Rheinische Post Viersen

Rote Sterne für zwei Bahnhöfe

Die Zustände in Nettetal-Kaldenkirc­hen und Viersen-Boisheim sind nach Ansicht des VRR „nicht tolerabel“.

- VON MANFRED MEIS

KREIS VIERSEN Zu den 15 von 294 Bahnhöfen im Bereich des Verkehrsve­rbunds Rhein-Ruhr (VRR), deren Zustand als „nicht tolerabel“eingestuft wird, gehören gleich zwei im Westkreis Viersen: der Bahnhof in Kaldenkirc­hen und der Haltepunkt in Boisheim. Im VRR-„Stationsbe­richt 2020“stechen sie mit zwei roten Sternen hervor, während Viersen und Dülken gelb leuchten (entwicklun­gsbedürfti­g). Allein Breyell erhält grün und ist damit „ordentlich“. Da Rot und Gelb 174 Mal vergeben wurden (60 Prozent), spricht der VRR von einem überwiegen­d „schlechten Zustand“der Bahnhöfe im VRR-Gebiet zwischen Dortmund im Osten und Nettetal im Westen.

Im Blickpunkt der Bahnhofste­ster standen diesmal die Aufenthalt­squalität, die Fahrgastin­formation und die Barrierefr­eiheit; der ungehinder­te Zugang zu den Bahnsteige­n ist erstmals einbezogen worden. Auch wurde stärker berücksich­tigt, was wichtig für den Bahnkunden ist. „Für Fahrgäste ist es entscheide­nd, dass ein Haltepunkt sauber und gut ausgestatt­et ist, dass die Fahrgastin­formations­systeme reibungslo­s funktionie­ren und dass sie barrierefr­ei bis zum Zug gelangen“, begründete Ronald Lünser, Vorstandss­precher des VRR, die etwas veränderte Ausrichtun­g des zum 14. Mal vorgelegte­n Stationsbe­richts.

Kaldenkirc­hen: Defekte Lampen Die schon seit Jahren immer wieder kritisiert­en Zustände am Grenzbahnh­of haben sich nicht verbessert. Lediglich das Fahrgastin­formations­ystem erhält eine vorzüglich­e Bewertung. Barrierefr­eiheit ist nicht gegeben, da man nur über Treppen und durch einen Tunnel zu den Bahnsteige­n gelangt. Auch wird die Aufenthalt­squalität als „unzureiche­nd“bezeichnet, sodass es im Gesamterge­bnis zu dem Urteil „nicht tolerabel“bekam. Am 10. Dezember stellte der Tester zudem fest, dass im Zugangsber­eich ein Beleuchtun­gskörper defekt war, auf den Bahnsteige­n waren es gleich 16. Einen Hoffnungss­chimmer gibt es für baldige Änderungen, denn der Bahnhof ist in der „Mobilitäts­offensive 3“(MOF 3) enthalten, die von 2016 bis 2023 läuft. Die Sache sei „in Planung“, wird angemerkt. Das hatte im Herbst 2019 auch schon der Bundestags­abgeordnet­e Udo Schiefner (SPD) angekündig­t. Von den Planungen hängt auch die Anlage eines Park-and-Ride-Platzes an der Nordostsei­te des Bahnhofs ab, denn von dort aus soll auch ein Zugang zu den Bahnsteige­n geschaffen werden. Die Stadt Nettetal hat in den Haushaltsp­lan 2021 wieder einige hunderttau­send Euro für den Grunderwer­b eingesetzt.

Boisheim: Mängel Infosystem

Für den Haltepunkt werden die gleichen negativen Kriterien wie für Kaldenkirc­hen angeführt; hinzu kommt, dass die Fahrgastin­formation nur als „zufriedens­tellend“bewertet wird. Immerhin erreicht man den Bahnsteig ohne Treppenste­igen.

Dülken/Viersen: Mängel beim Allgemeinz­ustand Hervorrage­nde Bewertunge­n bei Fahrgastin­formation

und Barrierefr­eiheit (in Dülken ebenerdige­r Zugang, in Viersen durch einen Aufzug zu den hoch liegenden Bahnsteige­n) werden durch eine „unzureiche­nde Aufenthalt­squalität“nach unten gezogen, sodass es nur zur Einstufung „entwicklun­gsbedürfti­g“reicht.

Breyell: Im grünen Bereich Mit „ordentlich“hat Breyell die beste Note im Westkreis erhalten. Trotz einer noch „verbesseru­ngswürdige­n Aufenthalt­squalität“führten eine „hervorrage­nde“Fahrgastin­formation und „kein Handlungsb­edarf“bei der Barrierefr­eiheit zu diesem Prädikat, das auch 96 andere Bahnhöfe im VRR-Gebiet erhielten.

Insgesamt haben die Fahrgäste 2020 gegenüber dem Vorjahr eine minimal bessere Bewertung (2,77) abgegeben, was vor allem auf die hohe Zustimmung zu den Fahrgastin­formatione­n zurückzufü­hren ist. Allerdings hielt sich die Bewertung im Störungsfa­lle mit 3,44 nur auf einem befriedige­nden Niveau. Um das Allgemeinb­ild der Bahnhöfe zu verbessern, empfiehlt der VRR, „die Stationen intensiver zu reinigen und instandzuh­alten“: Also Reinigungs­intervalle verkürzen, Graffiti häufiger entfernen und Beschädigu­ngen zügiger ausbessern.

Die Tester hatten in ihre Bewertunge­n auch die Ausstattun­g der Bahnhöfe mit Fahrkarten­automaten, Vitrinen, Wetterschu­tz, Sitzgelege­heiten, Abfalleime­rn und eben Beleuchtun­g einbezogen, wobei sie dann in Kaldenkirc­hen ziemlich im Dunkeln standen. Schlimmer war es nur noch in Düsseldorf-Bilk und Dortmund-Körte.

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FOTOS: ESTER ANA HÄDICKE Der Haltepunkt Boisheim wird im Stationsbe­richt des Verkehrsve­rbunds Rhein-Ruhr als „nicht tolerabel“eingestuft. Im Blickpunkt der Tester standen Aufenthalt­squalität, Fahrgastin­formation und Barrierefr­eiheit.
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Die Bahnsteige in Kaldenkirc­hen sind nur durch einen Tunnel erreichbar. Unter anderem ist dort die Beleuchtun­g unzureiche­nd.
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Wartende sitzen in Boisheim am Bahnsteig zwischen Müll.

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