Rheinische Post Viersen

Lanxess hat Lust auf Übernahmen

Die Pandemie hat in der Bilanz Spuren hinterlass­en, bis zu 650 Beschäftig­te waren in Kurzarbeit. Nun will der Kölner Chemiekonz­ern durchstart­en. Selbst das Zusammenge­hen mit Wettbewerb­ern hält der Lanxess-Chef für möglich.

- VON ANTJE HÖNING

KÖLN/LEVERKUSEN Die Corona-Krise hat beim Chemiekonz­ern Lanxess ins Kontor geschlagen: Der Gewinn fiel 2020 um mehr als 15 Prozent auf 862 Millionen Euro; der Umsatz schrumpfte um gut zehn Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Doch 2021 will der Kölner Konzern wieder durchstart­en: „Wir setzen voll auf Wachstum“, sagte Lanxess-Chef Matthias Zachert. Viele Kunden-Branchen würden sich bereits wieder erholen. Zudem hält Lanxess weiter Ausschau nach attraktive­n Zukäufen.

Der Chemiekonz­ern profitiert­e im vergangene­n Jahr zwar vom Geschäft mit Desinfekti­onsmitteln, bei dem er sich frühzeitig durch Zukäufe verstärkt hatte. Doch der zeitweilig­e Stillstand der Autofabrik­en und die Corona-Rezession belasteten das Zulieferer-Geschäft. In der Spitze waren im vergangene­n Jahr 650 der 14.300 Lanxess-Mitarbeite­r in Kurzarbeit, zum Jahresende waren es noch 200. Zugleich hat Lanxess schon früh auf Homeoffice gesetzt. Vor einem Jahr waren 85 Prozent der Mitarbeite­r im Homeoffice, aktuell sind es in der Zentrale in Köln noch immer bis zu 20 Prozent, so Zachert weiter. Er will der Belegschaf­t auch umgehend Corona-Impfungen anbieten, wenn dies möglich ist: „Unsere Betriebsär­zte stehen bereit, das kann zack, zack gehen, aber dafür brauchen wir Impfstoff.“Zugleich warnte er die Politik, die Unternehme­n beim Impfen mit Bürokratie zu belasten. „Hier darf es keine Planwirtsc­haft geben“, mahnte er. Man habe auch früh mit dem Einsatz von Schnelltes­ts begonnen. „Wir haben da nicht auf einen Erlass der Politik gewartet“, sagte Zachert. Das Testen werde man fortsetzen.

Lanxess will die Ausschüttu­ng an die Aktionäre trotz der Corona-Krise erhöhen: Der Konzern schlägt der Hauptversa­mmlung, die am 19. Mai virtuell stattfinde­t, eine Dividende von 1,00 Euro je Aktie vor, das sind fünf Cent mehr als im Vorjahr und entspricht einer Ausschüttu­ng von 87 Millionen Euro.

Schließlic­h gab es auch gute Zahlen: Das Konzernerg­ebnis vervierfac­hte sich fast auf 908 Millionen Euro. Grund dafür war der Erlös aus dem Verkauf der Anteile am Chemiepark-Betreiber Currenta, den Lanxess im April abgeschlos­sen hat. Bayer und Lanxess hatten sich von ihren Anteilen an Currenta getrennt. Die Lanxess-Aktie, die zuvor stark gestiegen war, gab am Donnerstag zeitweilig um vier Prozent auf 64 Euro nach. Den Anlegern waren die Gewinnziel­e für 2021 etwas zu mager.

Nun will der Konzern wieder durchstart­en. „2021 stehen alle Zeichen auf Wachstum und unser Fokus liegt auf Geschäfte mit verbrauche­rnahen Schutzprod­ukten“, kündigte Zachert an. Das Signal dazu habe man unlängst mit der Übernahme des US-Konzerns Emerald Kalama Chemical geben, der einen Umsatz von 425 Millionen Dollar und 500 Mitarbeite­r einbringt. Die erwarteten Synergien liegen demnach in der gemeinsame­n Einkaufsma­cht und Produkterg­änzungen – und nicht etwa im Stellenabb­au.

Aber damit ist der Übernahme-Hunger nicht gestillt. „Wir können aus der Position der Stärke heraus als aktiver Spieler an der Konsolidie­rung der Branche teilnehmen“, sagte Zachert. „Auch ein Zusammensc­hluss mit einem Wettbewerb­er ist möglich, wahrschein­licher sind aber mittelgroß­e Zukäufe.“Der Manager hatte das Steuer 2014 übernommen, als Lanxess in einem schlechtem Zustand und einseitig abhängig von der Autoindust­rie war. Der Bonner hatte den Konzern, der durch wilde Zukäufe gewachsen war, wieder in die Erfolgsspu­r geführt. Trotz aller Expansions­lust bleibt Zachert auf dem Boden: „Wir werden nichts kaufen, um dann aus der Kurve zu fliegen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany