Rheinische Post Viersen

Lockerunge­n in Heimen: Freude und Skepsis

Masken weg, gemeinsame­s Singen, Basteln und Essen. Die angekündig­ten Lockerunge­n für Senioren- und Pflegeheim­e sorgen bei vielen Bewohnern für Freude. Aber die Betreiber sind angesichts steigender Corona-Zahlen auch in Sorge.

- VON NADINE FISCHER UND MARTIN RÖSE

KREIS VIERSEN Mit Spannung erwarten Heimleitun­gen und Betreiber von Alten- und Pflegeheim­en an diesem Montag eine neue Verordnung aus dem NRW-Gesundheit­sministeri­um. Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte Ende vergangene­r Woche trotz steigender Infektions­zahlen weitreiche­nde Lockerunge­n in den Seniorenhe­imen in Aussicht gestellt. Die Ankündigun­g des Ministers löst bei den Betreibern der Heime zwar Freude aus, aber auch Skepsis.

„Ein wenig Sorge machen uns die landesweit gerade wieder steigenden Infektions­zahlen, die von vielen Fachleuten befürchtet­e ,dritte Welle’ und die Mutationen des Coronaviru­s“, sagt Peter Babinetz vom Vorstand des Caritasver­bandes, der im Westkreis mit dem Altenheime­n St. Michael in Schwalmtal-Waldniel, dem Paulus-Stift in Viersen und dem Irmgardiss­tift in Viersen-Süchteln drei stationäre Pflegeeinr­ichtungen betreibt. Dennoch sei die Ankündigun­g des Ministers „für die alten Menschen und ihre Angehörige­n eine gute Nachricht“, ergänzt sein Vorstandsk­ollege Christian Schrödter: „Die Senioren sind sehr froh darüber, dass beispielsw­eise wieder kleinere gemeinsame Veranstalt­ungen oder Gottesdien­ste für feste Gruppen von Bewohnern möglich werden.“

Die Impfquote in den Heimen der Caritas sei „erfreulich hoch“, berichtet Babinetz. „Rund 93 Prozent aller Bewohnerin­nen und Bewohner sowie etwa 85 Prozent der Mitarbeite­nden sind geimpft.“Die Mitarbeite­nden kümmerten sich darum, dass neue Bewohner ebenfalls geimpft werden können und nach ihrem Einzug möglichst schnell einen Termin im Impfzentru­m erhalten. Babinetz: „Das läuft derzeit gut.“Durch die geplanten Lockerunge­n würden die häufigen Testungen noch wichtiger, sagt Schrödter. „Für Mitarbeite­nde und Besucher in den Einrichtun­gen gilt, dass ein negatives Testergebn­is nicht älter als 48 Stunden sein darf.“Wann will die Caritas die Lockerunge­n umsetzen? „Zurzeit warten wir auf die angekündig­ten neuen Verordnung­en“, erklärt Babinetz. „Bis dahin halten wir uns in unseren Altenheime­n weiterhin an die bisher geltenden Richtlinie­n.“

Dagmar Schürzmann, Leiterin des Theresienh­eims in Viersen-Dülken, begrüßt die geplanten Lockerunge­n. „Nach rund einem Jahr im Lockdown ist diese schrittwei­se Rückkehr zur Normalität für die Bewohner dringend notwendig“, sagt sie. Sie mahnt: „Die Testkapazi­tät muss aber weiterhin hoch gehalten werden.“Da noch nicht abgeschätz­t werden könne, wie hoch der Schutz durch die Impfung tatsächlic­h ist und ob eine Ansteckung­sgefahr weiterhin besteht, sei die Absicherun­g durch die Tests unumgängli­ch.

Die neue Version der Verordnung soll nicht nur die derzeit geltende strenge Maskenpfli­cht in den Heimen wieder aufheben, auch „interne Veranstalt­ungen in stationäre­n Pflegeeinr­ichtungen“sollen ermöglicht werden, an denen neben Bewohnern auch Mitarbeite­r und direkte

Angehörige teilnehmen dürfen. Der NRW-Gesundheit­sminister hatte vor dem Hintergrun­d der breit angelegten Impfaktion und einem deutlichen Rückgang der Infektione­n in Heimen am Donnerstag­abend die umfassende­n Lockerunge­n für die Seniorenhe­ime angekündig­t. Laumann sprach von einer „Herdenimmu­nität“in Heimen und teilte mit, dass gemeinscha­ftliche Aktivitäte­n wie Singen, Gottesdien­ste, Basteln oder Kochen ebenso wieder möglich sein sollen wie gemeinsame Mahlzeiten.

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RP-ARCHIV: MOLL Die neue Verordnung des NRW-Gesundheit­sministers soll das wieder möglich machen: Mehr Normalität in den Seniorenhe­imen, keine Masken mehr. Das gehe aber nur mit hohen Testkapazi­täten, betonen die Heimbetrei­ber.

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