Van Laack stattet Deutschland aus
Der Mönchengladbacher Modehersteller ist der wohl größte Textilmasken-Hersteller im Land und seit neuestem auch Ausstatter der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Es läuft im Nordpark.
MÖNCHENGLADBACH Die nationale Kraftanstrengung zur Versorgung des Landes mit textilem Atemschutz sieht man dem Büro nicht an. Christian von Daniels, Chef des Mönchengladbacher Modekonzern van Laack, hat sein nüchtern und sachlich gehaltenes Büro direkt neben dem Eingang der Zentrale im Nordpark. Gelegentlich schallt die Sirene eines Rettungswagens herein, der die Wache gegenüber verlässt. An der Wand zeigen Uhren die jeweils aktuellen Tageszeiten in New York, Köln, Moskau, Singapur und Sydney an. In New York sind es an diesem Vomittag in Mönchengladbach gerade 6.07 Uhr, als von Daniels auf die Masken auf dem Tisch vor ihm zeigt. Lufthansa, Borussia, die eigene Kollektion, die zum Verkaufsschlager wurde, das Land NRW
– kaum ein Accessoire hat es innerhalb so kurzer Zeit zu einer solch gigantischen Ausbreitung geschafft wie van Laacks textiler Mund-Nase-Schutz.
Um die inzwischen mehr als 100 Millionen verkauften Exemplare ins Land zu bekommen, ist eine immense Logistik nötig. „Wir nutzen ausschließlich Luftfracht, weil alles schnell gehen muss – auch wenn die gerade kaum verfügbar ist, weil Luftfracht häufig in den Passagiermaschinen mit drin ist“, sagt von Daniels. Derzeit sind es wöchentlich ein bis drei Dreamliner voller Masken, die in Düsseldorf ankommen und von dort weiter verteilt werden. „Wir haben die offizielle Linienmaschine von Vietnam-Airlines, die ja momentan nicht fliegt, gechartert. Die fliegt jetzt nicht nach Frankfurt, sondern nach Düsseldorf und lädt dort die Masken aus. Das kommt dann nach Mönchengladbach und wird dort umverteilt“, sagt von Daniels. „Dafür brauchen die Dienstleister natürlich eine ganze Menge Leute, um die Logistik zu schaffen, wenn die Flieger aus Hanoi kommen.“Mönchengladbach sei damit derzeit der wohl größte Umschlagplatz für Masken in Deutschland, wodurch von Daniels für das laufende Geschäftsjahr eine Verdoppelung des ohnehin schon gewachsenen Umsatzes erwartet (siehe Box).
Schutzmasken und Schutzkittel – das braucht der Deutsche Fußball-Bund (DFB) trotz sportlicher Probleme derzeit wohl kaum. Dafür aber eine Ausstattung der Nationalmannschaft mit Business-Mode. Und dafür ist seit diesem Jahr ebenfalls van Laack zuständig. Das Gladbacher Unternehmen hat damit Hugo Boss als Ausstatter der Mannschaft um Bundestrainer Joachim Löw abgelöst. „Wir haben im
März einen Vertrag unterschrieben, dass wir Fashion-Partner der Fußball-Nationalmannschaft sind als Nachfolger von Hugo Boss. Durch den Lockdown, die leeren Stadien und den Wegfall der EM haben wir das bislang noch nicht publik gemacht – aber Oliver Bierhoff und Joachim Löw tragen die Kleidung bereits während des Spiels“, sagt von Daniels. „Wir haben einen Fünf-Jahres-Vertrag – und können in der Zeit gemeinsam weiter nach oben aufsteigen.“Das Engagement bei Borussia ist hingegen ausgelaufen – abgesehen von einem Punkt, der nichts mit Mode zu tun hat: „Für die Borussia kochen wir weiterhin.“
In der Gastronomie ist von Daniels mit inzwischen zwei Standorten aktiv: der Cottoneria direkt am vanLaack-Store im Nordpark, und dem Palace St. George nur wenige Meter entfernt. „Interessant ist, dass wir mit der Cottoneria sehr schnell wieder Fuß fassen konnten nach dem Lockdown“, sagt von Daniels. „Wir waren schon im August auf Vorjahresniveau, im Oktober sogar drüber – insofern war es natürlich schade, dass wir wieder zumachen mussten.“ Keiner der Bekleidungs-Filialen der Marke habe sich so schnell erholt wie „La Cottoneria“. „Die Gastronomie ist profitabel – und die ursprüngliche Vision, dass wir die Retail-Stores beleben, hat sich bewahrheitet“, sagt von Daniels. „Der Nordpark hat sich insgesamt super entwickelt. Der Store in Mönchengladbach ist unter all unseren Läden einer der Besten.“Im Palace St. George hingegen fehlen derzeit vor allem Veranstaltungen. „Aber wir haben Reservierungen bis 2022. Da brauchen wir den Impfstoff oder Schnelltests am Eingang.“