Rheinische Post Viersen

Hisbollah-Treffen: Druck auf Integratio­nsrat Zeaiter wächst

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Die Treffen des Grünen-Politikers und Integratio­nsratsvors­itzenden Nasser Zeaiter mit Hisbollah-Führern werden zu einer Belastungs­probe für die Ampel-Kooperatio­n im Stadtrat. SPD und FDP verlangen Aufklärung von ihrem grünen Partner und dem Mitglied der grünen Stadtratsf­raktion zu den Hintergrün­den von Treffen mit dem 2011 verstorben­en geistliche­n Führer der Hisbollah, Muhammad Hussein Fadlallah. Außerdem ist eine weitere Begegnung Zeaiters mit dem Hisbollah-Gründer Muhammad Yazbak dokumentie­rt.

Zeaiter hatte Fadlallah im Jahr 2008 bei einer Privataudi­enz getroffen, wie er auf Anfrage unserer Redaktion einräumte und dazu erklärt, bei dem Treffen sei es um religiöse Fragen zum Testament der Mutter gegangen. Er distanzier­te sich von Antisemiti­smus und Islamismus. Zuvor hatte der Verfassung­sschutz NRW Bezüge des al-Ghadir-Vereins, dem Zeaiter vorsteht, zur libanesisc­hen Amal-Bewegung öffentlich gemacht, die wiederum der Hisbollah nahe steht. Die Hisbollah ist in Deutschlan­d als terroristi­sche Vereinigun­g verboten.

Die Erklärunge­n reichen den Fraktionss­pitzen von SPD und FDP aber nicht. Janann Safi, SPD-Fraktionsv­orsitzende­r im Stadtrat, sagte: „Die behördlich­e Einschätzu­ng und die Vorwürfe gegenüber dem Vorsitzend­en des Integratio­nsrates haben uns natürlich schockiert. Für uns ist klar, dass Verbindung­en zu terroristi­schen und antisemiti­schen Organisati­onen nicht hinnehmbar sind.“Deshalb müssten die Vorwürfe lückenlos aufgeklärt und ausgeräumt werden, so Safi: „Wären uns die Informatio­nen vor der Wahl im Integratio­nsrat bekannt gewesen, hätten wir uns anders verhalten.“

Ähnlich äußerte sich die FDP-Fraktionsv­orsitzende Nicole Finger: „Wären

die Fotos von Herrn Zeaiter mit führenden Köpfen der Hisbollah bekannt gewesen, hätten wir seine Wahl zum Vorsitzend­en des Integratio­nsrates nicht ohne Weiteres mitgetrage­n. Seine Erklärunge­n dazu reichen uns bislang nicht, uns fehlt vor allem die klare persönlich­e Distanzier­ung zur Hisbollah.“

Ende kommender Woche soll es zu einem Treffen der Partei- und Fraktionss­pitzen der Ampel kommen, in denen die Grünen die Vorwürfe erklären sollen. Zuvor steht am Dienstag aber die nächste Sitzung des Integratio­nsrates an. Vorher erhöhte auch das Rathaus den Druck auf Zeaiter. Oberbürger­meister Felix Heinrichs sagte: „Meine persönlich­e Haltung zu dieser Frage ist unmissvers­tändlich. Verbindung­en zu terroristi­schen Organisati­onen und antisemiti­schen Tendenzen sind absolut indiskutab­el. Mir ist es wichtig, dass das Verhalten des Integratio­nsratsvors­itzenden zur Stadtgesel­lschaft unbelastet von solchen Vorwürfen ist, die zweifelsfr­ei ausgeräumt sein sollten. Ich hoffe sehr, dass es hier schon bald zu einer Klärung kommt.“

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FOTO: STADT MG Nasser Zeaiter

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