist er seit diesem Sommer mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Claudia Schiefer verheiratet. Gemeinsam haben sie zwei Kinder: Lina und Jonathan im Alter von sieben und vier Jahren. Rogaska ist ein absoluter Familienmensch.
„Die beiden halten mich schön auf Trab, aber das ist auch wunderbar. Am Wochenende versuchen wir dann immer noch etwas gemeinsam zu unternehmen, und im Sommer und im Winter machen wir Urlaub in Dänemark, wo wir dann meine Mutter treffen, ihr helfen, wo es geht und auch Freunde treffen.“Außerdem freut er sich, seinen 22-jährigen Sohn Victor aus seiner ersten langjährigen Beziehung besuchen zu können, mit dem er ebenfalls so viel Kontakt wie möglich hat.
Dem Handball habe er sehr viel zu verdanken, sagt der Däne. „Ich habe durch den Handball nicht nur meine Frau kennengelernt, sondern auch sehr viele interessante Menschen, woraus auch wunderbare Freundschaften entstanden sind. Der Handball gibt mir auch heute noch sehr viel. Da ist einmal der soziale Zusammenhalt, die Jungs zu treffen, Spaß zu haben und neue Menschen kennenzulernen, woraus auch mal eine neue Freundschaft entsteht.“