Papa, wir machen einen Film
Gemeinsam etwas zu unternehmen, stärkt die Beziehung zwischen Vätern und Kindern. Der DiplomPädagoge Kai Kyas hat dafür Kurse entwickelt. Dabei geht es auch um Abenteuer.
MÖNCHENGLADBACH Mütter haben in der Erziehung meist die Führungsposition. Sie gehen mit dem Nachwuchs zum Arzt, helfen bei den Hausaufgaben, besuchen den Spielplatz und bringen die Kinder zur Schule und Kindergarten. Väter spielen im Alltag eine, wenn auch wichtige, Nebenrolle. Kein Wunder, dass die Bindung der Kinder zu ihren Müttern meist stärker ist als zu den Vätern.
In speziellen Vater-Kind-Kursen erleben die Männer mit ihrem Nachwuchs Mikroabenteuer, die sie auch im Alltag fortsetzen können. Diplom-Pädagoge Kai Kyas hat die Kurse entwickelt, die die Bindung zwischen Vätern und Kindern fördern sollen. Dafür lässt er sie einen kleinen Film drehen oder geht mit ihnen einfach in den Wald – wobei das eine auch mit dem anderen verbunden werden kann.
Technik ist im Kurs „Papa, lass uns einen Film drehen“der Schlüssel für Erlebnisse, an denen Väter genauso Spaß haben wie ihre fünf- bis sechsjährigen Sprösslinge. „Männer sind oft sehr an den Kameras und den Möglichkeiten, die das eigene Smartphone bietet, interessiert“, beobachtet der Pädagoge in seinen Kursen. „Durch die Verspieltheit des Vaters bekommt die Beziehung zu ihren Kindern eine neue Ebene“, sagt Kyas. Während Väter auch die Theorie mögen, interessiert die Kinder die Praxis. Die Technik ist dabei die Brücke.
Damit am Ende der drei bis vier Kursstunden jeder einen kleinen Film produziert hat, benutzt Kyas die Stop-Motion-Technik. „Dabei werden mit Fotos Bewegungen erzeugt‘“, erklärt Kyas. Die Szene wird dafür in einzelnen Fotos aufgenommen. Für jedes Bild wird jeweils nur eine kleine Veränderung vorgenommen. „Lässt man das nachher hintereinanderlaufen, sieht es so aus, als ob die Bewegung real ist“, erklärt der Pädagoge. „Der Effekt ist ähnlich wie bei einem Daumenkino. Die bekanntesten Figuren dieser Filmtechnik sind Shaun das Schaf oder Wallace und Gromit.“
Das Filmen ist gleich auf mehreren Ebenen für die Beziehung zwischen Vater und Kindern förderlich: Zusammen wird überlegt, was für ein Film gemacht wird. Dabei erleben Kinder, dass sie im Film Dinge können, die im realen Leben nicht möglich sind.
Väter lernen einige Tricks, wie sie spezielle Effekte erzielen. „Sehr beliebt ist zum Beispiel das Fliegen“, beobachtet Kyas. Aber auch Szenen mit Spielfiguren oder von Geisterhand umgestoßene Türme lieben Mädchen wie Jungen. Die Kinder sind in der Regel Regisseure und Hauptdarsteller des Films, die Väter probieren ihre
Möglichkeiten als Kameramänner aus.
Zusammen entscheiden Kinder und Erwachsene, was für ein Film gemacht werden soll. Die Entscheidung kann angesichts der Möglichkeiten mitunter schwierig werden.
„Das aber haben die Teilnehmenden bisher erstaunlicherweise immer hingekriegt“, sagt Kyas. Als Medienpädagoge ist ihm als Zusatzeffekt wichtig, dass sich die Erwachsenen dabei auch mit dem Thema Medienkompetenz auseinandersetzen. „Wenn man sich spielerisch damit beschäftigt, kommen automatisch Fragen zur Nutzung und zu Apps“, sagt er.
Wenn beide Spaß an der gemeinsamen Unternehmung haben, stärkt sich ganz nebenbei die emotionale Bindung zwischen Vater und Kind. Die Filme können in Innenräumen genauso entstehen wie in der freien Natur. Zurzeit gibt Kyas die Kurse vor allem im Wald. Das hat gleich zwei Vorteile: Erstens herrscht hier eine Fülle von Motiven. Und zweitens: „Geh mit den Kindern in den Wald und sie sind beschäftigt“, sagt der Pädagoge.
Diese Begeisterung für die Natur und die Neugier der Kinder nutzt er auch für seinen Kurs „Gemeinsam sind wir stark“, der speziell im Wald stattfindet. Beim Waldspaziergang entdecken Väter und Kinder Tiere und Pflanzen, sie bauen gemeinsam Hütten und am Ende wartet eine kleine Steilwand, an denen sie hochklettern. „Die Kinder bekommen meist schnell raus, wie sie am besten hoch schaffen“, ist seine Erfahrung.
Während die Väter nach der dritten Klettertour meist Pause machen wollen, schaffen die Kinder locker noch drei oder vier Runden. Das stärkt ihr Selbstvertrauen: „Sie sind unheimlich stolz auf ihre Leistung.“Und die Väter sind stolz auf ihre Sprösslinge.