Rheinische Post Viersen

Van Laack stattet Deutschlan­d aus

Der Mönchengla­dbacher Modeherste­ller ist der wohl größte Textilmask­en-Hersteller im Land und seit neuestem auch Ausstatter der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft. Es läuft im Nordpark.

- VON ANDREAS GRUHN UND FLORIAN RINKE

MÖNCHENGLA­DBACH Die nationale Kraftanstr­engung zur Versorgung des Landes mit textilem Atemschutz sieht man dem Büro nicht an. Christian von Daniels, Chef des Mönchengla­dbacher Modekonzer­n van Laack, hat sein nüchtern und sachlich gehaltenes Büro direkt neben dem Eingang der Zentrale im Nordpark. Gelegentli­ch schallt die Sirene eines Rettungswa­gens herein, der die Wache gegenüber verlässt. An der Wand zeigen Uhren die jeweils aktuellen Tageszeite­n in New York, Köln, Moskau, Singapur und Sydney an. In New York sind es an diesem Vomittag in Mönchengla­dbach gerade 6.07 Uhr, als von Daniels auf die Masken auf dem Tisch vor ihm zeigt. Lufthansa, Borussia, die eigene Kollektion, die zum Verkaufssc­hlager wurde, das Land NRW

– kaum ein Accessoire hat es innerhalb so kurzer Zeit zu einer solch gigantisch­en Ausbreitun­g geschafft wie van Laacks textiler Mund-Nase-Schutz.

Um die inzwischen mehr als 100 Millionen verkauften Exemplare ins Land zu bekommen, ist eine immense Logistik nötig. „Wir nutzen ausschließ­lich Luftfracht, weil alles schnell gehen muss – auch wenn die gerade kaum verfügbar ist, weil Luftfracht häufig in den Passagierm­aschinen mit drin ist“, sagt von Daniels. Derzeit sind es wöchentlic­h ein bis drei Dreamliner voller Masken, die in Düsseldorf ankommen und von dort weiter verteilt werden. „Wir haben die offizielle Linienmasc­hine von Vietnam-Airlines, die ja momentan nicht fliegt, gechartert. Die fliegt jetzt nicht nach Frankfurt, sondern nach Düsseldorf und lädt dort die Masken aus. Das kommt dann nach Mönchengla­dbach und wird dort umverteilt“, sagt von Daniels. „Dafür brauchen die Dienstleis­ter natürlich eine ganze Menge Leute, um die Logistik zu schaffen, wenn die Flieger aus Hanoi kommen.“Mönchengla­dbach sei damit derzeit der wohl größte Umschlagpl­atz für Masken in Deutschlan­d, wodurch von Daniels für das laufende Geschäftsj­ahr eine Verdoppelu­ng des ohnehin schon gewachsene­n Umsatzes erwartet (siehe Box).

Schutzmask­en und Schutzkitt­el – das braucht der Deutsche Fußball-Bund (DFB) trotz sportliche­r Probleme derzeit wohl kaum. Dafür aber eine Ausstattun­g der Nationalma­nnschaft mit Business-Mode. Und dafür ist seit diesem Jahr ebenfalls van Laack zuständig. Das Gladbacher Unternehme­n hat damit Hugo Boss als Ausstatter der Mannschaft um Bundestrai­ner Joachim Löw abgelöst. „Wir haben im

März einen Vertrag unterschri­eben, dass wir Fashion-Partner der Fußball-Nationalma­nnschaft sind als Nachfolger von Hugo Boss. Durch den Lockdown, die leeren Stadien und den Wegfall der EM haben wir das bislang noch nicht publik gemacht – aber Oliver Bierhoff und Joachim Löw tragen die Kleidung bereits während des Spiels“, sagt von Daniels. „Wir haben einen Fünf-Jahres-Vertrag – und können in der Zeit gemeinsam weiter nach oben aufsteigen.“Das Engagement bei Borussia ist hingegen ausgelaufe­n – abgesehen von einem Punkt, der nichts mit Mode zu tun hat: „Für die Borussia kochen wir weiterhin.“

In der Gastronomi­e ist von Daniels mit inzwischen zwei Standorten aktiv: der Cottoneria direkt am vanLaack-Store im Nordpark, und dem Palace St. George nur wenige Meter entfernt. „Interessan­t ist, dass wir mit der Cottoneria sehr schnell wieder Fuß fassen konnten nach dem Lockdown“, sagt von Daniels. „Wir waren schon im August auf Vorjahresn­iveau, im Oktober sogar drüber – insofern war es natürlich schade, dass wir wieder zumachen mussten.“ Keiner der Bekleidung­s-Filialen der Marke habe sich so schnell erholt wie „La Cottoneria“. „Die Gastronomi­e ist profitabel – und die ursprüngli­che Vision, dass wir die Retail-Stores beleben, hat sich bewahrheit­et“, sagt von Daniels. „Der Nordpark hat sich insgesamt super entwickelt. Der Store in Mönchengla­dbach ist unter all unseren Läden einer der Besten.“Im Palace St. George hingegen fehlen derzeit vor allem Veranstalt­ungen. „Aber wir haben Reservieru­ngen bis 2022. Da brauchen wir den Impfstoff oder Schnelltes­ts am Eingang.“

 ?? FOTOS: (2) DETLEF ILGNER ?? Eine Auswahl der Masken, die van Laack im Auftrag etwa der Lufthansa, der Landesregi­erung oder Borussias produziert.
FOTOS: (2) DETLEF ILGNER Eine Auswahl der Masken, die van Laack im Auftrag etwa der Lufthansa, der Landesregi­erung oder Borussias produziert.
 ??  ?? Christian von Daniels ist Mehrheitsg­esellschaf­ter von van Laack.
Christian von Daniels ist Mehrheitsg­esellschaf­ter von van Laack.
 ?? FOTO: VAN LAACK ?? Das Unternehme­n chartert Flugzeuge für den Transport der Millionen Masken.
FOTO: VAN LAACK Das Unternehme­n chartert Flugzeuge für den Transport der Millionen Masken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany