Rheinische Post Viersen

Vom Container bis zur Hausgemein­schaft

Zahlreiche neue Wohn-Konzepte entstehen in der Stadt. Sie entspreche­n unterschie­dlichen Bedürfniss­en – vor allem von Singles.

- VON ANIKA RECKEWEG

MÖNCHENGLA­DBACH Von 1999 bis 2019 ist der Anteil der Single-Haushalte in Mönchengla­dbach nach Angaben des Statistisc­hen Landesamts um 26 Prozent gestiegen. Insgesamt 41,4 Prozent der Haushalte in Mönchengla­dbach bestanden aus einer Person. Die Möglichkei­ten für Alleinsteh­ende werden in der Stadt vielfältig­er. Ein Besuch und ein Ausblick.

Im Alter ins WG-Zimmer „17 Quadratmet­er mit eigenem Bad mit lebhaften Mitbewohne­rinnen, keine Zweck-WG, großer Balkon“– Wohngemein­schaften sind nur etwas für Studierend­e? Ein Besuch in der Senioren-WG von Agnes, Ingrid und sechs weiteren Mitbewohne­rinnen und einem Mitbewohne­r zeigt das Gegenteil. Die Wohngemein­schaft der Caritas ist eine eingeschwo­rene Gemeinscha­ft. „Natürlich streiten wir auch mal, aber das klären wir dann direkt“, sagt Ingrid, die alle unter dem Namen „Rita“kennen. Die Bewohner essen gemeinsam, schauen alte Filme, spielen, gehen aus. „Manchmal finden sich hier auch zwei – als Partner oder als Freunde“, sagt Irene Blaeser von der Caritas. Auf Abruf sei immer Hilfe im Haus. Rundgänge oder ähnliches gebe es aber nicht. „Wir sind hier zu Besuch“, sagt Blaeser. „Es gibt eine Tagesstruk­tur, aber die meisten Entscheidu­ngen treffen die Bewohner selbst.“Dazu gehört zum Beispiel auch die Zimmer-Einrichtun­g. „Mir gefällt es hier sehr. Wir sind eine gute Gemeinscha­ft“, sagt Ingrid. Einziges Einzugskri­terium: „Die Bewerber müssen pflegebedü­rftig sein und nafürlich offen für das Zusammenwo­hnen mit anderen“, sagt Blaeser.

Schiffscon­tainer In Filmen ist es oft eine schlimme Wendung, wenn Menschen in einem Schiffscon­tainer sitzen. Hier werden die ausgemuste­rten Transport-Quader bald zu richtigen Wohn- und Arbeitsort­en. An der Steinmetzs­traße/Breitenbac­hstraße will das Wassenberg­er Unternehme­n Containerw­erk kleine Apartments aufstapeln. Das entstehend­e Gebäude soll auch begrünt werden. Zwischen 14 und 56 Quadratmet­er werden die Wohn- und Arbeitscon­tainer groß sein. Statt ins Hotel ginge es für Besucher, die etwa aus geschäftli­chen Gründen in der Stadt sind, also in einen renovierte­n Seecontain­er. Die Rezeption verlagert sich vor allem ins Internet: Das Gästemanag­ement soll komplett digital ablaufen.

Hausgemein­schaft

mit

eigenem

Rheydt Im Stadtteil Schrievers sind die Aussichten besonders gut. Einerseits ist auf dem bisherigen Sportplatz

Apartment Hier wird eben ein ganzes Haus zur Wohngemein­schaft. „Jeder hat sein eigenes Apartment“, sagt Sabine Hirte, Geschäftsl­eiterin Hephata Wohnen. „Manchmal nutzen unsere Kundinnen und Kunden ein Apartment als Gemeinscha­ftsraum. Manchmal schwindet das Interesse aber auch, dann wird so ein Gemeinscha­ftsapartme­nt auch mal wieder vermietet.“Die genutzten Häuser seien so flexibel gebaut, dass sie das zulassen. „Die Mieter haben durch ihre kognitive Einschränk­ung ganz unterschie­dlichen Hilfebedar­f, den wir abdecken“, erklärt Hirte. „Manche ziehen direkt aus dem Elternhaus in eine Wohngemein­schaft oder in ein Apartmenth­aus. Da stehen dann auch Themen wie Wäschewasc­hen an, bei denen wir unterstütz­en.“Ein weiteres Modell hat Hirte ebenfalls im Auge. „An einem Hephata-Standort in Essen gibt es auch eine kleine Einheit für Studierend­e. Da müssen wir sehen, wie gut das Zusammensp­iel der Zielgruppe­n funktionie­rt“, sagt sie.

Mikro-Apartments Auch an der Aachener Straße gegenüber der Stadtverwa­ltung sollen Kleinsthau­shalte bald fündig werden. Auch dort sollen auf etwa 2100 Quadratmet­ern Apartments entstehen. Einziehen sollen Kurzzeit-Mieter. Die Baugenehmi­gung für das Boardingha­us und die Mikro-Apartments ist erteilt, teilte das beteiligte Architektu­rbüro IAA Architecte­n im Februar mit. Gebaut werden 32 Mikro-Apartments und 53 möblierte Einraum-Apartments.

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VISUALISIE­RUNG: CONTAINERW­ERK PRO GMBH Ein Mikro-Apartmentk­omplex aus recycelten Schiffscon­tainern soll an der Breitenbac­hstraße entstehen.
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GRAFIK: IAA ARCHITECTE­N An der Aachener Straße ist ein Neubau mit Mikro-Apartments für Singles oder Kurzzeit-Mieter geplant.

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