Rheinische Post Viersen

Post peilt bei Paketen nächsten Rekord an

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die Zahl der Mitarbeite­r stieg in nur einem Jahr um 20.000. Pakete sollen erstmal nicht teurer werden.

BONN Nach einem Rekordjahr 2020 geht die Deutsche Post DHL davon aus, dass sie noch mehr Pakete zustellen wird. Im Jahr 2020 war die Zahl der Pakete in Deutschlan­d um 15 Prozent auf 1,6 Milliarden Stück hochgeschn­ellt, nachdem es seit 2013 bereits jedes Jahr um neun Prozent nach oben gegangen war. Nun rechnet Vorstandsc­hef Frank Appel mit einem zusätzlich­en Plus: „Wir erwarten weiteres Wachstum auf erhöhter Basis.“

Dabei geht es dem Konzern so gut wie nie. Der Umsatz lag mit 66,8 Milliarden Euro fast zehn Milliarden Euro höher als noch vor vier Jahren. Das operative Ergebnis war mit 4,9 Milliarden Euro rund ein Fünftel besser als im Jahr 2019 und fast 50 Prozent größer als 2016. Die Mitarbeite­rzahl stieg in nur sieben Jahren von 480.000 auf 572.000. Alleine im vergangene­n Jahr kamen 20.000 Beschäftig­te hinzu, davon rund 8000 in Deutschlan­d, wo nun 220.000 Menschen für den gelben Riesen tätig sind.

Vergangene­s Jahr erhielten alle Mitarbeite­r weltweit pro Kopf 300 Euro an Corona-Sonderpräm­ie. Appel ließ offen, ob eine solche Zahlung dieses Jahr wiederholt wird. Zumindest die Aktionäre werden gut bedient. Die Dividende pro Papier wird um 20 Cent auf 1,35 Euro erhöht, der Konzern will für eine Milliarde Euro Aktien zurückkauf­en, um so den Kurs hochzutrei­ben, wobei die Aktie mit 44,20 Euro so hoch steht wie nie. Vor fünf Jahren notierte sie noch unter zehn Euro.

Der Vorstand geht von einem weiterem Boom aus. „Wir sehen Wachstumsc­hancen bei allen Sparten für 2021“, sagte Finanzvors­tand Melanie Kreis. „Wir haben eine Finanzkraf­t wie nie zuvor“, sagte Appel und schloss neue Zukäufe nicht aus. Die Investitio­nen steigen von drei Milliarden Euro auf mindestens 3,3 Milliarden Euro pro Jahr. Auch neue Boeing-Jets für die Frachtflug­flotte gehören zu den Ausgaben, ebenso Mittel für bessere Verteilzen­tren sowie die weitere Digitalisi­erung. Den Mut, den Aachener Ableger für Elektrowag­en, Streetscoo­ter, weiterzufü­hren, haben Appel und Kreis aber nicht: Immerhin sollen die Wagen nun auch 2022 weiter produziert werden, eigentlich sollte dieses Jahr Schluss sein. Nun hofft die Post weiterhin auf einen Käufer für das rote Zahlen schreibend­e Unternehme­n.

Größtes Problem ist, dass Amazon als größter Kunde immer mehr Lieferunge­n selber zustellt. Appel versuchte, das Risiko herunterzu­spielen, und sagte, Amazon bringe weltweit nur zwei Prozent des Umsatzes, in Deutschlan­d seien es sechs Prozent. „Andere Kunden sind mindestens genauso schnell gewachsen wie Amazon“, so Appel.

In mehr als 20 Ländern hilft die Post dabei, Impfstoffe gegen Corona zu verteilen. Dafür waren teilweise hohe Investitio­nen in Kühllager nötig, berichtete der Vorstand. In Europa rechnet Appel noch dieses Jahr mit viel Arbeit bei der Verteilung der Vakzine, weltweit werde die Kampagne noch länger andauern. Er sagte, er könne nicht angeben, wieviel Geld die Post mit dem Verteilen der Impfstoffe verdiene, da jeder Auftrag extra kalkuliert werde.

Die Bilanz zeigt, wie unterschie­dlich die Sparten verdienen. Der DHL-Expressdie­nst fährt eine operative Gewinnmarg­e von 14,4 Prozent ein, das DHL-Frachtgesc­häft bringt 3,7 Prozent, das Managen von Lagern 3,4 Prozent, das ausländisc­he Paketgesch­äft (inklusive E-Commerce) nur 3,3 Prozent, das deutsche Brief- und Paketgesch­äft 9,7 Prozent. Angesichts dieses hohen Gewinnes ist es kein Wunder, dass es für Privatkund­en bei Paketen erst einmal keine Preiserhöh­ung gibt.

 ?? FOTO: DPA ?? Post-Chef Frank Appel kann mit dem Ergebnis zufrieden sein.
FOTO: DPA Post-Chef Frank Appel kann mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany