Die Nähe zum Patienten ist entscheidend
Hausarzt ist für ihn kein aussterbender Beruf. Seit über 20 Jahren ist Dr. Christoph Schraven Hausarzt mit eigener Praxis. Seit diesem Jahr hat er Verstärkung. Die junge Internistin Halina Krannich gehört seit Januar fest zum Team.
LOBBERICH Wenn Halina Krannich von ihrem Beruf spricht, dann ist ihr die Begeisterung auf der ganzen Linie anzusehen. „Ich wollte schon als Kind Ärztin werden. Mein älterer Bruder studierte ebenfalls Medizin. Ich bin ihm gefolgt. Ich habe mir damit einen Traum erfüllt“, sagt Krannich. Jetzt hat sich die 36-Jährige nach ihrer gerade abgelaufenen Elternzeit einen weiteren Wunsch erfüllt. Die Internistin, die vor ihrer Schwangerschaft auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Moers gearbeitet hat, ist in die Lobbericher Hausarztpraxis von Dr. Christoph Schraven eingestiegen. Dort hatte sie zuvor schon für drei Monate hineingeschnuppert, nun gehört sie fest zum Team.
„Hausarzt sein bedeutet, viel näher am Patienten zu sein. Im Krankenhaus, gerade auf der Intensivstation, besteht keine enge Beziehung zwischen dem Arzt und dem Patienten. Das habe ich vermisst. Der Patient verlässt die Intensivstation und man hat keinen Kontakt mehr. Als Hausarzt ist das ganz anders. Hier begleite ich Menschen“, sagt Krannich.
Das kann Dr. Schraven nur bestätigen. „Als Hausarzt begleitete ich die Patienten von A bis Z. Es ist nicht nur eine Diagnose. Man weiß um die Familie und das Umfeld. Man kennt den Beruf des Patienten. Ich bin mehr als nur der behandelnde Arzt. Es besteht eine Bindung zum Patienten“, sagt der 52-jährige Facharzt für Allgemeinmedizin, der im April 2000 die Praxis
an der Wevelinghover Straße 36 in Lobberich übernommen hat. Der Schritt in die Selbstständigkeit erfolgte dabei nach Jahren in Krankenhäusern und gesammelten Erfahrungen
in Hausarztpraxen.
„Ich habe noch im Übernahmejahr von den vorhandenen Patientenkarteien auf Digital umgestellt. Damals war das eine wunderbare Sache, die die Arbeit erleichterte. Die heutige fortschreitende Digitalisierung bringt allerdings nicht mehr so viele Vorteile mit sich. Es ist eher das Gegenteil“, sagt der Mediziner. Soft- als auch Hardware müssen alle zwei bis drei Jahre erneuert werden, weil vorgeschriebene Systeme sonst nicht genutzt werden können. Das fängt schon beim Lesegerät der Krankenkassenkarten an. Was ebenfalls zugenommen hat, ist die Dokumentation. Dokumentieren, sich mit neuen Systemen auseinandersetzen – es kommt viel Zeit zusammen, die von der eigentlichen Arbeit eines Arztes abgeht. Diese hausgemachte Bürokratie halte von der Arbeit ab, kommentiert der Mediziner die heute vorgegebenen Vorgänge. Die Devise für den Nettetaler Arzt lautet indes immer: Sich Zeit nehmen für die Patienten. Das war und ist sein oberstes Ziel. Es sei das A und O, sagt er. Und genau das ist auch Krannich wichtig. Schließlich ist es dieser engere Patientenkontakt und das sich Zeit nehmen für den Einzelnen, was sie bewogen hat, in eine Hausarztpraxis zu wechseln.
Dr. Schraven ist indes froh über die Unterstützung. „In den vergangenen zwei Jahren habe ich keinen Urlaub mehr gemacht. Ich kann die Patienten nicht über Wochen alleine lassen. Da häuft sich vieles an, was dann alles abgearbeitet werden muss, und das kostet Zeit“, sagt er. So aber vertreten sich der Facharzt für Allgemeinmedizin und die Internistin gegenseitig. Im Praxisleben profitieren die Patienten von seiner langjährigen Erfahrung und von dem jungen Wissen der neuen Kollegin. Beide Mediziner haben ihre Fachbereiche, die sich hervorragend ergänzen. „Praxis ist Teamarbeit“, betont Schraven und lobt sein gesamtes Team.
Neben den normalen Sprechstunden stehen indes die Hausbesuche an, denn auch die gehören bei der Nettetaler Praxis zum Alltag. Hausbesuche seien wichtig, sie spielten eine zentrale Rolle, sagt Schraven. Denn auch damit zeigt die Praxis, dass sie sich um ihre Patienten kümmert. Egal, ob sie den Weg in die Praxis selbstständig machen können oder, aus welchen Gründen auch immer, dazu nicht in der Lage sind.