Rheinische Post Viersen

Schulen widersetze­n sich den Öffnungen

Einzelne Schulen in NRW bleiben überwiegen­d im Distanz-Modus. Ein Selbsttest pro Schüler bis zu den Osterferie­n.

- VON K. BIALDIGA, A. HÖNING UND UNSEREN LOKALREDAK­TIONEN

DÜSSELDORF In Nordrhein-Westfalen haben einzelne Schulleite­r einen Sonderweg eingeschla­gen und die Schulen am Montag nicht für weitere Jahrgänge geöffnet. In Wermelskir­chen und Wipperfürt­h etwa durften wie bisher nur die Abschlussk­lassen des Bergischen Berufskoll­egs in der Schule erscheinen. „Die Corona-Zahlen im Oberbergis­chen Kreis steigen weiter, in unserer Schule waren kürzlich eine Prüfungskl­asse und ein Lehrer betroffen“, sagte Schulleite­r Thilo Mücher und fügte hinzu: „Wir bleiben dabei: Nur die Abschlussk­lassen können sich gruppenwei­se im Präsenzunt­erricht auf die Prüfungen vorbereite­n.“Für alle anderen gelte weiter das digitale Angebot. Er wolle keine weiteren Fälle riskieren und sowohl Lehrer als auch Schüler schützen, sagte Mücher. Es gebe entspreche­nde Absprachen mit dem Schulträge­r, dem Oberbergis­chen und dem Rheinisch-Bergischen Kreis.

Die Verantwort­lichen vor Ort widersetze­n sich damit den landesweit­en Vorgaben des Schulminis­teriums. Tags zuvor hatte Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) in Düren bei einer Inzidenz von mehr als 200 untersagt, die Schulen im Distanzunt­erricht zu halten. Zu den Fällen in Wermelskir­chen und Wipperfürt­h äußerte sich das Ministeriu­m nicht. Seit Montag sollen neben den Grundschul­en sowie den Abschlussj­ahrgängen auch die Klassen fünf bis zehn wieder zumindest tageweise vor Ort unterricht­et werden.

Angesichts der steigenden Infektions­zahlen insbesonde­re unter Kindern wächst die Furcht: „Die Sorge, sich anzustecke­n, ist da“, sagte Birgit Hartmann, Vize-Schulleite­rin der Gesamtschu­le Geldern. Es gebe aber auch Eltern, die froh seien, dass sie ihre Kinder wieder in die Schule schicken könnten. Harsch kritisiert wurde, dass es am ersten Schultag noch keine Tests gab. „Bis heute ist noch kein einziger bei uns eingetroff­en. Eltern rufen an oder schreiben eine E-Mail, in der sie fragen, wie es damit aussieht und wann es losgeht“, berichtete Guedo Wandrey, Leiter der Wilhelmine-Fliedner-Gesamtschu­le in Hilden.

Das Schulminis­terium hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass die ersten Test-Lieferunge­n erst an diesem Dienstag zu erwarten seien. Am Montag folgten weitere Details: Überrasche­nd wird jeder Schüler nun nur einen Test bis zu den Osterferie­n machen können – in Aussicht gestellt waren zwei. Der SPD-Gesundheit­spolitiker und Epidemiolo­ge

Karl Lauterbach fordert wenigstens zwei Tests pro Woche, um das Ansteckung­srisiko so gering wie möglich zu halten. Ob nach den Osterferie­n mehr Tests für die Schulen zur Verfügung stehen, ist laut jüngster Schul-E-Mail noch unklar.

Das Ministeriu­m gab am Montag Details zum Ablauf bekannt. Die Testungen sollen in den Klassenräu­men zu Beginn des Unterricht­s stattfinde­n. Jeder Schüler testet sich selbst unter Aufsicht des Lehrperson­als. Sollte ein positiver Test dabei sein, heißt es in der Schul-E-Mail dazu: „Im Falle einer positiven Testung ist ein angemessen­er Umgang mit einer solchen Situation pädagogisc­h sehr herausford­ernd.“Dazu sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerv­erbands Nordrhein: „Wir raten dringend davon ab, die Selbsttest­s in der Schule von den Schülern selbst durchführe­n zu lassen.“Die Schüler müssten dazu die Maske abnehmen, womöglich gerate infektiöse­s Material auf den Tisch.

Die Vorsitzend­e des Philologen­verbands NRW, Sabine Mistler, forderte klare Regeln, wie die Schulen bei welchen Inzidenzen verfahren sollen. Aus ihrer Sicht stehen die Öffnungen in keinem Verhältnis zum Aufwand – zumal manche Jahrgänge nur bis zu den Ferien an zwei Tagen in der Schule sind.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Schüler der Städtische­n Integriert­en Gesamtschu­le Paffrath in Bergisch Gladbach beim Corona-Schnelltes­t.

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