Schnelltests — „Wir wurden überrannt“
An sieben Stellen im Westkreis können sich Bürger gratis auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen lassen. Das Interesse ist riesig. Jeder hat Anspruch auf mindestens einen Test in der Woche. Mehr Testorte sind wahrscheinlich.
KREIS VIERSEN Zehn Apotheken und Arztpraxen bieten jetzt im Kreis Viersen Gratis-Coronaschnelltests an – zumindest sind das die Einrichtungen, die bisher in einem neuen Internetportal des Kreises Viersen unter dem Link www.kreis-viersen.de/buergertestung aufgeführt sind. Auch das Testzentrum CUZ in Kempen gehört zu den Anlaufstellen. Die Online-Liste wird fortlaufend aktualisiert.
Seit Montag haben Bürger Anspruch auf mindestens einen Gratis-Schnelltest pro Woche – so steht es in der Coronateststrukturverordnung des Landes vom 10. März. Doch wer sie im Kreis Viersen schon anbietet oder überhaupt anbieten kann, dazu gab es bisher keine Übersicht.
Die Kunden-Nachfrage ist groß, wie Apotheker Marcus Büschges aus Viersen-Dülken berichtet. Bereits seit Mittwoch hat er die kostenlosen Tests im Programm. „Wir sind überrannt worden“, sagt der 57-Jährige. Neben der Marcus-Apotheke, die Büschges betreibt, gehören in Viersen zum Beispiel die HNO-Praxis Prasch-Beginen und die Arztpraxis Ludwig zu den Gratis-Test-Anbietern, in Nettetal die Sebastian-Apotheke und das Hausarzt-Zentrum Breyell-Schaag, das allerdings am Donnerstag noch nicht im Internetportal des Kreises
Viersen erfasst war.
Wer sich gratis testen lassen möchte, muss dafür seinen Namen, Adresse und laut Testverordnung des Landes sein Geburtsdatum in der Teststelle erfassen lassen. Anfangs hieß es, jeder Bürger dürfe einen Gratis-Test pro Woche machen, nun ist es „mindestens“ein Test – eine genauere Angabe dazu gibt es in der Testverordnung nicht.
Am Dienstag hatten Landrat Andreas Coenen (CDU) und die Bürgermeister aller kreisangehörigen Städte und Gemeinden dazu aufgerufen, dass sich Ärzte, Apotheker und Betreiber privater Testzentren beim Kreis melden, wenn sie die Gratis-Tests
durchführen wollen. Dieser beauftragt sie dann damit, die vom Bund in Aussicht gestellten kostenlosen Corona-Schnelltests anzubieten. Darüber hinaus schrieb der Kreis über Interessensvertretungen die niedergelassenen Arztpraxen, Zahnarztpraxen, Apotheken, medizinischen Labore sowie Rettungs- und Hilfsorganisationen an. „Ich freue mich sehr, dass einige Einrichtungen unmittelbar auf unser Anschreiben reagiert haben oder unserem Aufruf sogar zuvorgekommen sind“, sagt Landrat Coenen. Er sei zuversichtlich, dass sich weitere Einrichtungen sowie Unternehmen melden.
Büschges erzählt: „Am Mittwoch stand das Telefon nicht still. Wir haben 74 Schnelltests durchgeführt und hatten dabei einen positiven Fall. Wir hätten auch noch 30 weitere Tests durchführen können.“Für Donnerstag standen rund 120 Tests an. Noch seien aber weiterhin nicht alle Rahmenbedingungen geklärt, kritisiert der Apotheker. Noch immer wisse er nicht, wie die Kosten-Abrechnung mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ablaufen soll. Hinzu kommt: Hat der Apotheker einen positiv getesteten Kunden, braucht dieser noch einen PCR-Test, den derzeit zum Beispiel Arztpraxen durchführen. „Den könnten wir theoretisch
direkt mit anbieten, aber auch da weiß ich nicht, wie ich das abrechnen müsste.“Er müsse auch keine personenbezogenen Daten an die KV übermitteln, sodass diese dann nachhalten könnte, wer sich wie oft genau gratis testen lässt, erzählt Büschges. Ein Sprecher der KV bestätigt auf Anfrage, dazu gebe es derzeit keine Regelung. Auch der Kreis Viersen bekommt darüber keine Informationen. Ein Sprecher erklärt: „Die Einrichtungen melden uns abends lediglich, wie viele Tests sie am Tag durchgeführt haben. Zudem erhält das Kreis-Gesundheitsamt Kontaktinformationen, sobald ein Schnelltest positiv ausfällt.“