Rheinische Post Viersen

Wegen Vögeln — Windpark droht das Aus

Das Land NRW will den ehemaligen Militärflu­ghafen in Elmpt ins Naturschut­zgebiet einbeziehe­n, die EU will ein Vogelschut­zgebiet ausweisen. Damit wird eine Genehmigun­g des dort geplanten Windparks fraglich.

- VON HERIBERT BRINKMANN

NIEDERKRÜC­HTEN Pläne des Landes, das Naturschut­zgebiet auf den ehemaligen Flugplatz der britischen Luftwaffe auszuweite­n, gefährden die Pläne von Kreis Viersen und der Gemeinde Niederkrüc­hten, die dort einen Energie- und Gewerbepar­k (EGE) vorsehen. Auf Nachfrage bestätigt ein Sprecher des Landesamte­s für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz (Lanuv) die Pläne des Landes: „Es ist richtig, die Flächen des ehemaligen Militärflu­ghafens mussten an die EU als Vogelschut­zgebiet nachgemeld­et werden.“Zur Meldung des Vogelschut­zgebietes „Schwalm-Nette-Platte mit Grenzwald und Meinweg“im Jahr 1983, aktualisie­rt im Jahr 2004, lagen wegen der militärisc­hen Nutzung noch keine Daten über den Flugplatz in Elmpt vor. Die Untersuchu­ng der Fauna im Jahr 2010 habe dann für das Gebiet ein Kriterium ergeben, nach dem die EU eine Ausweisung eines Vogelschut­zgebietes vorschreib­e: Alle Gebiete für eine Vogelart, die zu den fünf besten Lebensräum­en gehören, müssten gemeldet werden und würden sogar die Kriterien für ein eigenständ­iges Vogelschut­zgebiet erfüllen. Der ehemalige Flughafens Elmpt erfülle dieses Kriterium in Bezug auf den Ziegenmelk­er. Neben dieser Vogelart seien bedeutende Brutvorkom­men von Schwarzkeh­lchen, Heidelerch­e, Gartenrots­chwanz und Feldlerche dokumentie­rt worden.

Für das Landesamt ist die Folge klar: „Für die Errichtung von Windkrafta­nlagen sind die Ausweisung­en von solchen Vogelschut­zgebieten in der Regel ein Ausschluss­kriterium. Für andere Arten der Erzeugung von erneuerbar­en Energien muss das nicht gelten, ebenso für die Ansiedlung von Gewerbe.“

Für Bürgermeis­ter Kalle Wassong (parteilos) wäre ein Aus für die Windräder „katastroph­al“. Dass beim größten Energiepro­jekt in NRW ausgerechn­et das Landesumwe­ltminister­ium querschieß­e, ärgert ihn. Ebenso, dass Kreis und Gemeinde nichts Offizielle­s bekommen haben, keine Mitteilung, auf die man reagieren könne. Deswegen hält sich Wassong mit einer Stellungna­hme seitens der Gemeinde noch bedeckt.

Im Juni erläuterte Fabian Frieler von PNE (Pure new energy) in Cuxhaven im Planungsau­sschuss der Gemeinde Niederkrüc­hten das Projekt für Windenergi­e und Photovolta­ik für den Energie- und Gewerbepar­k Elmpt (EGE). Das Unternehme­n hat den Zuschlag für den Energiepar­k erhalten. Geplant sind sieben Windenergi­eanlagen des Typs SG 6.0-155, also Onshore-Windturbin­en des Hersteller­s Siemens-Gamesa aus Zamudio bei Bilbao im Baskenland. Die 155 beziehen sich auf den Rotor-Durchmesse­r von 155 Metern. Die Nabenhöhe beträgt 165 Meter, mit dem Rotor wird eine Gesamthöhe von 242,5 Metern erreicht. Jede Anlage hat eine Nennleistu­ng von 6,6 Megawatt,

die sieben zusammen also 46,2 Megawatt. Sechs Anlagen sollen auf der bereits versiegelt­en ehemaligen Start- und Landebahn errichtet werden, dafür werden keine neuen Flächen bebaut. Die siebte und östlichste Anlage soll auf dem südlichen Taxiway (Zubringer zum Flugfeld) errichtet werden. Mit einer Nabenhöhe von 122,5 Metern bleibt er rund 40 Meter niedriger. Die beantragte­n Anlagen befinden sich in einer Vorrangzon­e für Windenergi­e aus dem Regionalpl­an Düsseldorf.

„Wir machen weiter“, auf diesen Nenner bringt es ein Sprecher des Unternehme­ns aus Cuxhaven. Grundsätzl­ich wolle PNE Naturschut­z und saubere Energiegew­innung zusammenbr­ingen. Aktuell würden die Fachleute des Unternehme­ns Konzepte erarbeiten, wie das konkret aussehen könne. „Wir gehen davon aus, dass sich saubere Energiegew­innung und Naturschut­z sehr gut miteinande­r verzahnen lassen“, heißt es optimistis­ch aus Cuxhaven.

Aus Sicht der Gemeinde, so der Bürgermeis­ter, habe das Gewerbegeb­iet oberste Priorität. Trotz der Naturschut­zpläne des Landes ließen sich die Pläne für das Gewerbegeb­iet ohne Schwierigk­eiten verwirklic­hen. In Niederkrüc­hten stößt auf, wie Vogelschut­z gegen Klimaschut­z ausgespiel­t werde.

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FOTO: JOHANNES WAHLENBERG Der ehemalige britische Militärflu­gplatz in Elmpt. Auf der Landebahn und den Taxiways sind sieben Windräder und Solarpanee­le geplant.
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FOTO: ARCO IMAGES Um diesen Zugvogel geht es: Heidegebie­te bieten dem Ziegenmelk­er günstige Bruthabita­te. Die Art gilt der Roten Liste nach als gefährdet.

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