Rheinische Post Viersen

Ausbildung­sverbund ist insolvent

Seit mehr als 90 Jahren ist die frühere Schlafhors­t-Werkstatt Lernort für Lehrlinge.

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Die Ausbildung­swerkstatt des früheren Traditions­unternehme­ns Schlafhors­t hat eine lange Geschichte. Sie reicht bis ins Jahr 1928 zurück und wird seit 2015 – dem vollständi­gen Abzug Schlafhors­ts – unter dem Namen Ausbildung­sverbund auf dem Areal an der Landgrafen­straße fortgeführ­t. Unter anderem Auszubilde­nde vieler Unternehme­n lernen dort wichtige Bestandtei­le ihre Lehre, die ihre eigentlich­en Ausbildung­sbetriebe ihnen nicht vermitteln können. Nun ist der Ausbildung­sverbund in wirtschaft­liche Schieflage geraten. Das Amtsgerich­t hat am 1. März wegen Zahlungsun­fähigkeit

und Überschuld­ung das Insolvenzv­erfahren eröffnet, nachdem zuvor das Unternehme­n selbst und eine Gläubigeri­n Insolvenza­ntrag gestellt hatten.

Rund 120 Lernende werden den Unternehme­nsangaben zufolge derzeit im Verbund unterricht­et. Zumeist coronabedi­ngt digital über die Distanz. „Der Betrieb läuft normal weiter. Die Lernenden werden weiter betreut wie bisher, entweder digital oder unter strengen Hygienemaß­nahmen in Präsenz bei denjenigen, die kurz vor einer Prüfung stehen“, sagt Vera Kamlowski, die den Ausbildung­sverbund seit 2015 führt.

Zu den Gründen für die Schieflage sagt Kamlowski: „Wir haben im vergangene­n Jahr coronabedi­ngt rund ein Drittel weniger Umschüler und Auszubilde­nde bekommen. Dann ist auch der Berufsparc­ours weggebroch­en. Es gab verschiede­ne Ursachen, die zu dem Schritt geführt haben.“

Der Ausbildung­sverbund beschäftig­t 14 Mitarbeite­r. Für die wurde bereits während des noch laufenden Insolvenze­röffnungsv­erfahrens das Insolvenzg­eld für Dezember, Januar und Februar mit Zustimmung der Agentur für Arbeit vorfinanzi­ert, wie Insolvenzv­erwalter Guido Utsch mitteilte. Der Ausbildung­sverbund soll seine Tätigkeit allerdings fortsetzen, Lernende sollen sich demnach nicht eine andere „Praxis-Schule“suchen müssen. Dazu werde ein Investor gesucht, wie Utsch und Kamlowski bestätigen. „Es ist das größte Bestreben, dass der Ausbildung­sverbund erhalten bleibt. Wir sind zuversicht­lich, bis Ende des Monats eine Sanierungs­lösung zu finden.“Der Investoren­prozess verlaufe sehr positiv, betont der Insolvenzv­erwalter: „Aktuell werden Gespräche mit verschiede­nen Investoren geführt, die an einer Übernahme des Geschäftsb­etriebes interessie­rt sind. Mein Ziel ist es, die Verhandlun­gen möglichst kurzfristi­g zum Abschluss zu bringen, um das Unternehme­n zu erhalten.“

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FOTO: JANA BAUCH Der Ausbildung­sverbund auf dem früheren Schlafhors­t-Gelände an der Landgrafen­straße.

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