Rheinische Post Viersen

„Für Klopp wäre es der nächste Schritt“

- VON KARSTEN KELLERMANN

Der frühere Bundestrai­ner Berti Vogts sieht im Liverpoole­r Trainer den logischen Löw-Nachfolger.

MÖNCHENGLA­DBACH Berti Vogts hat es überrascht, dass sich Joachim Löw nach der Europameis­terschaft im Sommer vom Bundestrai­ner-Amt zurückzieh­en wird. „Ich habe zu dem Zeitpunkt nicht damit gerechnet, dass er die Verantwort­ung abgeben würde“, sagte der frühere Bundestrai­ner (1990 bis 1998) am Dienstag unserer Redaktion. Und stellte heraus: „Joachim Löw ist einer der größten Bundestrai­ner.“Der 60-Jährige habe in den 17 Jahren im höchsten Fußball-Lehreramt in Deutschlan­d „einen Riesenjob“gemacht.

„Der WM-Titel von 2014 ist für mich mit dem WM-Triumph von 1954 in der Schweiz zu vergleiche­n“, sagte Vogts, der selbst mit dem DFBTeam 1996 den Europameis­ter-Titel holte und als Spieler 1974 Weltund 1972 Europameis­ter wurde. „Kein anderer europäisch­er Trainer hat es geschafft, in Südamerika eine WM zu gewinnen“, erinnerte Vogts an den 1:0-Finalsieg vor sieben Jahren im Maracana-Stadion gegen Argentinie­n, Löws größten Triumph.

Dass Löw in die Kritik geraten ist, weil der Neuanfang im Nationalte­am schleppend verlief und das DFB-Team bei der WM 2018 in Russland erstmals in der Vorrunde scheiterte, lastet Vogts nicht dem scheidende­n Bundestrai­ner an. „Dass einige Dinge nicht so liefen wie erhofft, kann man nicht allein dem Bundestrai­ner ankreiden. Die Bundesliga liefert nicht mehr die deutschen Spieler in höchster Qualität, viele wichtige Positionen in den Bundesliga-Klubs sind durch jungen Talente aus dem Ausland besetzt“, sagte Vogts.

In der Nachfolgef­rage sieht Vogts „einige Kandidaten, es ist Sache des DFB-Präsidente­n Fritz Keller, zu entscheide­n, er kennt sich ja gut aus im Fußball“, sagte Vogts.

Er selbst hat einen klaren Favoriten: Jürgen Klopp, der mit dem FC Liverpool 2019 die Champions League gewann und 2020 englischer Meister wurde. „Klopp gehört definitiv auf die Liste der möglichen Löw-Nachfolger. Er hat internatio­nale Erfahrung durch die Arbeit in England, das ist für mich ein sehr wichtiger Aspekt“, sagte Vogts, der darauf verweist, dass der „Blick über den Tellerrand“dem deutschen Fußball „sehr helfen kann“.

„Für Jürgen wäre der Wechsel zum DFB vielleicht sogar eine Befreiung wenn man sich die aktuelle Situation in Liverpool anschaut“, sagte Vogts. Klopp, der mit den „Reds“in der Champions League am Mittwoch gegen RB Leipzig spielt (Hinspiel 2:0), ist mit Liverpool in der Krise, zuletzt gab es die historisch­e Negativ-Bilanz von sechs Heimnieder­lagen in Folge. „Für ihn wäre es ein Ausweg, vor allem aber der nächste Schritt. Und für den deutschen Fußall ein Gewinn“, sagte Vogts.

Klopp selbst sagte am Dienstag auf die Frage, ob er als Nachfolger zur Verfügung stehe: „Nein, ich werde im oder nach diesem Sommer nicht als möglicher Bundestrai­ner zur Verfügung stehen. Ich habe ja einen Job, einen Dreijahres­vertrag in Liverpool.“

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FOTO: DPA Europameis­ter 2016 als Bundestrai­ner: Berti Vogts.

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