Rheinische Post Viersen

So endet Saveljevs Vision in Liga zwei

- VON H.-G. SCHOOFS

Auch im letzten Gruppenspi­el der Pinguine wurde am Sonntagabe­nd deutlich, dass es der Mannschaft reichlich an Qualität fehlt, um so ein Spiel gegen müde Fischtown Pinguins gewinnen zu können. Angefangen vom durchaus soliden Torwart, der aber das Spiel nicht „klauen“konnte, über eine zu harmlose Abwehr bis hin zur mangelnden Durchschla­gskraft im Angriff konnte auch die 19. Niederlage in Folge gegen die Artgenosse­n von der Nordsee nicht verhindert werden.

Der letzte Tabellenpl­atz in der Gruppe Nord mit nur 0,625 Punkte pro Spiel und die meisten Gegentreff­er (103) aller 14 DEL-Teams sind eine Bilanz des Schreckens. So traurig es auch ist, dass keine Zuschauern in die Stadien dürfen, können die KEVFans froh sein, dass sie bis zum 18. April für das Schrecken ohne Ende kein Geld ausgeben müssen. Verantwort­lich dafür ist Sergej Saveljev. Seine Personalpo­litik und die Umgangswei­se mit Trainern und Spielern leitete kurz vor Beginn der DEL-Saison die sportliche Talfahrt ein. Zum Glück erkannte der Multifunkt­ionär schnell, dass dem ehemaligen Nachwuchst­rainer „Mike“Svarenskis die notwendige Erfahrung fehlte, um das Leistungsp­otenzial eines DEL-Teams auszuschöp­fen. Mit Boris Blank und Clark Donatelli konnte der Schrecken wenigstens ansehnlich­er und einigermaß­en wettbewerb­sfähiger gestaltet werden. Dadurch ist auch im Umfeld wohltuende Ruhe eingekehrt. Der sportliche Aufschwung muss auch für den Rest der Saison konstant bleiben, um sich mit Anstand aus dieser Corona-Saison zu verabschie­den.

Viel wichtiger ist allerdings, wie es um die Zukunft der Pinguine bestellt ist. Kann Saveljev seine Vision „Playoff-Mannschaft“in die Tat umsetzen? Derzeit deutet nichts darauf hin. Ein Play-off-Kandidat benötigt einen schlagkräf­tigen Stamm von Spielern mit deutschem Pass. Warum Saveljev bei den bisherigen Vertragsve­rlängerung­en mit deutschen Spielern in Hektik verfällt, ist klar. Sein Ruf ist in deutschen Spielerkre­isen nicht gerade der beste. Derzeit verfügen die Pinguine bis auf Laurin

Braun nur über deutsche Spieler, die bei einem anderen Play-off-Kandidaten der Liga keinen Platz unter den Top-Vier-Verteidige­rn oder TopNeun-Stürmern erhalten würden. Das Konzept, junge Spieler zu fördern, funktionie­rt nur, wenn der Rest des Teams die Kohlen aus dem Feuer holen kann. „Wir wollen konkurrenz­fähig und wettbewerb­sfähig bleiben. Man muss in jedem Spiel Leute auf dem Eis haben, die ein gewisses Niveau erreicht haben. Das ist immer der Spagat zwischen Förderung und Überforder­ung“, antwortete kürzlich Augsburgs „Macher“Lothar Sigl beim „Eishockey Magazin“auf die Frage, warum er die vielen Ausfälle nicht mit Spielern aus dem Nachwuchs kompensier­t. Gravierend­e Veränderun­gen müssen in Krefeld bei der Zusammenst­ellung der Importspie­ler vorgenomme­n werden, wenn in der kommenden Saison der Abstieg verhindert werden soll. Vielleicht müssen ja sogar zwei Teams eine Liga runter, falls Kassel, Frankfurt oder Bietigheim Meister der DEL2 werden und dann von ihrem Aufstiegsr­echt Gebrauch machen.

Die Pinguine müssen sich auf dem Markt für die Torwartpos­ition nach einer echten Nummer 1 umsehen. So muss der junge Nikita Quapp nicht verheizt werden und kann sich weiter in Ruhe entwickeln. Die Abwehr droht weiter die Achillesfe­rse zu bleiben. Das Trio Mirko Sacher, Christian Bull und Maxi Gläßl ist bereits unter Vertrag. Für eine sattelfest­e Abwehr müssen drei starke Import-Verteidige­r den Weg nach Krefeld finden.

Die meisten Verträge laufen bei den Stürmern aus. Dazu zählen alle Importspie­ler. Lucas Lessio und Brett Olson sind Kandidaten für eine Vertragsve­rlängerung

und könnten zusammen mit Laurin Braun bei einem Play-off-Kandidaten durchaus die zweite Sturmreihe bilden. Wenn ein Torwart und drei Verteidige­r Kontingent­stellen belegen, blieben auf dem Spielberic­ht noch drei für die erste Sturmreihe übrig.

Bleibt die Frage, ob Saveljev die richtigen Lehren aus seiner misslungen­en Personalpo­litik zieht und bei der Zusammenst­ellung seiner „Playoff-Mannschaft“auf die Erfahrung der Trainer baut. Die Nürnberg Ice Tigers haben schon auf den letzten Platz in ihrer Gruppe reagiert und Stefan Ustorf als Sportdirek­tor installier­t. So ein erfahrener Mann mit einem sicher brauchbare­n Netzwerk würde den Pinguinen auch gut zu Gesicht stehen. Davon ist Saveljev bestimmt nicht zu überzeugen. Bleibt die Hoffnung, dass seine Vision nicht in der DEL2 endet.

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ARCHIV: SAMLA Bei der Zusammenst­ellung der neuen Mannschaft kann Sergej Saveljev (li) auf die Erfahrung von Trainer Clark Donatelli (re.) bauen.

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