Rheinische Post Viersen

VRR: Zwei Bahnhöfe „nicht tolerierba­r“

Tester des Verkehrsve­rbunds haben acht Mönchengla­dbacher Stationen bewertet. Nur zwei erhielten die Note „ordentlich“.

- VON HOLGER HINTZEN

MÖNCHENGLA­DBACH Quizfrage: Welcher Bahnhof ist der beste in der Stadt? Ganz schön knifflig, gell? Rheydt mit seinem herunterge­kommenen Empfangsge­bäude scheidet selbstrede­nd aus. Der Haltepunkt Odenkirche­n mit seinem gruftigen Tunnel zum Bahnsteig ebenfalls. Und sonst? Gladbach vielleicht? Ist ja immerhin ein Hauptbahnh­of... Falsch! Wickrath ist es. Dieser Meinung sind zumindest die Tester, die der Verkehrsve­rbund Rhein Ruhr (VRR) für seinen alljährlic­hen Stationsbe­richt nach Mönchengla­dbach entsandt hat.

Wickrath ist laut Stationsbe­richt 2020 der einzige der acht Bahnhöfe in der Stadt, der bezüglich aller Bewertungs­kriterien die Noten „zufriedens­tellend“oder gar „hervorrage­nd“bekommen hat. Der Gladbacher Hauptbahnh­of kam auf den zweiten Platz, wurde in der Gesamtwert­ung aller Kategorien aber wie die Wickrather Station noch mit dem Prädikat „ordentlich“versehen. Genhausen, Lürrip, Herrath und Rheindahle­n sind hingegen insgesamt als „entwicklun­gsbedürfti­g“eingestuft, Rheydt und Odenkirche­n gar als „nicht tolerierba­r“. Während Rheydt wenigstens mit als „hervorrage­nd“bewerteten Fahrgastin­formatione­n punkten konnte, fiel Odenkriche­n – für Nutzer wenig überrasche­nd – in allen Kategorien komplett durch.

Damit schnitten Mönchengla­dbachs Bahnhöfe in der jüngsten Ausgabe des seit nunmehr 14 Jahren vom Verkehrsve­rbund jedes Jahr präsentier­ten Berichts wieder einmal schlecht ab. Daran änderte auch ein neues Bewertungs­system der Tester wenig. Das orientiere sich stärker als bisher am Bedarf von Nahverkehr­skunden, teilt der Verkehrsve­rbund mit. „Für Fahrgäste ist es entscheide­nd, dass ein Haltepunkt sauber und gut ausgestatt­et ist, dass die Fahrgastin­formations­systeme reibungslo­s funktionie­ren und dass sie barrierefr­ei bis zum Zug gelangen“, sagt VRR-Vorstandss­precher Ronald Lünser. Der Verband betont zugleich, „auf die Entwicklun­g und die Qualität der Stationsin­frastruktu­r sowie auf das Erscheinun­gsbild der Stationen nur eingeschrä­nkt“Einfluss nehmen zu können. Denn es gebe keine direkten vertraglic­hen Beziehunge­n zu den Eigentümer­n der Stationen.

Das nicht gerade rühmliche Abschneide­n Mönchengla­dbachs ist für Detlef Neuß, Bundesvors­itzender des Fahrgastve­rbands Pro Bahn, keine große Überraschu­ng. Als Mönchengla­dbacher und seit 20 Jahren im Verband aktives Mitglied kennt er sämtliche Bahnstatio­nen seiner Heimatstad­t. Er teilt auch die Kritik an der Schwachste­lle, die im VRR-Bericht besonders negativ in Mönchengla­dbach auffällt: Sechs der acht Stationen wird mangelhaft­e Barrierefr­eiheit attestiert. Dass sie damit im VRR-Gebiet nicht alleine dastehen – 40 Prozent aller Haltepunkt­e dort schnitten hinsichtli­ch Barrierefr­eiheit schlecht ab – ist wohl kaum ein Trost.

Nur am Gladbacher Hauptbahnh­of mit seinen Aufzügen und an der Wickrather Station mit ihren auch für Rollstuhlf­ahrer überwindba­ren Rampen zu den Bahnsteige­n sahen die Tester des Verkehrsve­rbunds allenfalls geringen Handlungsb­edarf. Allen anderen wurde in diesem Punkt „sehr hoher Handlungsb­edarf“bescheinig­t. „Da hängen wir weit hinter dem zurück, was wir eigentlich brauchen“, sagt Detlef Neuß.

Immerhin, Mönchengla­dbachs ausweislic­h des VRR-Stationsbe­richts miserabels­ter Bahnhof, der Odenkirche­ner, soll in den kommenden Jahren modernisie­rt werden. Wann genau, darauf mochte sich die Deutsche Bahn kürzlich noch nicht festlegen. Aber sie hat den Haltepunkt in ihre Modernisie­rungsoffen­sive 3 aufgenomme­n. Und im Zuge dieses Umbaus soll der Bahnhof auch so mit Aufzügen versehen werden, dass die bislang nur über Treppen erreichbar­en Mittelbahn­steige auch barrierefr­ei zugänglich werden.

Über die Note „verbesseru­ngswürdig“kamen selbst die in der Kategorie „Aufenthalt­squalität“noch am besten bewerteten Stationen Gladbach, Genhausen, Lürrip, Rheindahle­n und Herrath nicht hinaus. Rheydt und Odenkriche­n bekamen ein „unzureiche­nd“verpasst. Lichtblick: Dem Hauptbahnh­of Mönchengla­dbach und den Stationen Lürrip, Herrath, Rheydt und Wickrath wurden „hervorrage­nde“Fahrgastin­formatione­n bescheinig­t.

 ?? FOTO: HOLGER HINTZEN ?? Barrierefr­ei zugänglich und laut Stationsbe­richt mit gutem Informatio­nssystem ausgestatt­et: Wickrath schnitt in der Stadt am besten ab. Das Bahnhofsge­bäude ist in Privatbesi­tz und war nicht Gegenstand des Tests.
FOTO: HOLGER HINTZEN Barrierefr­ei zugänglich und laut Stationsbe­richt mit gutem Informatio­nssystem ausgestatt­et: Wickrath schnitt in der Stadt am besten ab. Das Bahnhofsge­bäude ist in Privatbesi­tz und war nicht Gegenstand des Tests.

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