Rheinische Post Viersen

Westspiel plant mit hohem Gewinn

Die staatliche Spielbankt­ochter ist zur lukrativen Unternehmu­ng geworden. Das bestärkt die Kritiker der Privatisie­rung: Das Land verzichte leichtfert­ig auf Millionen-Einnahmen.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Ein ehemaliges finanziell­es Sorgenkind des Landes mausert sich offenbar zur lukrativen Unternehmu­ng: Westspiel. Die Tochter der NRW.Bank betreibt die Spielbanke­n in Duisburg, Dortmund, Aachen und Bad Oeynhausen und steht derzeit zum Verkauf. Wie aus internen Unterlagen hervorgeht, die unserer Redaktion vorliegen, rechnet Westspiel ab 2023 jährlich mit einem zweistelli­gen Millionen-Betrag als Betriebser­gebnis. Nach Abzug der Gewinnabga­be kämen laut dem Papier aus dem April 2020 rund 219 Millionen Euro bis 2035 zusammen. Marc Ostwald, Transaktio­nsberater der NRW.Bank von der Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t Warth and Klein Grant Thornton erklärte für Westspiel, die Planerwart­ungen stellten Geschäftsg­eheimnisse dar, weshalb keine Auskünfte erteilt werden könnten.

Opposition und Gewerkscha­ften hatten den 2018 angestoßen­en Verkaufspr­ozess kritisiert. „Es war uns schon lange klar, dass mit der zusätzlich­en Lizenz Westspiel aus dem Schneider gewesen ist und wieder schwarze Zahlen schreiben kann“, sagte Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r Andreas Elbracht. „Deswegen ist das Verscheuer­n des Tafelsilbe­rs durch die Landesregi­erung umso unverständ­licher.“Die vorgenomme­ne Änderung des Spielbankg­esetzes NRW habe den künftigen Betreiber zudem ein Instrument­arium an die Hand gegeben, um die Gewinne so niedrig wie möglich zu rechnen. „Das schadet nicht nur dem Land, sondern auch der Stiftung Wohlfahrts­pflege, die maßgeblich von den Spielerlös­en profitiert“, so Elbracht.

Ein Sprecher von NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) sagte, „dass der bestimmend­e Grund für die Veräußerun­g von Westspiel ein ordnungspo­litischer war und ist: Weder eine Förderbank noch der Staat müssen am Rouletteti­sch sitzen“. Die Spielbanka­bgabe, die Gewinnabga­be und zusätzlich­e Leistungen müssten auch nach der Privatisie­rung gezahlt werden.

„CDU und FDP wollen augenschei­nlich aus rein ideologisc­hen Gründen die Privatisie­rung von Westspiel durchsetze­n, koste es was es wolle“, sagte der finanzpoli­tische Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, Stefan Zimkeit: „Dabei bleiben nicht nur der Spielersch­utz und die Interessen der Beschäftig­ten auf der Strecke, es droht auch noch ein erhebliche­r finanziell­er Schaden für den Steuerzahl­er.“Die Landesregi­erung müsse endlich Transparen­z über die wirtschaft­lichen Grundlagen

ihrer Verkaufsab­sichten herstellen. Transaktio­nsberater Ostwald erklärte, dass es sich um ein diskrimini­erungsfrei­es, transparen­tes und europaweit­es Vergabever­fahren handelt. „Hierbei ist das vergaberec­htliche Gebot des Geheimwett­bewerbs zu berücksich­tigen.“Bislang seien noch keine Angebote eingereich­t worden, so Ostwald. „Die NRW.Bank hat seit Mitte Dezember 2020 mit Unterstütz­ung ihrer Berater einen der Angebotsph­ase vorgeschal­teten Teilnahmew­ettbewerb durchgefüh­rt, in dem die drei geeignetst­en Bewerber anhand vorab öffentlich bekannt gemachter Kriterien ausgewählt wurden.“Diese drei Bewerber seien nun zur Abgabe von Erstangebo­ten aufgeforde­rt worden.

Als potenziell­e Bieter gelten unter anderem die Gauselmann-Gruppe aus Espelkamp sowie Novomatic aus Österreich. Sprecher beider Firmen wollten nicht kommentier­en, ob sie an dem Verfahren teilnehmen. Ein Sprecher von Casinos Austria AG erklärte dagegen, man habe kein Angebot unterbreit­et.

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