Rheinische Post Viersen

Pfleger soll schwerkran­ke Seniorin vergewalti­gt haben

Ein häuslicher Pfleger soll sich in Köln mehrfach an einer 81-jährigen, körperlich behinderte­n Frau vergangen haben. Nun steht er vor Gericht.

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KÖLN (hsr) Der Pfleger Marian I. sollte eine Hilfe sein für eine 81-jährige schwerkran­ke Frau. Er sollte für sie kochen, putzen und die Wohnung in Ordnung halten – doch der Mann soll die Seniorin vergewalti­gt haben. Ein Justizbeam­ter schiebt Marian I. am Montag im Rollstuhl in Saal 210 des Kölner Landgerich­ts. Der 63-Jährige hält seinen Kopf gesenkt, die weißen Haare fallen ihm ins Gesicht. Gestützt von seiner Verteidige­rin

schafft er es zu seinem Platz. „Meine Beine und mein Rücken sind völlig kaputt“, sagt er später im Prozess. Sein Zustand sei die Spätfolge einer Rückenoper­ation.

Die Staatsanwa­ltschaft ist davon überzeugt, dass I. die Seniorin innerhalb einer Woche dreimal vergewalti­gt hat. Die Frau war völlig wehrlos. Sie ist seit zehn Jahren gelähmt, als Folge eines Schlaganfa­lls kann sie sich seit 2019 auch sprachlich nicht mitteilen. Weil der Pfleger die Situation, in der sie ihm anvertraut war, so kaltblütig ausgenutzt hat, bezeichnet die Anklage die Taten als besonders erniedrige­nd.

Schon bei Verlesung der Anklage beginnt der Angeklagte zu weinen. Auch als er Fragen des Gerichts beantworte­t, bricht er immer wieder in Tränen aus. Er streitet ab, die Frau vergewalti­gt zu haben, räumt nur den Versuch ein. Der Vorsitzend­e

Richter Benjamin Roellenble­ck hakt mehrmals nach: „Überlegen Sie nochmal, ob Sie bei dieser Aussage bleiben wollen“, sagt er zum Angeklagte­n. Er weist darauf hin, dass eindeutige DNA-Spuren als Beweise gesichert wurden. Am schwersten belasten den Angeklagte­n aber Videoaufna­hmen. Die Tochter der Seniorin hatte eine Kamera im Schlafzimm­er ihrer Mutter installier­t, die auf Bewegungen reagierte – die Kamera

zeichnete alle drei Taten auf. Sie war als Hilfsmitte­l zur Kontrolle der Schwerkran­ken gedacht. I. bleibt bei seiner Aussage. Er habe schon seit Jahren Erektionsp­robleme. „Ich wollte aber wissen, ob es noch geht“, sagt er. Der Vorsitzend­e fragt ihn, ob er sich Gedanken darüber gemacht habe, wie das für die ältere Dame sei? „Ich habe nur an die Möglichkei­t gedacht, ob es überhaupt noch funktionie­rt“, antwortet I. Er habe keine nähere Verbindung zu der Frau gehabt, es sei ein „Geschäftsv­erhältnis“gewesen.

Der gelernte Maurer, der in seiner Heimat Rumänien viele Jahre in Metallfabr­iken gearbeitet hat, hat 2016 eine Schulung zum Altenpfleg­er gemacht. Nach verschiede­nen Jobs in der Pflege, sollte er sich im vergangene­n Jahr sechs Wochen lang um die Kölnerin kümmern. Ein Urteil wird für den 26. März erwartet.

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