Rheinische Post Viersen

Gladbachs Erfolg lindert Corona-Minus

Die Prämien in der Champions League tun Borussia gut. Für sie geht es jetzt um weitere 9,5 Millionen Euro.

- VON HANNAH GOBRECHT

MÖNCHENGLA­DBACH Borussia Mönchengla­dbach sorgt in der Champions League für Aufsehen. Die Borussen führen nach vier Spieltagen die Tabelle der Gruppe B vor Real Madrid, Schachtjor Donezk und Inter Mailand an. Trainer Marco Rose bereiten die gezeigten Leistungen spürbar Freude. Auch Geschäftsf­ührer Stephan Schippers und Sportdirek­tor Max Eberl schauen ganz genau auf das Abschneide­n in der Königsklas­se. Denn sie wissen: Mit jedem Punkt, den Borussia dort holt, verdient Gladbach viel Geld.

900.000 Euro gibt es pro Punkt. Einnahmen in Höhe von 7,2 Millionen sind durch die bisherigen acht Zähler schon sicher. Die Rechnung ist daher recht simpel. Je besser Borussia abschneide­t, desto besser kann das Finanzloch, das durch die Corona-Pandemie entstanden ist, gestopft werden. Alles, was Borussia dazu verdient, ist ein Segen für den Verein. Und ein dicker Batzen Geld ist mit dem 4:0-Erfolg gegen Schachtjor Donezk am Mittwoch in greifbare Nähe gerückt: die 9,5 Millionen Euro, die für das Erreichen des Achtelfina­ls winken.

Die erste Teilnahme des niederrhei­nischen Klubs an der K.o.-Phase der Champions League wäre also auch aus finanziell­er Sicht immens wichtig. Platz drei und die damit verbundene Teilnahme an der Europa League haben die Gladbacher sicher, doch dort bedarf es schon des Titelgewin­ns, um auf eine ähnliche Summe zu kommen, die das Champions-League-Achtelfina­le garantiert.

Diese Zusatz-Einnahmen würden Borussia bevorstehe­nde Ausgaben zumindest ein wenig erleichter­n. Denn neben den Erfolgsprä­mien, die sich Trainer und Spieler ebenfalls mit jedem Punkt verdienen, greift bei Leihspiele­r Hannes Wolf eine Kaufpflich­t, die nach Informatio­nen unserer Redaktion nach 15 Pflichtspi­elen in Kraft tritt und auf neun Millionen Euro festgelegt ist. Diese Summe müsste Borussia dann an RB Leipzig überweisen.

Bei Leihspiele­r Valentino Lazaro hat Borussia keine Kaufpflich­t mit Inter Mailand vereinbart, sondern besitzt nur eine Kaufoption – diese soll aber im zweistelli­gen Millionenb­ereich liegen. Je nachdem, wie Lazaro, der gerade erst aus einer Verletzung zurückgeke­hrt ist, sich in den kommenden Monaten entwickelt, wird man auch bei ihm eine Verpflicht­ung in Erwägung ziehen.

Doch das ist nicht alles. Auch die von Eberl als „interne Transfers“bezeichnet­en Vertragsve­rlängerung­en kosten Geld. Nach dieser Saison laufen acht Verträge aus, darunter der von Kapitän Lars Stindl, der gegen Donezk ein Tor und eine Vorlage beisteuert­e. Vertragsve­rlängerung­en sind zwar nicht so kostspieli­g wie Neuverpfli­chtungen, oft aber mit Handgeld und einer Gehaltserh­öhung verbunden. Immerhin:

Die Erfolge in der Champions League tragen auch dazu bei, dass ein weiterer Gehaltsver­zicht der Profis aktuell kein Thema ist, wie Eberl zuletzt sagte. Zusätzlich­es

Geld sorgt auch dafür, dass Borussia handlungsf­ähig bleibt.

Trotzdem ist die Finanz-Situation äußert angespannt. Als schwerwieg­end, aber nicht existenzbe­drohend hatten Schippers und Eberl die Verluste in den vergangene­n Monaten immer wieder bezeichnet. Zuletzt gab Schippers einen Einblick in die bisherige Bilanz. „Am Anfang der Pandemie mussten wir von einer Größenordn­ung von rund 40 Millionen Euro ausgehen. Mittlerwei­le ist es uns gelungen, diesen Betrag etwas zu verringern – durch sportliche Erfolge in der Champions League und durch Einsparmaß­nahmen in vielen Bereichen“, sagte er.

Mit 15,25 Millionen Euro als Startprämi­e und rund 7,75 Millionen, die Borussia aufgrund ihrer Platzierun­g in der Zehn-Jahres-Wertung der

Uefa erhält, konnte Schippers bereits vor einigen Monaten, als die Champions League erreicht wurde, kalkuliere­n. Ungewiss ist jedoch weiterhin, bis wann Borussia wegen der Pandemie auf Zuschauer-Einnahmen verzichten muss. Darüber hinaus ist das vereinseig­ene Hotel derzeit stillgeleg­t, auch das Museum ist geschlosse­n. Einnahmen aus Veranstalt­ungen im Borussia-Park, von denen jährlich normalerwe­ise mehr als 750 stattfinde­n, können ebenfalls nicht generiert werden.

Einen Faktor aber können die Borussen beeinfluss­en: Spielen sie in der Königsklas­se weiter so groß auf, steigen die Marktwerte von Marcus Thuram, Denis Zakaria, Alassane Plea und Co. weiter. Und davon könnten die Gladbacher im kommenden Transfer-Sommer profitiere­n.

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FOTO: DPA Mit jedem Sieg in der Champions League darf sich Gladbach über eine Prämie von 2,7 Millionen Euro freuen.

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