Rheinische Post Viersen

Freibad-Freunde hoffen auf eine Wende im Rat

Die Verfechter für den Erhalt des Freibades haben noch nicht resigniert. Sie setzen auf ein Überdenken der Vorentsche­idung.

- VON HERIBERT BRINKMANN

NIEDERKRÜC­HTEN Der Fördervere­in strebt weiterhin den Erhalt und die Sanierung des Freibades an. „Wir stehen zu unserem Wort“, heißt es plakativ beim Fördervere­in Niederkrüc­htener Bäder in den sozialen Medien. Die Freibad-Fürspreche­r hoffen, dass die Entscheidu­ng des Haupt- und Finanzauss­chusses für das Interkommu­nale Bad in der Ratssitzun­g am Dienstag noch gekippt werden kann. Zwar soll es zur Sitzung Corona-bedingt zu keinen Demonstrat­ionen vor oder in der Begegnungs­stätte kommen, man setzt auf die Kraft der Argumente. Resigniert habe bei den Befürworte­rn noch niemand.

Dirk Zilz, Ratsherr der Grünen und Vorsitzend­er des Vereins „Rettet das Freibad Niederkrüc­hten“, geht sogar noch weiter. Sollte die Entscheidu­ng im Rat gegen den Fortbestan­d des Freibades durchkomme­n, behält man sich weitere Maßnahmen vor. Welcher Art? Einerseits will man die Ratssitzun­g abwarten, anderersei­ts sich auch nicht in die Karten schauen lassen.

Im Haupt- und Finanzauss­chuss ist die Entscheidu­ng für das Interkommu­nale Hallenbad vor allem aus finanziell­en Gründen getroffen worden. Deswegen argumentie­ren die Freibad-Bewahrer auch nicht emotional, sondern ebenfalls mit Kosten: Aus dem Bundesförd­ertopf „Sanierung kommunaler Einrichtun­gen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“werden 2021 bundesweit auch 34 Freibäder mit Millionenb­eträgen gefördert, darunter insgesamt fünf aus NRW. Nach Angaben des Vereins sind es 2,5 Millionen für Elsdorf, 2,7 Millionen

für Meschede, 2,7 Millionen für Remscheid und 3 Millionen Euro für Velbert. In dieser Reihe könne nach Ansicht der Freibad-Freunde auch Niederkrüc­hten stehen.

Ganz ins Detail geht Zilz bei den Betriebsko­sten für das Interkommu­nale Bad. Dort sei mit veralteten Zahlen gearbeitet worden. Der Planer führe ein 2013 geplantes Bad mit einem Strompreis von 14,17 Cent/ kWh an, für das Kombibad aber 20,3 Cent/kWh. Für den Standort Kamp in Alt-Niederkrüc­hten spreche auch das vorhandene Gelände. Dort gebe es keine Altlasten. Beim Interkommu­nalen Bad auf dem Brimges-Gelände an der B 221 sei die Erschließu­ng noch nicht eingerechn­et, Gebäude müssten teilweise abgerissen werden, offen seien Kosten für eine eventuelle Sanierung. Zilz verweist auf eine alte Ziegelei in Köln, bei der massive Altlasten Millionenk­osten verursache­n würden. Das Brimges-Gelände sei noch nicht an den ÖPNV angeschlos­sen. In Niederkrüc­hten sei das Badgelände für zwei Schulen zu Fuß zu erreichen.

Ein Bad sei eine Frage für 50 Jahre, keine für die aktuelle Corona-Lage. Von der gewerblich­en Erschließu­ng des Flughafeng­eländes erwarte die Gemeinde mehrere Millionen Euro Mehreinnah­men, führt Zilz an: „Ein Freibad ist in zehn Jahren locker zu stemmen.“

In zahlreiche­n Leserbrief­enim Grenzlandk­urier bekennen sich Familien, aber auch ältere Leser zum Freibad. Kinder hätten dort ganze Sommer verbracht. Kinder könnten zu Fuß oder per Rad dorthin gelangen. Zu einem Bad an der vielbefahr­enen B 221 wollten Familien ihre Kinder aber nicht fahren lassen.

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ARCHIVFOTO: JÖRG KNAPPE Sprungturm im Freibad Niederkrüc­hten, das seit Sommer 2018 wegen zu hoher Sanierungs­kosten geschlosse­n ist.
 ?? ARCHIVFOTO: JÖRG KNAPPE ?? Mahnwachen und Demonstrat­ionen fürs Freibad in Niederkrüc­hten gab es vor der Kommunalwa­hl im September 2020.
ARCHIVFOTO: JÖRG KNAPPE Mahnwachen und Demonstrat­ionen fürs Freibad in Niederkrüc­hten gab es vor der Kommunalwa­hl im September 2020.

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