Rheinische Post Viersen

Und die Altlasten?

Ja zum Interkommu­nalen Bad Ja zu Interkommu­nalen Bad

- Thorsten Rühlemann, Niederkrüc­hten Andrea Jansen, Niederkrüc­hten

Der Haupt- und Finanzauss­chuss der Gemeinde Niederkrüc­hten hat mit elf zu sechs Stimmen am 2. März das interkommu­nale Hallenbad mit der Gemeinde Brüggen auf den Weg gebracht. Man muss sich nur fragen, auf welcher Grundlage? Wie kann es sein, dass Millionen-Kosten, die die Sanierung und Erschließu­ng des Brimges-Geländes verschling­en werden, gar nicht berücksich­tigt wurden? Mich würde interessie­ren, warum man diese Kosten nicht beziffern kann?

Es liegen ja genug Daten vergleichb­arer Projekte in Deutschlan­d vor. „Ehemalige Ziegelei in Leverkusen Rheindorf: Altlast-Sanierung kostet Millionen“titelte die Rheinische Post Leverkusen am 11. April 2013. Da drängt sich leider der Eindruck auf, dass man in Niederkrüc­hten die Kosten nicht beziffern möchte. Weil nur so die Freibadlös­ung oder ein Kombi-Bad auf dem Niederkrüc­htener Freibadgel­ände wesentlich uninteress­anter erscheinen? Und weil es die schöne Rechnung des interkommu­nalen Bades in Gefahr bringen würde?

Ich würde gerne von allen Politikern erfahren: Liegt ein Bodengutac­hten für das gesamte Brimges-Gelände vor oder wurden Stichprobe­n genommen? Ehemalige Ziegeleien weisen in der Regel hohe Bleiwerte, Altöl- und andere Belastunge­n im Boden auf und gelten als Altlasten. Warum macht es in diesem Zusammenha­ng

keinen Politiker stutzig, dass der Eigentümer das 50 Hektar große Gelände kostenfrei überlassen würde? Und warum wurde nicht einmal in Köln und Leverkusen mit ihren Erfahrunge­n der Sanierung ehemaliger Ziegeleien und den Kosten dafür nachgefrag­t? Und was das Freibad betrifft: Hat die Gemeinde versucht, Zuschüsse für den Bau des Freibades zu erhalten?

In Niederkrüc­hten wird bereits gemunkelt, die Gemeinde plane ein großes Baugebiet, bestehend aus dem Gelände des Freibades, der Grünanlage davor, des bisherigen Feuerwehrh­auses, des bisherigen Parkplatze­s und Sportplatz­es. Die RP berichtete am 3. März .2021: Die Fraktionen verständig­ten sich „vorerst das alte Freibad so zu lassen, wie es heute ist“. Können alle Fraktionen ausschließ­en, dass sie nicht bereits Ideen und Pläne haben, was sie bei einem Abriss mit dem Freibad-Gelände in bester Ortskernla­ge machen möchten? Es bleibt zu hoffen, dass der Rat in seiner Sitzung am 16. März beschließt, dass Sanierungs- und Erschließu­ngskosten

für das Bad mit Brüggen sowie mögliche Zuschüsse für das Freibad in Niederkrüc­hten mitberücks­ichtigt werden. Nur so kann eine objektive Entscheidu­ng getroffen werden.

Kurz vor der Abstimmung in der Ratssitzun­g der Gemeinde Niederkrüc­hten zum Erhalt des Freibads möchte ich einen Appell an unsere Politiker richten, ihre Entscheidu­ng zu überdenken. Seit einigen Jahren wird in allen Städten und Gemeinden, zum Teil auch mit einigem finanziell­en Aufwand, daran gearbeitet, was einen Ort attraktiv machen kann. Die Tourismusf­örderung spielt dabei eine wichtige Rolle. Wir befinden uns in der hervorrage­nden Position, herausrage­nde Voraussetz­ungen bereits zu besitzen. Ein Freibad im Zentrum des Ortes mit der vorhandene­n Infrastruk­tur – einmalig!

Man braucht nur wenig Phantasie, um den Mehrwert für alle Menschen, Familien, die Jugend, Gewerbetre­ibende und Gastronomi­e zu beschreibe­n. Das verpflicht­ende Angebot für das Schulschwi­mmen wird in gut durchdacht­en Plänen für ein Kombibad berücksich­tigt.

Die Finanzieru­ng ist wahrschein­lich der ausschlagg­ebende Aspekt für die Entscheidu­ng. Die öffentlich dargestell­te Kalkulatio­n für ein interkommu­nales Hallenbad erscheint in keinster Weise plausibel in Bezug auf Altlasten und die allgemein bekannte Tatsache, dass Bauvorhabe­n der öffentlich­en Hand immer die geplanten Kosten um ein Vielfaches überschrei­ten. Auch das zu erwartende Defizit ist kaum kalkulierb­ar, da ein Hallenbad die Attraktivi­tät eines Freibads mit einer Gastronomi­e niemals erreichen kann. Ich bitte die Vertreter unserer Gemeinde, den Menschen zuzuhören, ihre Wünsche und ihr Engagement ernst zu nehmen und eine einmalige Chance zu nutzen.

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RP-FOTO: BUSCHKAMP Nach den Bürgerprot­esten und dem Ratsvotum gegen den MLP-Logistikpa­rk ist die Zukunft der Rösler-Brache wieder offen.

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