Der Öffnungsplan ist eine Mogelpackung
Der Wunsch nach ein bisschen Normalität in der Corona-Krise ist verständlich – und inzwischen übermächtig geworden. Die Bundesländer haben dem Rechnung getragen und viele Geschäfte und Einrichtungen unter Auflagen wieder geöffnet. Doch die Freude über die ersten Öffnungen dürfte nicht lange anhalten. Langsam aber sicher zieht die Zahl der Infektionen an. Der Anteil der Virusvariante B.1.1.7 liegt bei den Neuinfektionen nach der jüngsten Untersuchung des Robert-Koch-Instituts inzwischen bei 55 Prozent. Nach einer aktuellen Studie der Universität Saarbrücken wird die Sieben-Tage-Inzidenz Ende März in Deutschland wieder über 100 liegen. Mitte April könnten nach Simulationsrechnungen der TU Berlin Werte zwischen 500 und 800 erreicht werden. Dann droht der nächste, dritte Lockdown.
Eine Gegenstrategie wären raschere Impfungen oder eine bessere Versorgung mit Schnelltests. Doch davon kann derzeit nicht die Rede sein. Der jetzige Umfang dürfte noch nicht einmal ausreichen, den Anstieg der Neuinfektionen nennenswert zu bremsen. Wir befinden uns schon voll in der dritten Welle.
Das sind schlechte Aussichten für das Frühjahr. Einmal mehr zeigt sich, dass der Öffnungsplan der Ministerpräsidenten und der Kanzlerin eher von Hoffnungen als von nachvollziehbaren Daten und Fakten gespeist war. Spielen am Ende gar die Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg eine Rolle, wenn sich jetzt alle bei den Lockerungsübungen überbieten? Eines ist sicher: Nach dem Wahltag dürfte Schluss mit lustig sein. Dann dürfte die Ministerpräsidentenkonferenz vielleicht schon am 22. März eher über neue Schließungen als über weitere Lockerungen diskutieren. Und bis zur nächsten Bundestagswahl ist es noch weit.
BERICHT DIE SORGE VOR DER DRITTEN WELLE, POLITIK