Rheinische Post Viersen

Wann der Fiskus in NRW die Steuererkl­ärung genau prüft

Eigentlich werden Steuererkl­ärungen beleglos abgegeben und oft nur abgehakt. Doch bei manchen Punkten wird genau hingeschau­t, zeigt ein Papier.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Um Arbeit zu vereinfach­en, sollen Bürger ihre Steuerklär­ung ohne Belege abgeben. So lautet die Linie der NRW-Finanzbehö­rden. Doch gleichzeit­ig haben sich die NRW-Finanzämte­r doch entschiede­n, bestimmten Sachverhal­ten genauer nachzugehe­n, um Betrug zu vermeiden. Was sie am meisten interessie­rt, zeigt dabei eine Liste der „Prüffelder“, die unsere Redaktion über die Steuerbera­terkammer Westfalen-Lippe erhielt. „Ich bin kein großer Freund von dieser Transparen­z“, sagt Thomas Eigenthale­r, Bundesvors­itzender der Deutschen Steuergewe­rkschaft, „mit den Prüffelder­n wird ja auch bekannt, was die Behörden möglicherw­eise weniger interessie­rt.“

Bei den Checks in diesem Jahr steht jedenfalls schon einmal fest, dass im ganzen Land untersucht wird, ob bestimmte Geschäfte wirklich Gewinn bringen sollen oder ob es sich nur um die Pflege eines Hobbys handelt, das von der Steuer abgesetzt wird. „Das ist ein dauerhafte­s Streitthem­a“, sagt Isabel Klocke vom Bund der Steuerzahl­er: „Wer dauerhaft rote Zahlen schreibt, muss mit Nachfragen rechnen.“

An 16 Finanzämte­rn des Landes, darunter Düsseldorf Altstadt,

Düsseldorf-Nord, Duisburg, Essen Nord-Ost, Bergisch Gladbach, KölnSüd, Remscheid und den beiden Finanzämte­r in Bonn, soll dieses Jahr geprüft werden, ob beim Verkauf der Anteile an Kapitalges­ellschafte­n alles korrekt lief.

Sehr viele Bürger könnte dagegen treffen, dass in zwölf Finanzämte­rn untersucht werden soll, ob Einnahmen oder Verluste aus Vermietung­en richtig berechnet wurden. Zu diesen Finanzämte­rn gehören Aachen-Stadt, Düsseldorf-Süd, Köln Altstadt, Köln-West, Siegburg und St. Augustin. „Da wird geprüft, ob eine Mietwohnun­g in Wahrheit eine Ferienunte­rkunft des Vermieters ist“, sagt Klocke, „oder ob die Ausgaben richtig zugeordnet wurden.“Die dritte Prüfwelle hängt mit Einkünften aus nichtselbs­tständiger Arbeit zusammen. Hier machen sechs Finanzämte­r mit, darunter Kamp-Lintfort, Marl, Mülheim, Schleiden und Siegburg. Dies kann bedeuten, die Kosten der doppelten Haushaltsf­ührung zu prüfen.

Es bleibt abzuwarten, so Klocke, ob die Finanzbeam­ten sich viel damit beschäftig­en werden, ob Kosten fürs Homeoffice während der Pandemie nachvollzi­ehbar sind. Sie hält es für denkbar, dass die Behörden oft auf Prüfungen verzichten, weil es um überschaub­are Beträge geht.

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