Ausbildungsverbund ist insolvent
Seit mehr als 90 Jahren ist die frühere Schlafhorst-Werkstatt Lernort für Lehrlinge.
MÖNCHENGLADBACH Die Ausbildungswerkstatt des früheren Traditionsunternehmens Schlafhorst hat eine lange Geschichte. Sie reicht bis ins Jahr 1928 zurück und wird seit 2015 – dem vollständigen Abzug Schlafhorsts – unter dem Namen Ausbildungsverbund auf dem Areal an der Landgrafenstraße fortgeführt. Unter anderem Auszubildende vieler Unternehmen lernen dort wichtige Bestandteile ihre Lehre, die ihre eigentlichen Ausbildungsbetriebe ihnen nicht vermitteln können. Nun ist der Ausbildungsverbund in wirtschaftliche Schieflage geraten. Das Amtsgericht hat am 1. März wegen Zahlungsunfähigkeit
und Überschuldung das Insolvenzverfahren eröffnet, nachdem zuvor das Unternehmen selbst und eine Gläubigerin Insolvenzantrag gestellt hatten.
Rund 120 Lernende werden den Unternehmensangaben zufolge derzeit im Verbund unterrichtet. Zumeist coronabedingt digital über die Distanz. „Der Betrieb läuft normal weiter. Die Lernenden werden weiter betreut wie bisher, entweder digital oder unter strengen Hygienemaßnahmen in Präsenz bei denjenigen, die kurz vor einer Prüfung stehen“, sagt Vera Kamlowski, die den Ausbildungsverbund seit 2015 führt.
Zu den Gründen für die Schieflage sagt Kamlowski: „Wir haben im vergangenen Jahr coronabedingt rund ein Drittel weniger Umschüler und Auszubildende bekommen. Dann ist auch der Berufsparcours weggebrochen. Es gab verschiedene Ursachen, die zu dem Schritt geführt haben.“
Der Ausbildungsverbund beschäftigt 14 Mitarbeiter. Für die wurde bereits während des noch laufenden Insolvenzeröffnungsverfahrens das Insolvenzgeld für Dezember, Januar und Februar mit Zustimmung der Agentur für Arbeit vorfinanziert, wie Insolvenzverwalter Guido Utsch mitteilte. Der Ausbildungsverbund soll seine Tätigkeit allerdings fortsetzen, Lernende sollen sich demnach nicht eine andere „Praxis-Schule“suchen müssen. Dazu werde ein Investor gesucht, wie Utsch und Kamlowski bestätigen. „Es ist das größte Bestreben, dass der Ausbildungsverbund erhalten bleibt. Wir sind zuversichtlich, bis Ende des Monats eine Sanierungslösung zu finden.“Der Investorenprozess verlaufe sehr positiv, betont der Insolvenzverwalter: „Aktuell werden Gespräche mit verschiedenen Investoren geführt, die an einer Übernahme des Geschäftsbetriebes interessiert sind. Mein Ziel ist es, die Verhandlungen möglichst kurzfristig zum Abschluss zu bringen, um das Unternehmen zu erhalten.“