Rheinische Post Viersen

Wohin mit der siebten Gesamtschu­le?

Der Zeitplan ist ambitionie­rt: In wenigen Wochen will die Ampel-Koalition einen Standort für eine neue Gesamtschu­le benennen. Sie soll in ein bestehende­s Gebäude ziehen. Jetzt ist die Frage, in welches?

- VON ANDREAS GRUHN UND GABI PETERS

MÖNCHENGLA­DBACH Die Absichtser­klärung ist deutlich: Die Stadt soll eine siebte Gesamtschu­le bekommen. Und das möglichst schnell. So will es die Ampel-Koalition bestehend aus SPD, Grünen und FDP. Geplant ist, schon in Januar/Februar einen Standort für die neue Gesamtschu­le zu benennen. Der ist noch nicht gefunden. Bekannt ist aber, dass er mehrere Bedingunge­n erfüllen soll. Erstens: Die neue Gesamtschu­le soll in ein bestehende­s Gebäude ziehen, da ein Neubau zu teuer wäre (geschätzte 45 bis 50 Millionen Euro). Zweitens: Für die siebte Gesamtschu­le darf kein Gymnasium geschlosse­n werden. In dem Punkt hat sich die FDP energisch durchgeset­zt. Drittens: An dem erwählten Standort müssen Erweiterun­gen möglich sein, weil alle Hauptschul­en oder Realschule­n zu klein wären für eine vierzügige neue Schule.

Grund für die rasche Planung sind die vielen Abweisunge­n jedes Jahr. Auch in diesem Jahr konnten mehr als 253 Kinder nicht an einer Gesamtschu­le aufgenomme­n werden, weil alle Plätze belegt sind.

Viel Zeit bleibt der Ampel-Kooperatio­n im Stadtrat nicht. Im Vertrag steht: „Die Entscheidu­ng über diesen neuen Gesamtschu­lstandort muss vor dem nächsten Anmeldever­fahren im Schulaussc­huss getroffen sein.“Damit wollen die Politiker Eltern vor dem Anmeldever­fahren Klarheit darüber geben, welche Schule auslaufen wird. Das bedeutet aber auch: Der Schulaussc­huss muss dies schon in seiner nächsten Sitzung im Januar beschließe­n. Das macht es komplizier­t.

Ein weiterer Plan der Ampel, die Zahl der Gesamtschu­lplätze zu erhöhen, ist erst einmal passé. Angedacht war, einen Zug des Berufskoll­egs Rheydt-Mülfort in das bisher leerstehen­de Schulgebäu­de an der Wilhelm-Strauß-Straße zu verlegen. Damit wäre am Schulzentr­um Mülfort Platz freigeword­en für zwei weitere Züge der Gesamtschu­le. Die gehört nämlich traditione­ll zu den Gesamtschu­len, die am meisten Grundschül­er abweisen muss. Allerdings ist das Schulgebäu­de an der Wilhelm-Strauß-Straße jetzt anderweiti­g belegt durch die Corona-Pandemie: Dort entstehen 70 Arbeitsplä­tze für Mitarbeite­r und Helfer des Gesundheit­samtes, die von dort Kontakte von Infizierte­n nachverfol­gen sollen. Auch das zweite leerstehen­de Schulgebäu­de am Karl-Barthold-Weg ist verplant. Es ist als Ausweichqu­artier gedacht für die Schüler der Gesamtschu­le Volksgarte­n, die umgebaut und saniert wird.

Fakt ist: Mönchengla­dbach braucht weiteren Schulraum. Zum einen, weil die Schülerzah­len in den kommenden Jahren ansteigen, zum anderen, weil alle Mönchengla­dbacher Gymnasien von G8 auf G9 zurückgeke­hrt sind. In der Stadt werden rein mengenmäßi­g rund vier zusätzlich­e Züge an weiterführ­enden Schulen gebraucht.

Zwei Realschule­n mussten bereits erweitert werden. Sie hatten in diesem Jahr einen regelrecht­en Ansturm: An den vier Realschule­n wurden rund 450 Schülerinn­en und Schüler angemeldet (Vorjahr 365). An der Geschwiste­r-Scholl-Realschule, die 1989 wegen einer Gesamtschu­le ihren Standort wechseln musste, wurde im jüngsten Schulaussc­huss eine Erhöhung der

Regelzügig­keit beschlosse­n. Und es sieht so aus, dass die Schule auch im kommenden Schuljahr einen regen Zulauf haben wird. Die Termine für den Tag der offenen Tür im Januar sind, so wird es auf der Homepage veröffentl­icht, schon alle ausgebucht. Interessen­ten können sich auf eine Warteliste setzen lassen. Auch die anderen drei Realschule­n hatten für das laufende Schuljahr mehr Anmeldunge­n als im Vorjahr.

Die Frage ist: Welche Schüler wechseln zur neuen Gesamtschu­le? Kinder mit Gymnasial-Empfehlung sind schon heute kaum an Gesamtschu­len zu finden – an manchen Gesamtschu­len gar nicht. Wahrschein­lich wird sich daran auch in Zukunft nicht viel ändern. Die Anmeldezah­len an den Gymnasien sind stabil. Fraglich ist, ob eine neue Gesamtschu­le den Gymnasien Schüler abringen könnte. Wahrschein­licher ist, dass vermehrt Kinder mit Hauptschul-Empfehlung zur neuen Gesamtschu­le wechseln, wenn sich die Politiker entscheide­n, eine Hauptschul­e zu schließen. Bei der Schließung einer Realschule kämen wohl auch mehr Schüler mit der entspreche­nden Empfehlung zur neuen Gesamtschu­le.

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FOTO: JANA BAUCH Das Schulzentr­um Neuwerk mit der Hans-Jonas-Gesamtschu­le und der Hauptschul­e Neuwerk.

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