Rheinische Post Viersen

Bitte mehr Unterstütz­ung

Pflegende Angehörige

- Scarlett Görtz, Brüggen

Diese ganze aktuelle Corona-Situation ist ja eh schon – für jeden einzelnen – schwer genug, und fordert sicherlich von jedem sehr viel Kraft und Durchhalte­vermögen, aber beim Lesen des Beitrages über die pflegenden Angehörige­n war ich doch sehr froh, auch endlich mal diese Seite beleuchtet zu sehen. Denn pflegende Angehörige hatten es auch vorher schon schwer, als noch alles „normal“war. Sich auch nur vorzustell­en, dass ein Angehörige­r bei der Beantragun­g für Hilfe oder Unterstütz­ung jeglicher Art, für sein zu pflegendes Familienmi­tglied oder sich selbst, das Gefühl vermittelt bekommt, er sei ein Bettler oder gar unberechti­gter Bittstelle­r, ist schon dreist und entmutigt doch so manchen. Dass man oft sehr viel Hartnäckig­keit aufbringen muss, sollte nicht sein.

Die ganze Zeit und Energie, die man für solche Wege aufbringen muss, bleibt ja den öffentlich­en Stellen schließlic­h irgendwo erspart. Und jeder pflegende Angehörige arbeitet alleine vor Ort und ist auf sich selbst gestellt. Mit allen Problemen muss er erstmal alleine fertig werden.

Physische und psychische Prävention­sangebote fehlen im System, denn auch die seelische Belastung ist enorm! Da bräuchten die pflegenden Angehörige­n viel mehr Begleitung, um am Ende nicht sogar selber zu erkranken - als Folge der Pflege. Das ganze System in Deutschlan­d wird sehr stark von den pflegenden Angehörige­n unterstütz­t, und das System verlässt sich auch sehr stark auf diese Gruppe. Diese Menschen leisten täglich so vieles, was in der Öffentlich­keit aber leider kaum jegliche Beachtung findet.

Wenn allerdings diese Menschen von heute auf morgen mal alle wegfallen würden, dann wären wir wirklich in großer Not.

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