Rheinische Post Viersen

Plea fehlt es an Präsenz und Präzision

Borussias französisc­her Stürmer bringt seine wichtigste Qualität vor dem Tor nicht mehr auf den Platz.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Alassane Plea war ganz vorn dabei. Mit Ciro Immobile und Neymar war Borussias Stürmer nach der Gruppenpha­se der beste Scorer der Champions League. Doch mit dem Franzosen ist es wie mit der gesamten Borussia: Der Lack ist derzeit ab. Zuletzt hat Plea in der Champions League in der 75. Minute beim 2:3 gegen Inter Mailand getroffen, das war am 1. Dezember 2020 und Gladbachs letztes Tor in der Königsklas­se überhaupt. Einmal schoss er den Ball danach noch ins Mailänder Netz, doch der VAR erkannte den Treffer nicht an.

Dass er seither im letzten Gruppenspi­el bei Real Madrid (0:2) und im ersten Achtelfina­le gegen Manchester City insgesamt nur noch dreimal aufs Tor der Gegner geschossen hat, muss im Fall Plea nicht zwangsläuf­ig ein Defizit-Merkmal sein. Denn er hat den Ruf, eiskalt zu sein vor dem Tor. So einen braucht es gerade gegen große Gegner wie am Dienstagab­end Manchester City (21 Uhr, in Budapest/Sky) einer ist im Rückspiel des Königsklas­sen-Achtelfina­les. „City“bietet mit seinem fein gewebten Defensivne­tz kaum etwas an, umso mehr ist brutale Effizienz gefragt. Im Hinspiel fehlte sie. Auch bei Plea.

Dass er mit seinen Toren ein Entscheide­r sein kann, hat er auch 2021 schon gezeigt. Sein Fernschuss am 30. Januar brachte den Borussen bei Union Berlin ein 1:1 und somit einen Auswärtspu­nkt ein. Wenige Tage später traf Plea dann auch im DFBPokal-Spiel beim VfB Stuttgart zum 2:1-Sieg im Achtelfina­le.

Seither gab es noch nur noch einen Punkt für Marco Roses Borussen, beim 0:0 gegen den VfL Wolfsburg. Das hat viele Gründe. Einer ist Plea. Seit dem 3. Februar in Stuttgart kam nichts mehr vom 28-Jährigen, er ist seit 580 Pflichtspi­elminuten plus diverse Nachspielz­eiten tor- und assistlos. Und wirkt zuweilen, mit Verlaub, arg unbeteilig­t am Geschehen.

In guten Zeiten für Stürmer seiner Art manchmal ein Qualitätsm­erkmal: Zuschlagen quasi aus dem Nichts, dafür gibt es im Fußball den Begriff „Phantom“. Plea hat aber nichts Phantomhaf­tes im Moment. Denn gerade in seinem Kerngebiet, der Coolness im Abschluss, gibt es Defizite. „Er ist ein Spieler mit herausrage­nden Qualitäten, auf die bauen wir natürlich“, sagte Rose, gab aber auch zu, dass Plea eben genau diese Vorzüge derzeit nicht einbringt. „Er hat in den letzten Spielen viel für das Team gearbeitet, war im Abschluss aber nicht so glücklich.“

1,25 Chancen kreiert Plea im Schnitt, doch wenn es wichtig wird, fehlt die Genauigkei­t: Nur zwölf Prozent seiner Chancen nutzt der Franzose und nur jeder vierte seiner Schlüsselp­ässe (1,81 sind sogar ein guter Wert) kommt an. Pleas Probleme: Er ist da, aber nicht präsent genug, er versucht etwas, ist aber nicht präzise genug.

Drei Treffer in 21 Bundesliga­spielen sind der schmale Ertrag, in der Vorsaison lag Plea zu diesem Zeitpunkt bei acht Toren, am Ende waren es zehn. Dass er trotz seiner Flaute im Fokus anderer Klubs ist, ist die Folge seines bemerkensw­erten Zwischensp­urts in der Champions League mit dem Dreierpack beim 6:0 bei Schachtjor Donezk und dem Doppelpack gegen Mailand. Zieht man die internatio­nale Bilanz jedoch vom Ertrag dieser Saison ab, bleibt nicht viel übrig. In der Liga hat Plea seit dem 31. Mai 2020, als er beim 4:1 gegen Union Berlin mit seinem zehnten Saisontor und zwei Vorlagen einer der Hauptdarst­eller war, nur viermal getroffen.

Woran es liegt, darüber lässt sich nur spekuliere­n. Und auch darüber, ob Plea möglicherw­eise im Sommer eine neue Herausford­erung sucht und dies auch darf trotz des bis 2023 datierten Vertrages, wenn der Preis stimmt (aktuell wird Pleas Marktwert auf 30 Millionen Euro taxiert). So oder so: Es wäre an der Zeit für Plea, mal wieder zu liefern. In der Champions League am Dienstag für eine eventuelle Sensation. Aber dann auch in der Bundesliga.

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FOTO: AP/LASZLO BALOGH Borussias Stürmer Alassane Plea hat es derzeit schwer.

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