Vor dem Hauskauf beraten lassen
Wie man Förderungmittel für Kauf oder Sanierung erhält, sagt Sabine Pulter im Interview.
KREIS VIERSEN Wer ein Eigenheim bauen, ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchte, sollte sich vorab beraten lassen. Denn das Land NRW unterstützt Kauf und Modernisierung mit zinsgünstigen Darlehen. Eine kostenfreie Beratung dazu bietet der Kreis Viersen an, der auch Bewilligungsbehörde für die Städte und Gemeinden im Kreis ist. Sabine Pulter erklärt, welche Hilfen die Wohnungsbauförderung bietet.
Es heißt immer, jetzt sei eine gute Zeit, ein Haus zu kaufen. Sehen Sie das auch so?
SABINE PULTER Vom Zinsniveau her: ja. Aber weil jetzt viele Menschen ein Haus kaufen wollen, wird das Angebot dünner, das sieht man auch in den Immobilienportalen im Internet. Es ist schwierig, ein Haus in bezahlbarem Rahmen zu finden. Da ist es gut, wenn man eine zinsgünstige Finanzierung über die NRW-Bank bekommen kann, die über 25 Jahre läuft – und das mit der Möglichkeit, um fünf Jahre zu verlängern.
Wie komme ich denn an diese Landesförderung?
PULTER Beim Erwerb oder Neubau von Wohneigentum werden nur Haushalte gefördert, die mindestens ein Kind haben oder einen Haushaltsangehörigen, der schwerbehindert ist, der Grad der Behinderung muss bei mindestens 50 Prozent liegen. Und dann kommt es auf die Einkommensgrenzen an. Um in dieses Programm zu passen, dürfen Sie nicht zu viel verdienen. Es sollen ja Haushalte gefördert werden, die es auf dem normalen Wohnungsmarkt nicht schaffen. Gleichzeitig dürfen Sie auch nicht zu wenig verdienen, Sie müssen die Belastung ja auch tragen können. Wir prüfen in der Beratung deshalb, ob sich derjenige das Haus oder die Wohnung überhaupt leisten kann.
Als Beraterin für die Wohnungsbauförderung kümmern Sie sich seit Jahren um Kaufwillige. Hat sich etwas verändert?
PULTER Oh ja: Die Förderprogramme sind besser geworden. Wir bekommen jedes Jahr neue Förderbestimmungen, und man kann daran sehen, dass das Land bemüht ist, Wohnraum zu schaffen. Die Förderungen sind sehr attraktiv, auch im Bereich Modernisierung. Denn Bauland ist begrenzt, deshalb soll ein Anreiz geschaffen werden, die vorhandene Substanz zu nutzen, die Bewohnbarkeit zu erhalten oder sogar auszubauen.
Wie viele Menschen beraten Sie pro Jahr? Und wer kommt zu Ihnen? PULTER Pro Jahr haben wir etwa 120 bis 130 Beratungen. Wir beraten sehr viel, aber nicht jeder, der beraten wird, kann auch eine Förderung in Anspruch nehmen. Und manche überlegen es sich auch noch mal, kaufen dann nicht. Überwiegend wenden sich junge Familien an uns, die eine Mietwohnung haben und prüfen lassen, ob auch ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung in Frage käme. Wenn es um die Modernisierung von Wohneigentum geht, melden sich ebenfalls junge Familien, die ein Haus kaufen und modernisieren wollen, sowie Menschen im gesetzteren Alter, die das Eigenheim jetzt modernisieren möchten. Denn auch da gibt es im Bereich Klimaschutz,
Dämmung, Heizung, Entsiegelung sehr attraktive Konditionen.
In welchen Kommunen ist das Interesse der Hauskäufer am größten? PULTER Im Eigenheimbereich ist die Nachfrage überall hoch, etwa in Schwalmtal. Kempen, Tönisvorst und Viersen waren im vergangenen Jahr eher wenig vertreten – das hängt aber immer davon ab, wo gerade neue Baugebiete erschlossen werden. Generell haben wir in den Beratungen mehr Menschen, die ein Haus kaufen wollen, als dass sie eins bauen wollen. Im Augenblick ist es sehr schwer, an ein Baugrundstück zu kommen. Man sieht das jetzt in Grefrath, wo es viel mehr Interessenten gibt, als Baugrundstücke vorhanden sind.
Wann kann ich mir ein Haus leisten? Und wann nicht?
PULTER Wir berechnen, was die Familie zum Leben braucht, welche Kredite sie sonst noch hat, was das Haus und die Unterhaltung des Hauses kosten. Unsere Prüfung muss umfassend sein. Wenn wir sagen, das klappt, dann ist man relativ sicher. In all den Jahren habe ich noch keine Hausfinanzierung hier erlebt, die gescheitert ist.
Muss ich Geld auf der hohen Kante haben?
PULTER Das müssen Sie. Die erforderliche Eigenleistung beträgt 15 Prozent der Gesamtkosten. Die Eigenleistung kann auch zum Teil in Selbsthilfe – früher sagte man Muskelhypothek dazu – erbracht werden. 7,5 Prozent der Gesamtkosten müssen als eigene Geldmittel vorhanden sein. Um die Schwelle beim notwendigen Kapital zu senken, gibt es die Möglichkeit, 15 Prozent des Förderdarlehens als Ersatz der Eigenleistung anzuerkennen.
Kann ich die Förderung der NRWBank mit anderen Förderungen kombinieren?
PULTER Ja, das geht. Bis Ende März 2021 gibt es noch das Baukindergeld. Auch Finanzierungen über die KfW-Bank können kombiniert werden. Wir besprechen in der Beratung, welche Förderungen möglich sind und wie man sie kombinieren kann.
Wenn doch die Immobilienpreise steigen: Ist es überhaupt klug, jetzt ein Haus zu kaufen? Oder sollte ich besser abwarten?
PULTER Ja, wir haben eine enorme Preissteigerung auf dem Immobilienmarkt. Aber wenn man die Idee hat, sich ein Eigenheim zuzulegen, dann sollte man sich beraten lassen. Sicherlich ist es eine gute Idee, sich über die Finanzierung klar zu sein, bevor man sich Häuser ansieht. Eine unverbindliche, kostenlose Beratung bei der Wohnraumförderung des Kreises Viersen ist vorab immer empfehlenswert.