Keine Angst vorm Inf lationsmonster
Die steigenden Preise sollte man im Auge halten. Grund zur Sorge sind sie aber nicht.
Das Inflationsgespenst geht um. Nicht nur unter Ökonomen wird über Inflationsgefahren diskutiert, auch der „normale Verbraucher“macht sich Sorgen. Dabei ist die Inflationsrate derzeit niedrig. Im Januar lag der Wert, der angibt, wie stark die Preise im Durchschnitt innerhalb eines Jahres gestiegen sind, in Deutschland bei 1,6 Prozent. Da aber gerade die Preise für Fleisch, Obst und Gemüse, also für Produkte, die man oft einkauft, überdurchschnittlich stark gestiegen sind, ist die gefühlte Inflation hoch. Wie sieht die weitere Entwicklung aus? Muss man Angst vor einem großen, zerstörerischen Inflationsmonster haben?
Nein. Kurzfristig werden die Preise weiter steigen. Prognostiziert wird für dieses Jahr eine mögliche Inflationsrate
in Deutschland von bis zu drei Prozent. Für die Preissteigerungen sind jedoch zum einen Sondereffekte verantwortlich, wie zum Beispiel das Ende der temporären Mehrwertsteuersenkung, und zum anderen eine vorübergehend stark steigende Nachfrage, ausgelöst durch die Erfüllung aufgestauter Konsumwünsche, wenn die Corona-bedingten Beschränkungen gelockert werden. Dies sind jedoch einmalige Effekte. Somit muss man sich nicht vor einem zerstörerischen Inflationsmonster fürchten. Problematisch ist es jedoch, wenn sich die Inflation verfestigt. Entscheidend dafür ist, inwiefern und zu welchen Kosten die Angebotsseite, also die Unternehmen, eine hohe Nachfrage – gestützt durch die extrem expansive Geld- und Haushaltspolitik – mittelfristig befriedigen können. Entwicklungen, die hier als preistreibend diskutiert werden, sind unter anderem die demografische Entwicklung, ein Rückgang der Globalisierung und eine verminderte Investitionstätigkeit der Unternehmen. Im ungünstigen Fall kann es zu Inflationsraten im mittleren einstelligen Bereich kommen. Auch wenn damit noch kein großes, zerstörerisches Inflationsmonster auftaucht, ist die Entwicklung problematisch und muss von der Geld- und der Haushaltspolitik im Auge behalten werden.
Unsere Autorin ist Professorin für monetäre Makroökonomik an der Universität Düsseldorf. Sie wechselt sich hier mit dem Wettbewerbsökonomen Justus Haucap und dem Vermögensexperten Karsten Tripp ab.