Rheinische Post Viersen

Festlegung auf Luca-App wäre ein Fehler

- VON FLORIAN RINKE

Nachdem sich Bund und Länder trotz hoher Infektions­zahlen auf Öffnungen verständig­t hatten, sprach Gesundheit­sminister Jens Spahn davon, die Lockerunge­n gingen „an die Grenze dessen, was aus Sicht des Gesundheit­sschutzes verantwort­bar ist“.

Die Luca-App wirkt da wie ein weißer Ritter, der alle Probleme löst. Sie soll die Kontaktdat­enerfassun­g vereinfach­en und Infektions­ketten schneller unterbrech­en. Restaurant­s und Co. könnten öffnen. Die Macher der App drängen, dass man sich auf Luca als zentrale Lösung festlegt. In der Politik gibt es dafür Sympathien.

Von zentralen Vorgaben sollte man jedoch besser die Finger lassen. Es gibt zahlreiche andere Unternehme­n, die seit Monaten digitale Lösungen anbieten. Welche sich am Ende durchsetzt, sollte der Markt entscheide­n. Das erhöht für die Anbieter auch den Druck, weiter innovativ zu sein, um im Wettbewerb zu bestehen. Der Staat kann dennoch helfen – indem er etwa dafür sorgt, dass die Gesundheit­sämter über eine zentrale Schnittste­lle ganz leicht angeschlos­sen werden können.

Eine politische Festlegung wäre kontraprod­uktiv, denn es ist völlig unklar, ob Millionen Deutsche überhaupt Lust haben, sich eine solche App zu installier­en. Es wäre wenig gewonnen, wenn die Menschen am Ende lieber wieder Zettel ausfüllen. In der Bekämpfung der Pandemie, das lehrt die Vergangenh­eit, gibt es selten einfache Lösungen. Die Hoffnungen in die zentral entwickelt­e Corona-Warn-App waren groß und wurden enttäuscht. Umgekehrt gibt es eine Vielzahl von privatwirt­schaftlich entwickelt­en Impfstoffe­n. Auch hier hat der Staat nur unterstütz­t und keine Vorgaben gemacht, ob nun ein mRNA- oder Vektor-Impfstoff entwickelt wird. Das Ergebnis spricht für sich. Warum sollte das nicht auch bei der Kontaktdat­enerfassun­g möglich sein? Die besten Lösungen werden sich durchsetze­n. BERICHT IST ES DIE DA, DIE DA, DIE DA, ODER DIE DA?

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