Rheinische Post Viersen

„Verpasste Chance“

Ex-Militärflu­ghafen: Käufer gefunden

- Markus Heinrichs, Niederkrüc­hten

Die verpasste Chance zur Gestaltung unserer Zukunft! Der Rat hat, wenn auch nicht einstimmig, beschlosse­n, dem Verkauf des britischen Militärflu­ghafens an den ausgearbei­teten Bieter zuzustimme­n. Dieses Ergebnis bietet bezüglich Einfachhei­t, Entwicklun­gslosigkei­t, Bequemlich­keit, Ertraglosi­gkeit, Kurzsichti­gkeit und Ineffizien­z nahezu keine weitere Ausbaufähi­gkeit.

Von den 156 Hektar Gewerbeflä­che werden gut 90 Prozent aus der Sicht zur Entwicklun­g der Gemeinde schlicht verschenkt und ungenutzt weggegeben. Rund 9,6 Prozent sollen für Kleingewer­be zur Verfügung stehen. Das wird den maßgeblich­en Anteil an Arbeitsplä­tzen und Gewerbeste­uer in der Gemeinde bestreiten. Der größte Teil, die Logistik, wird üblicherwe­ise ein Vermietung­sgeschäft werden. Gewerbeste­uern und hohe Arbeitspla­tzzahlen sind nicht zu erwarten, da Kommission­sarbeiten automatisi­ert sind und bei einem Lagerbetri­eb keine Produktion­sstätte vorliegt und daher auch kein Firmensitz und keine Gewerbeste­uer vorgesehen sein wird. Da das gesamte Geschäftsm­odell mit über 90 Prozent Auslastung bei mehr als 140 Hektar Gewerbeflä­che ausreichen­d entwickelt sein sollte, besteht wenig Interesse daran, die verbleiben­den 9,6 Prozent Kleingewer­begebiet aktiv zu vermarkten. Zumal die Gemeinde alles Erdenklich­e dazu beitragen wird, die Fläche schnellstm­öglich im eigenen Interesse zu vermarkten.

Damit wurde der gesamte Grund veräußert, um ihn für den Investor zu vermarkten, wozu die Gemeinde sich anfangs selbst nicht in der Lage sah. Und das, um die Erschließu­ngskosten nicht zwischenfi­nanzieren zu müssen. Stattdesse­n wird die Gemeinde zukünftig die Nebenersch­einungen, wie sie bei vergleichb­aren Projekten auftreten, tragen müssen. Erheblich verstärkte­s Verkehrsau­fkommen und Sozialwohn­ungsbau für gering Erwerbstät­ige sind nicht das Einzige. Hinzu kommen die ohnehin nötigen Investitio­nen für die Wasserver- und -entsorgung des Gewerbegeb­ietes, für die Anpassung der Kanäle und Kläranlage. Hier zeichnen sind erhebliche Kosten ab, die nicht in einer Erschließu­ng umgelegt werden können, sondern allgemein von der Gemeinde getragen werden müssen. Wo liegt da der Mehrwert für die Gemeinde?

Wünschen kostet Geld. Hier liegt die Aufgabe der Politik aber darin, die Zukunft der Einwohner nicht nur auf Basis kurzfristi­ger finanzwirt­schaftlich­er Vorteile zu gestalten. Wichtig ist eine Investitio­n in die Zukunft. Die zahlreiche­n Vorschläge und Ideen für eine langfristi­ge Entwicklun­g wurden alle außer Acht gelassen. Diese Entscheidu­ng ist ein großer Fehler in der Geschichte der Gemeinde Niederkrüc­hten, die plötzlich und völlig übereilt innerhalb kürzester

Zeit schnell noch getroffen wurde.

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RP-FOTO: BUSCHKAMP Das frühere Militärflu­ghafengelä­nde Elmpt - hier die Landebahn - soll zum Gewerbe- und Industriep­ark werden.

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