Mit der Mandoline auf Wanderschaft
Coronabedingt fällt das Jubiläumskonzert aus. Doch das Dülkener Mandolinen-Orchester bietet zum 100-jährigen Bestehen eine Alternative.
DÜLKEN Das Programm stand und die Proben waren angelaufen. Doch dann kam Corona. Eigentlich sollte 2020 ein besonderes Jahr für das Dülkener Mandolinen-Orchester 1920 werden. Irmgard Feldges, die selber seit mehr als 50 Jahren dem Orchester angehört, erzählt: „Wir blicken auf unser 100-jähriges Bestehen und das wollten wir mit einem festlichen Konzert feiern. Zusammen mit musikalischen Gästen aus den letzten 25 Jahren und mit einem Programm, das Werke von der Gründungszeit bis heute enthalten sollte.“Stattdessen mussten die Proben im März aufgrund der Pandemie eingestellt werden. Nicht einmal das obligatorische Jubiläumsfoto konnte gemacht werden. Allerdings hat sich der Verein nicht entmutigen lassen.
Feldges berichtet: „Wir haben stattdessen eine CD mit über 15 Stücken gemacht, bei der wir unser gesamtes musikalisches Repertoire präsentieren, angefangen von der Volksmusik bis hin zu modernen Stücken.“Möglich gemacht haben es zahlreiche Mitschnitte aus den Konzerten der vergangenen Jahre. Eigentlich waren die Konzertmitschnitte für das Archiv gedacht, aber jetzt zeigte sich, dass man in Zeiten von Corona damit auch eine hervorragende CD zusammenstellen konnte.
Als Wander- und Musikklub Edelweiß wurde das Orchester im Jahr 1920 von Peter Engbrocks gegründet. Er selber war damals gerade einmal 20 Jahre alt. Zehn Männer waren es vor 100 Jahren, die nicht nur einfach zusammen musizierten. Vielmehr waren sie an den Wochenenden zusammen mit ihren Instrumenten unterwegs. Es wurde in der nahen und weiteren Umgebung gewandert, begleitet vom Klang der Mandolinen und Gitarren. Damals gab es zahlreiche derartige Gruppen. Allein im Dreistädtegebiet sollen es mehr als zehn Gruppierungen gewesen sein. Allerdings hat keiner der anderen Musikvereine überlebt.
Engbrocks legte schon früh den Schwerpunkt auf das gemeinsame Musizieren und das Anbieten von Veranstaltungen. Regelmäßige Konzerte im damaligen Germaniasaal oder im Alten Bürgerhaus Dülken fanden viel Zustimmung bei den Bürgern. Ab 1928 nannte man sich Mandolinen-Orchester Edelweiß 1920 Dülken. Das Orchester pflegte
Kontakte zu anderen Zupforchestern der Umgebung, nahm erfolgreich an Wettbewerben teil und trat schon früh dem Bundesverband für Zupforchester bei. In den 50er Jahren startete Engbrocks mit der Ausbildung von Jugendlichen. Sie musizierten zunächst in einem eigenen Orchester und wechselten später ins Stammorchester. Das war auch der Zeitpunkt, wo die Instrumente in Mädchenhand wanderten. Aus dem reinen Männerorchester wurde eine gemischte musikalische Variante. Engbrocks leitete das Orchester 50 Jahre lang. Ihm folgten die Dirigenten Theo Moors, Hermann Dickmanns, Paul Schroers, Ingrid Schippel und Karl-Heinz Feldges. Seit 2013 steht Dorothea Davis als musikalische Leitung an der Spitze des Dülkener Mandolinen-Orchester.
Für Engbrocks bedeutete die Weitergabe des Dirigentenstabes seinerzeit aber nicht das Ende. Er wirkte weiterhin als Ausbilder in einem neuen, 1969 gegründeten Jugendorchester.
1988 erhielt das Orchester seinen heutigen Namen. Gut besuchte Konzerte mit musikalischen Gästen in Dülken, Konzertreisen über Deutschland hinaus – das Mandolinen-Orchester
hat sich im Lauf der Jahre einen Namen gemacht. Heute zählt es 25 Musiker von Ende 30 bis Anfang 80 Jahre. Eine eigene Jugendgruppe gibt es nicht mehr. Normalerweise wird in den Räumen der Pfarre St. Ulrich geprobt und das seit Jahren. „Unser aller Herzenswunsch ist es, dass wir bald wieder in die gemeinsame Probenarbeit einsteigen können“, sagt Feldges.