Carola von Schmettow verlässt die HSBC
Nach sechs Jahren an der Spitze zieht sich die Bankerin zurück. Zu weiteren Karriereschritten äußert sie sich nicht.
DÜSSELDORF Paukenschlag beim Düsseldorfer Bankhaus HSBC Deutschland: Vorstandssprecherin Carola von Schmettow, die seit sechs Jahren als Vorstandschefin an der Spitze des Unternehmens steht, hört Ende April auf. Das teilte die Bank am Donnerstag mit.
Die 57-Jährige, die seit 20 Jahren der Führungsmannschaft des Instituts angehört und fast drei Jahrzehnte lang für den Konzern gearbeitet hat, begründete ihren Rückzug mit ihrer persönlichen Lebensplanung. „Ich habe bereits vor vielen Monaten den Entschluss gefasst, eine Auszeit zu nehmen, um danach ein neues Kapitel zu beginnen“, erklärte sie. „Ich bin froh, dass ich die Entwicklung der vergangenen drei Jahrzehnte unternehmerisch mitgestalten konnte und die Bank bei zahlreichen Kunden zu einer Kernbank geworden ist. Wir können stolz darauf sein, was wir in den vergangenen Jahren gemeinsam erreicht haben.“
„Wir respektieren die Entscheidung von Carola von Schmettow, bedauern sie außerordentlich und danken ihr für fast 29 Jahre höchst erfolgreichen Wirkens in der Bank, davon 20 Jahre am Vorstandstisch“, sagte Aufsichtsratschef Paul Hagen, lange Zeit ein Weggefährte im Vorstand der Bank. Von Schmettows Nachfolger wird der Investmentbanker Nicolas Salsano (50), seit Oktober 2018 im Vorstand und derzeit verantwortlich für das Firmenkundengeschäft, das Transaction Banking sowie die Beratung großer Firmen und institutioneller Kunden bei Akquisitions- und Kapitalmarktfinanzierungen. Zuvor war der Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters unter anderem für die Schweizer Großbank Credit Suisse tätig gewesen.
Der Rückzug der prominenten Bankerin, die es als eine von wenigen Frauen in der Bankenwelt ganz nach oben geschafft hat, fällt in eine Zeit, in der sich bei HSBC vieles verändert. Schon vor knapp einem Jahr hat sich die Landesbank Baden-Württemberg als Großaktionärin aus Düsseldorf verabschiedet. Vor Kurzem erst sind bei der ehemals börsennotierten Düsseldorfer Bank, die am Aktienmarkt in den vergangenen Jahren als HSBC Trinkaus & Burkhardt AG firmierte, die Kleinaktionäre aus dem Unternehmen gedrängt worden.
Jetzt ist die britische Großbank HSBC alleinige Eigentümerin – und deren Fokus verschiebt sich immer weiter in die Wachstumsregion Asien. Dort verdient der Konzern große Teile seines Gewinns, während im Europageschäft hohe Kosten auf der Gruppe lasten. Auch deshalb läuft bei HSBC Deutschland ein Effizienzprogramm, dem nach Angaben des Unternehmens mehrere Hundert Stellen zum Opfer fallen sollten. Die deutsche Tochter soll ab 2023 formal zur HSBC Continental
Europe in Paris gehören, die in Deutschland aber weiterhin einen ihrer wichtigsten Märkte sieht. Bei der Kontinentalbank hat Carola von Schmettow noch ein Aufsichtsratsmandat. Dem Vernehmen nach war sie für den Chef-Job der Bank in der französischen Hauptstadt im Gespräch, aber dieses Angebot hat sie offenbar abgelehnt.
Auch in Düsseldorf hat sich manches gewandelt. Nicht nur der Umzug vom alteingesessenen Firmensitz an der Königsallee in ein anderes Quartier in der Stadt ist Ausdruck tiefgreifender Veränderungen. Andreas Schmitz, von Schmettows Vorgänger im Chefsessel und danach Aufsichtsratsvorsitzender des Bankhauses, wechselte zuletzt in das Kontrollgremium der Commerzbank. HSBC Deutschland verliert also zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit eine Führungsfigur, die Geschäft und Auftreten der Bank in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich geprägt hat.
Jetzt tritt von Schmettow vorerst ein bisschen kürzer. Statt Bankchefin zu sein, will die Altistin mit Konzerterfahrung von den Niederlanden über Belgien bis in die Erlöserkirche von Jerusalem, die an der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule ausgebildet wurde, unter anderem wieder mehr Klavier spielen und angeblich auch Programmiersprachen lernen. Und vorerst hat die Mutter von fünf Kindern auch mehr Zeit für die Familie.