Marode Kapelle in Hostert soll gerettet werden
Die Kirche auf dem früheren Kent-School-Gelände muss saniert werden. Geld von Bund und Land sollen den weiteren Verfall aufhalten.
SCHWALMTAL Peter Zöhren, Initiator der Webseite „Waldniel-Hostert, Gedenkort für die Opfer der NS-Psychiatrie“, kennt sich auf dem Gelände so gut aus wie kaum jemand sonst. „Seit 1991 hat es in der leerstehenden Kapelle immer wieder Beschädigungen gegeben“, sagt er. So wurden etwa Steine in die eisen-gefassten Buntglasfenster geworfen. Zudem dringt durch das Dach und die Außenwände laufend Wasser in das Baudenkmal. Sein Erhalt sei eine große Aufgabe.
Diese Aufgabe hat jetzt Schwalmtals Bürgermeister Andreas Gisbertz (CDU) in den Blick genommen und sich dabei Hilfe aus Berlin geholt, beim CDU-Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer. Von den großen Schäden an Dach und Mauerwerk machten sich die CDU-Politiker bei einem Treffen in der früheren Kapelle ein Bild. „Der Kirchenraum ist ein sehr markanter Teil des Geländes, der mit seiner neugotischen Architektur und einer expressionistischen Innenraumgestaltung hervorsticht“, sagte Uwe Schummer. Er habe zudem in einem Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters die zeitgeschichtliche Bedeutung der Kirche betont. Ein Zusammenhang mit den Plänen für einen Hotelund Tagungs-Komplex besteht laut Gisbertz nicht. Nach den ersten Entwürfen könnte neben der Kirche Gastronomie entstehen. „Es gibt keinen neuen Stand“, erklärte Gisbertz auf Anfrage. Das Vorhaben stocke wegen der Corona-Pandemie. Gerade hat der Bauhof zwei neue Bäume für 2020 abgeholzte Ahorne gesetzt.
Die Gemeinde Schwalmtal hofft laut Gisbertz auf Geld aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm: Der Bund unterstützt 2021 mit 70 Millionen Euro die Sanierung und Instandsetzung von Baudenkmälern; er übernimmt maximal die Hälfte der Projektkosten. „Ich bin
sehr froh darüber, dass uns unser Bundestagsabgeordneter unterstützt. Mit den Förderungen könnten wir ein markantes Zeichen des Geländes vor dem weiteren Zerfall schützen“, sagte Gisbertz. Der Antrag auf Förderung sei vor kurzem gestellt worden.
Sollte das Geld vom Bund kommen, könnten weitere Restaurierungs
und Sanierungsarbeiten ausgeführt werden, um die Denkmalsubstanz im Kircheninnenraum zu schützen. Dazu gehören die Sicherung der teilweise zerstörten Buntglasfenster und die Instandsetzung der ausgeblichenen Wandmalereien.
Die Franziskaner hatten 1912 die Kapelle errichtet, ein Jahr später war das St.-Josefsheim fertig. Die Anwohner von Knirspel hatten gegen den Willen des Pfarrers in Waldniel und des Bischofs in Münster für eine eigene Kirche gekämpft, dafür diente etwa das Vermögen der Familie Wix. Ab 1947 nutzte die Pfarre St. Mariae Himmelfahrt die Kirche. Sie wurde 1978 entwidmet, als das neue Gotteshaus an der Waldnieler Heide fertig war.
Doch nicht nur mit diesem aktuellen Antrag kümmert sich die Gemeinde um das vom Verfall bedrohte Baudenkmal: Sie hat zudem vom Land NRW eine Förderung erhalten, um die Hülle und das Kirchendach zu schließen und an der Entwässerung zu arbeiten. „Damit soll weiteren Schäden erst einmal vorgebeugt werden“, sagt Gisbertz. Voraussichtlich noch in diesem Frühjahr sollen die Arbeiten beginnen.