Ist es die da, die da, die da? Oder die da?
Smudo von der Band Die Fantastischen Vier macht sich für die Luca-App zur Kontaktnachverfolgung stark. Doch es gibt bereits zahlreiche andere Angebote. Bund und Länder ringen daher um die Frage, welche App sie einsetzen sollen.
BERLINDie Fantastischen Vier haben 1992 das Lied „Die da!?!“herausgebracht. Darin unterhalten sich zwei Männer über ihre jeweils neue Freundin – um am Ende festzustellen, dass sie dieselbe Frau meinen. In der Politik läuft es aktuell ähnlich. Da wird über die von Bandmitglied Smudo unterstützte Luca-App, über die Recover-App und andere Angebote diskutiert. Am Ende geht es aber immer um die Frage: Wie können Restaurants und Co. Kontakte digital erfassen, damit die Pandemie nicht weiter mit Stift und Papier bekämpft werden muss?
Wie funktioniert die Luca-App?
Die App kann man auf das eigene Smartphone laden oder über den Browser öffnen. Sie erzeugt einen QR-Code, mit dem man sich etwa in Restaurants anmelden kann – das lästige Ausfüllen von Zetteln zur Kontaktnachverfolgung würde dadurch entfallen. Die Daten werden dabei in drei Teilen verschlüsselt gespeichert: Beim Gast auf dem Smartphone, beim Gesundheitsamt und im Restaurant. Erst wenn eine Infektionskette nachvollzogen werden muss, werden sie zusammengesetzt und sind laut Betreibern ausschließlich für das Gesundheitsamt lesbar. Der Nutzer wiederum wird informiert, dass er Teil einer Infektionskette ist – und kann dann entscheiden, ob er weitere Daten, wie sein Bewegungsprofil der vergangenen 14 Tage, die nur auf seinem Smartphone gespeichert wurden, freigibt. So könnten auch andere gewarnt werden, die Kontakt mit ihm hatten.
Erfüllt die Luca-App alle Anforderungen beim Datenschutz?
Das ist bislang noch unklar. Die Macher betonen die hohe Datensicherheit. Der Bundesdatenschutzbeauftragte hat die App bislang nicht geprüft oder bewertet. Eine Sprecherin sagte, man sei vom Bundesgesundheitsministerium noch nicht eingebunden worden. Auch die für die Aufsicht zuständige Berliner Behörde hat noch keine Erkenntnisse.
Welche Alternativen gibt es?
Es gibt in Deutschland viele Angebote
zur elektronischen Kontaktdatenerfassung mittels QR-Code. Sie heißen Recover, Gastident oder Darfichrein. Millionen sogenannter Check-ins wurden über sie bereits abgewickelt. Die Macher einer Vielzahl solcher Angebote haben sich zur Initiative „Wir für Digitalisierung“zusammengeschlossen. Sie fordern: „Es muss egal sein, mit welcher App ein Betrieb digitale Kontaktdaten erfasst. Wichtig ist, dass das Gesundheitsamt über eine einheitliche, offene Schnittstelle darauf zugreifen kann.“Die Macher arbeiten an einer Plattform, auf der alle Daten der Apps zentral Gesundheitsämtern zur Verfügung gestellt werden könnten. Die Corona-Warn-App um eine Möglichkeit zur Kontaktdatenerfassung zu erweitern, wie es Telekom und SAP planen, halten sie nicht für sinnvoll. Dies würde die Akzeptanz verringern.
Wie weit sind die Beratungen von Bund und Ländern?
Die Ministerpräsidentenkonferenz einigte sich in der vergangenen Woche darauf, im Rahmen eines bundesweit einheitlichen Vorgehens ein System für die Digitalisierung der Kontaktnachverfolgung gemeinsam auszuwählen, dringlich zu vergeben und einzuführen sowie kostenlos zur Verfügung zu stellen. Mehrere Länder wollten die Luca-App bereits in diesem Beschluss nennen, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) legte jedoch mit anderen Regierungschefs wegen Bedenken beim Vergaberecht ein Veto ein. An diesem Dienstag verhandelten die Spitzen der Staatskanzleien erneut dazu. Aus Länderkreisen hieß es, man bleibe weiter im Gespräch.
Was könnte es bringen, die App seitens der Länder zu unterstützen?
Die Befürworter verweisen darauf, dass etwa die kommunalen Testzentren die bei Schnelltests gewonnen Daten schnell in die App einspeisen könnten. Die Infektionsketten sollen so deutlich schneller als bislang von den Gesundheitsämtern nachverfolgt und unterbrochen werden können. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, plädiert für eine zentrale App beziehungsweise die Konzentration auf eine App je Bundesland: „Einen Wildwuchs an Kontakt-Nachverfolgungs-Apps sollten wir vermeiden, damit diese Lösungen auch auf die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger treffen“, sagte Landsberg unserer Redaktion. Ideal wäre aus seiner Sicht eine zentrale Schnittstelle für regional eingesetzte Apps, über die dann wiederum Kontaktdaten an die Gesundheitsämter weitergeleitet werden können.