Letzte Medaille für einen DDR-Sportler
Beim Fernschach konnten die Partien früher etwas länger dauern. Denn Fernschach wurde per Post gespielt. Die
Spieler notierten ihre Züge auf Karten, die Bedenkzeit umfasste einige Tage, es galt der Poststempel. Heute senden sich die Kontrahenten E-Mails oder spielen online. Als aber im Dezember 1987 die zehnte Fernschach-Olympiade begann, erwarteten die Spieler eine Dauer von einigen Jahren. Für die DDR ging Fritz Baumbach (Bild u. r.) an den Start, der seit 1973 den Titel eines Großmeisters trug. Der Wettkampf zog sich hin, dauerte sogar deutlich länger als das Vorgängerturnier, das von 1983 bis 1987 ausgetragen worden war. Was folgte, ist Geschichte: Wende, Wiedervereinigung, Zusammenbruch der Sowjetunion. Die Fernschach-Olympiade ging unbeirrt weiter. 1991 endete Baumbachs Partie mit einem Sieg für den Thüringer, der nun im wiedervereinigten Deutschland lebte. Erst 1995 waren alle Partien ausgespielt. Auf dem ersten Platz stand die Sowjetunion, Silber ging an England, die DDR erhielt die Bronzemedaille – zwei der drei Siegernationen existierten in dieser Form nicht mehr. Baumbach, mittlerweile Präsident des Deutschen Fernschachbundes, organisierte ausnahmsweise eine offizielle Siegerehrung – Fernschachspieler erhalten sonst ihre Medaillen per Post. Am 12. März 1995 kamen Vertreter Großbritanniens, der früheren Sowjetunion und der früheren DDR in Magdeburg zusammen, um die Ehrungen entgegenzunehmen. Die Medien nahmen regen Anteil. Baumbach freute sich: Seine Sportart, die sonst eher im Verborgenen stattfindet, schaffte es auf die Sportseiten internationaler Zeitungen.