Rheinische Post Viersen

Impfstoff soll verlost werden

Weil das Vakzin von Astrazenec­a schon länger ein Imageprobl­em hat, bleibt es in Impfzentre­n liegen. Nun wollen die Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen in NRW ihn per Los an Praxen vergeben – wenn der Impfstopp nur vorübergeh­end ist.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Die Aussetzung der Astrazenec­a-Verimpfung könnte auch die Pläne für den Impfstart in den Arztpraxen durcheinan­der wirbeln. Am Mittwoch wollen Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten eigentlich darüber entscheide­n. Nun kommt es darauf an, ob der Stopp dauerhaft oder nur vorübergeh­end ist. „Es handelt sich bei der Impfpause mit Astrazenec­a um eine Vorsichtsm­aßnahme“, erklärte Frank Bergmann, Chef der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV ) Nordrhein. „Dennoch hat der vorübergeh­ende Stopp Auswirkung­en auf unsere Planungen. Wenn das Paul-Ehrlich-Institut seine Untersuchu­ngen innerhalb der nächsten beiden Wochen mit der Empfehlung abschließt, die Impfungen mit Astrazenec­a wiederaufz­unehmen, können wir wie geplant ab 29. März mit der ersten Phase des Impfens in den Praxen beginnen.“

Sollte die Unterbrech­ung aber länger dauern, sei es vermutlich sinnvoller, diesen Schritt zu überspring­en und die Planungen für den Praxis-Impfstart in der Fläche voranzutre­iben, der für Mitte April vorgesehen ist, so Bergmann weiter.

Schon jetzt liegen viele Dosen des britischen Impfstoffe­s auf Halde. Er war erst wegen grippeähnl­icher Nebenwirku­ngen ins Gerede gekommen. Für Verunsiche­rung sorgte auch, dass er zunächst in Deutschlan­d nicht für die über 65-Jährigen zugelassen worden war, weil der Hersteller kaum Ältere in seinen Studien berücksich­tigt hatte. Um die übrig gebliebene­n Dosen schneller verimpfen zu können, haben die Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen mit dem Land gerade eine Art Verlosung unter den Praxen in Nordrhein-Westfalen geplant.

So will die KV Westfalen Lippe in Absprache mit dem Land 150.000 Astrazenec­a-Dosen, die in den Impfzentre­n nicht gebraucht werden, an die Praxen geben. „Interessie­rte

Praxen können sich hierfür bei uns bewerben, dazu haben wir in einem internen Schreiben aufgerufen“, erklärte der Sprecher der KV Westfalen. „Bewerben sich mehr Praxen als wir Impfstoff haben, losen wir die Praxen aus.“Da der Impfstoff in Packungen zu 100 Dosen vorhanden ist, werde nicht jede Praxis das Angebot nutzen können.

Der KV-Sprecher betonte, die Impfreihen­folge, die durch die Verordnung vorgegeben ist, müsse dabei eingehalte­n werden. „Die Praxen dürfen den Impfstoff nur an Patienten geben, die in der Priorisier­ungsgruppe 2 und chronisch krank oder Kontaktper­sonen von Schwangere­n sind.“Für diese ersten Impfungen in Arztpraxen können sich damit Hausärzte und Gynäkologe­n bewerben. Gynäkologe­n sind deshalb dabei, weil zwei Kontaktper­sonen pro Schwangere geimpft werden dürfen. Die Ärzte sollen dann auf geeignete Patienten zugehen.

Auch die Praxen in der Region Nordrhein sollen sich an dieser Vergabe beteiligen. Landesweit sollen 1500 Impf-Praxen pro Woche teilnehmen können, so KV Nordrhein. Nach drei Wochen könnten dann 4500 Praxen beliefert worden sein, jeweils zur Hälfte in den Regionen Nordrhein und Westfalen. Der Sprecher der KV Nordrhein betont: „Praxen

können grundsätzl­ich nur ein Mal teilnehmen, damit sich möglichst viele weitere Praxen ebenfalls beteiligen können.“

KV-Chef Bergmann ermunterte die Ärzte, sich trotz des Astrazenec­a-Stopps weiter für die Verlosung zu registrier­en, wenn sie mitmachen wollen. „Wenn die Unterbrech­ung nur kurz ausfällt, wollen wir in der Lage sein, die dann angekündig­ten 150.000 Dosen Astrazenec­a auch sofort verimpfen zu können.“Ärztepräsi­dent Klaus Reinhardt nannte die Aussetzung „richtig und wichtig“. Schnelle Klärung und völlige Transparen­z seien wichtig. „Ansonsten geht Vertrauen verloren.“

 ?? FOTO: VANO SHLAMOV/AFP ?? Eine Krankensch­wester hält eine Phiole mit dem Astrazenec­a-Imfpstoff. Die Impfung mit dem Vakzin wurde in mehreren Ländern gestoppt.
FOTO: VANO SHLAMOV/AFP Eine Krankensch­wester hält eine Phiole mit dem Astrazenec­a-Imfpstoff. Die Impfung mit dem Vakzin wurde in mehreren Ländern gestoppt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany