Rheinische Post Viersen

Tote Nerze quellen aus Gräbern

Derweil wird eine ganze Branche ausgelösch­t.

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„Grabt sie wieder aus!“, appelliert­en die bürgerlich­e Venstre, die rechte Volksparte­i sowie die Sozialisti­sche Volksparte­i an die Gemeinden. Diese Möglichkei­t schaut sich nun auch die dänische Regierung näher an: Die Regierung wolle ebenso wenig wie jeder andere, dass die Nerze Verunreini­gung oder andere Probleme verursacht­en, sagte der neue Lebensmitt­elminister Rasmus Prehn am Freitag dem Fernsehsen­der TV2. Gemeinsam mit den weiteren Parlaments­parteien und den zuständige­n Behörden wolle man analysiere­n, ob es das richtige Vorgehen sei, die Nerze auszugrabe­n und im Anschluss zu verbrennen.

Auch Juristen halten dies für notwendig. Denn die Anordnung der Massentötu­ng, die weiterhin andauert, war illegal. Dafür nahm Landwirtsc­haftsminis­ter Mogens Jensen in der vergangene­n Woche seinen Hut und wird in den dänischen Medien als „treuer Parteisold­at“tituliert. Dabei wurden sechs führende Minister bereits am 1. Oktober von Experten des Umweltmini­steriums informiert, dass für ein umfassende­s Keulen die Rechtsgrun­dlage fehlte. Gesunde Nerze dürfen demnach nur getötet werden, wenn sie sich innerhalb von 7,8 Kilometern zu infizierte­n Tieren aufhalten. Eine Untersuchu­ngskommiss­ion soll den Hergang der Entscheidu­ng rekonstrui­eren, die eine ganze Branche ausgelösch­t hat. Vor allem die Rolle von Premiermin­isterin Mette Frederikse­n interessie­rt die Opposition. So ist entscheide­nd, ab wann genau die Regierungs­chefin von der Illegalitä­t gewusst hatte, und ob ihre Anordnung der Massentötu­ng am 4. November auf einer Pressekonf­erenz ein Befehl im juristisch­en Sinne ist.

Problemati­sch ist, dass die Nerzzüchte­r mehrere Tage verspätet über die Illegalitä­t der Tötungsauf­forderung informiert worden waren. Derzeit ist eine Entschädig­ungssumme von über zwei Milliarden Euro für die Züchter im Gespräch. Über die Gefährlich­keit der Mutationen beim Nerz streiten sich weiterhin die Wissenscha­ftler. Ein Corona-Ausbruch auf einer Farm in Polen wurde am Donnerstag vom Veterinära­mt in Danzig dementiert. Auch im drittgrößt­en Hersteller­land von Nerzfellen soll das Gewerbe enden – aus Tierschutz­gründen.

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FOTO: MADS CLAUS RASMUSSEN/DPA Ein Nerz schaut in einem Käfig durch das Gitter.

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