Lockerungen in Heimen: Freude und Skepsis
Masken weg, gemeinsames Singen, Basteln und Essen. Die angekündigten Lockerungen für Senioren- und Pflegeheime sorgen bei vielen Bewohnern für Freude. Aber die Betreiber sind angesichts steigender Corona-Zahlen auch in Sorge.
KREIS VIERSEN Mit Spannung erwarten Heimleitungen und Betreiber von Alten- und Pflegeheimen an diesem Montag eine neue Verordnung aus dem NRW-Gesundheitsministerium. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte Ende vergangener Woche trotz steigender Infektionszahlen weitreichende Lockerungen in den Seniorenheimen in Aussicht gestellt. Die Ankündigung des Ministers löst bei den Betreibern der Heime zwar Freude aus, aber auch Skepsis.
„Ein wenig Sorge machen uns die landesweit gerade wieder steigenden Infektionszahlen, die von vielen Fachleuten befürchtete ,dritte Welle’ und die Mutationen des Coronavirus“, sagt Peter Babinetz vom Vorstand des Caritasverbandes, der im Westkreis mit dem Altenheimen St. Michael in Schwalmtal-Waldniel, dem Paulus-Stift in Viersen und dem Irmgardisstift in Viersen-Süchteln drei stationäre Pflegeeinrichtungen betreibt. Dennoch sei die Ankündigung des Ministers „für die alten Menschen und ihre Angehörigen eine gute Nachricht“, ergänzt sein Vorstandskollege Christian Schrödter: „Die Senioren sind sehr froh darüber, dass beispielsweise wieder kleinere gemeinsame Veranstaltungen oder Gottesdienste für feste Gruppen von Bewohnern möglich werden.“
Die Impfquote in den Heimen der Caritas sei „erfreulich hoch“, berichtet Babinetz. „Rund 93 Prozent aller Bewohnerinnen und Bewohner sowie etwa 85 Prozent der Mitarbeitenden sind geimpft.“Die Mitarbeitenden kümmerten sich darum, dass neue Bewohner ebenfalls geimpft werden können und nach ihrem Einzug möglichst schnell einen Termin im Impfzentrum erhalten. Babinetz: „Das läuft derzeit gut.“Durch die geplanten Lockerungen würden die häufigen Testungen noch wichtiger, sagt Schrödter. „Für Mitarbeitende und Besucher in den Einrichtungen gilt, dass ein negatives Testergebnis nicht älter als 48 Stunden sein darf.“Wann will die Caritas die Lockerungen umsetzen? „Zurzeit warten wir auf die angekündigten neuen Verordnungen“, erklärt Babinetz. „Bis dahin halten wir uns in unseren Altenheimen weiterhin an die bisher geltenden Richtlinien.“
Dagmar Schürzmann, Leiterin des Theresienheims in Viersen-Dülken, begrüßt die geplanten Lockerungen. „Nach rund einem Jahr im Lockdown ist diese schrittweise Rückkehr zur Normalität für die Bewohner dringend notwendig“, sagt sie. Sie mahnt: „Die Testkapazität muss aber weiterhin hoch gehalten werden.“Da noch nicht abgeschätzt werden könne, wie hoch der Schutz durch die Impfung tatsächlich ist und ob eine Ansteckungsgefahr weiterhin besteht, sei die Absicherung durch die Tests unumgänglich.
Die neue Version der Verordnung soll nicht nur die derzeit geltende strenge Maskenpflicht in den Heimen wieder aufheben, auch „interne Veranstaltungen in stationären Pflegeeinrichtungen“sollen ermöglicht werden, an denen neben Bewohnern auch Mitarbeiter und direkte
Angehörige teilnehmen dürfen. Der NRW-Gesundheitsminister hatte vor dem Hintergrund der breit angelegten Impfaktion und einem deutlichen Rückgang der Infektionen in Heimen am Donnerstagabend die umfassenden Lockerungen für die Seniorenheime angekündigt. Laumann sprach von einer „Herdenimmunität“in Heimen und teilte mit, dass gemeinschaftliche Aktivitäten wie Singen, Gottesdienste, Basteln oder Kochen ebenso wieder möglich sein sollen wie gemeinsame Mahlzeiten.