Rheinische Post Viersen

Ein typischer Embolo

Borussias Stürmer erzielte gegen Donzek sein erstes Saisontor. Dass das per Fallrückzi­eher fiel, passt zu ihm.

- VON HANNAH GOBRECHT

Gladbachs Stürmer Breel Embolo erlebt aktuell die wohl ganz normale Achterbahn­fahrt im Leben eines Angreifers. Am Samstag noch hatte er es gegen den FC Augsburg verpasst, die Partie mit einem Treffer zu entscheide­n, zahlreiche Chancen ließ er verstreich­en. Die Gladbacher verspielte­n zwei wichtige Punkte. Embolos Gemütslage nach dem Spiel: geknickt und enttäuscht.

Vier Tage später sah seine Gefühlswel­t schon wieder ganz anders aus. Beim 4:0-Sieg in der Champions League gegen Schachtjor Donezk sorgte er mit dem Halbzeit-Pfiff für klare Verhältnis­se – und wie. Denn Embolos Treffer in der Nachspielz­eit des ersten Durchgangs war am Mittwochab­end die Kunst höchster Fußball-Akrobatik. Per Fallrückzi­eher versenkte der Schweizer den Ball aus kurzer Distanz am ukrainisch­en Nationalto­rwart Andriy Pyatov mit dem Außenrist vorbei ins Netz. Ein echter Wirkungstr­effer gegen die Gäste, die danach wohl selbst nicht mehr daran geglaubt hatten, etwas Zählbares aus Mönchengla­dbach mitnehmen zu können.

„Es ist immer schön zu treffen, aber wichtiger ist der Sieg. Das steht über allem. Wenn man noch ein Tor machen kann, ist es umso schöner“, sagte Embolo, der sich schon vor seinem Treffer mehrere Chancen herausgear­beitet hatte, einmal aber an Pyatov und ein anderes Mal am Außenpfost­en scheiterte. „Ich hatte wieder große Chancen, bin gut im Spiel gewesen. Das Tor braucht man dann aber auch einfach. Ich hoffe, dass ich die Leichtigke­it und das nötige Quäntchen Glück nun gefunden haben“, sagte Embolo.

Dass ausgerechn­et sein komplizier­tester Abschluss im Tor landete, darüber wunderte er sich nicht. „Wie der Ball bei meinem Tor reinfällt, ist wieder typisch Breel, sagen sie jetzt in der Kabine: Der Schwierigs­te geht rein und die Einfachen wieder nicht“, sagte Embolo. Für ihn persönlich war es sein erster Saisontref­fer. Entspreche­nd groß war die

Freude nicht nur bei ihm, sondern auch bei seinen Mitspieler­n, die sein Traumtor ausgiebig feierten.

„Die Reaktion der Mannschaft zeigt, dass sie intakt ist und sich für jeden Einzelnen freut“, sagte Borussias Sportdirek­tor Max Eberl. Embolos Jubel-Lauf führte dann auch noch zu seinem Trainer, der ihn zum dritten Mal hintereina­nder in die Startelf beordert hatte. „Er hat sich mit einem herausrage­nden Tor belohnt. Das ist am Ende das Wichtigste für einen Stürmer“, sagte Marco Rose.

Borussias Co-Trainer Alexander Zickler, der als Spieler früher ebenfalls spektakulä­re Tore erzielt hatte, gratuliert­e Embolo schon auf dem Weg in die Kabine. Zickler und Embolo pflegen ohnehin eine besondere Beziehung, tauschen sich immer wieder aus und feilen auf dem Trainingsp­latz gemeinsam an den Knipser-Qualitäten von Embolo. Das Herausspie­len der Möglichkei­ten funktionie­rt beinahe konsequent, doch an der Tor-Ausbeute hapert es bei Embolo noch. Vor allem die vermeintli­ch „einfachen“Chancen lässt es häufig liegen.

Das Erfolgserl­ebnis gegen Donezk dürfte ihm aber Auftrieb geben, zumal er sich stets für die Mannschaft aufopfert. „Er macht unglaublic­h viel für unser Spiel, er löst sich aus Situatione­n, die schwierig sind. Das Tor hat mich sehr gefreut. Das wird ihm viel Power geben für die nächsten Wochen“, sagte Embolos Landsmann Yann Sommer.

Am Samstag (18.30 Uhr/Sky) kommt es gegen den FC Schalke 04 zum Duell mit Embolos ExKlub. „Wir hoffen, dass der Knoten geplatzt ist. Wir glauben dran und sind von seiner Spielart sehr überzeugt. Wenn er dann zwei Tore auflegt, zählt das genauso“, sagte Eberl, der Embolo im Sommer 2019 für rund elf Millionen Euro von Gelsenkirc­hen an den Niederrhei­n lotste. Embolo dürfte heiß darauf sein, sich am Wochenende bei seinen ehemaligen Kollegen für die 0:2-Niederlage im Januar zu revanchier­en. Seine Formkurve dafür zeigt nach oben.

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FOTO: AP Breel Embolo erzielte in der Nachspielz­eit der ersten Halbzeit gegen Schachtjor Donezk ein Traumtor und ließ dem gegnerisch­en Torhüter dabei keine Chance.

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