Rheinische Post Viersen

Kühlen Kopf bei Astrazenec­a bewahren

- VON ANTJE HÖNING

Was für ein Desaster! Kaum haben Experten die ersten Bedenken gegen den Impfstoff von Astrazenec­a ausgeräumt, kommt er wieder ins Gerede. Nun sorgen Thrombose-Fälle für Aufsehen. Gewiss: Es ist richtig und wichtig, dass die Experten den Fällen gründlich nachgehen. Eine Impfstoff-Kampagne braucht vor allem Vertrauen, und das sichert man durch Transparen­z. Dennoch besteht kein Grund für Panik: 1,6 Millionen Menschen haben in Deutschlan­d Astrazenec­a erhalten, sieben haben eine Thrombose erlitten. Thrombosen bekommen Menschen auch ohne Impfung. Nun müssen Experten klären, ob es überhaupt einen ursächlich­en Zusammenha­ng gibt. Ärgerlich ist gleichwohl, dass die staatliche­n Impfstoff-Überwacher noch am Freitag Entwarnung geben und nun plötzlich dem Bundesgesu­ndheitsmin­ister einen Stopp empfehlen. So schürt man Misstrauen, was in der Sache vielleicht gar nicht angebracht ist.

Für die Impfkampag­ne ist das Ganze ein Schlag. Erneut rächt sich, dass Jens Spahn sich zunächst einseitig auf Astrazenec­a festgelegt und entspreche­nd viel bestellt hatte. Zudem sollte der Impfstoff wegen seiner einfachen Logistik das Mittel schlechthi­n für Praxen und Betriebsär­zte werden. Nun bleibt Spahn nichts anderes übrig, als dem Rat der Experten zu folgen und den Impfstopp zu verhängen. Astrazenec­a dürfte sein Imageprobl­em kaum mehr los werden, auch wenn der Stopp wieder aufgehoben werden sollte. Spahn droht erneut von einem voreiligen Verspreche­n „Impfangebo­t für alle bis Sommer“eingeholt zu werden. Das kann er ohnehin kaum halten, weil die Impfung der Kinder nicht vor Jahresende beginnen wird. Wenn jetzt noch Astrazenec­a ausfällt, wird es nicht mal für die Erwachsene­n etwas. Spahn festigt seinen Ruf als überforder­ter Ankündigun­gsminister.

BERICHT NRW SAGT TERMINE MIT ASTRAZENEC­A AB, TITELSEITE

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