VRR: Zwei Bahnhöfe „nicht tolerierbar“
Tester des Verkehrsverbunds haben acht Mönchengladbacher Stationen bewertet. Nur zwei erhielten die Note „ordentlich“.
MÖNCHENGLADBACH Quizfrage: Welcher Bahnhof ist der beste in der Stadt? Ganz schön knifflig, gell? Rheydt mit seinem heruntergekommenen Empfangsgebäude scheidet selbstredend aus. Der Haltepunkt Odenkirchen mit seinem gruftigen Tunnel zum Bahnsteig ebenfalls. Und sonst? Gladbach vielleicht? Ist ja immerhin ein Hauptbahnhof... Falsch! Wickrath ist es. Dieser Meinung sind zumindest die Tester, die der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) für seinen alljährlichen Stationsbericht nach Mönchengladbach entsandt hat.
Wickrath ist laut Stationsbericht 2020 der einzige der acht Bahnhöfe in der Stadt, der bezüglich aller Bewertungskriterien die Noten „zufriedenstellend“oder gar „hervorragend“bekommen hat. Der Gladbacher Hauptbahnhof kam auf den zweiten Platz, wurde in der Gesamtwertung aller Kategorien aber wie die Wickrather Station noch mit dem Prädikat „ordentlich“versehen. Genhausen, Lürrip, Herrath und Rheindahlen sind hingegen insgesamt als „entwicklungsbedürftig“eingestuft, Rheydt und Odenkirchen gar als „nicht tolerierbar“. Während Rheydt wenigstens mit als „hervorragend“bewerteten Fahrgastinformationen punkten konnte, fiel Odenkrichen – für Nutzer wenig überraschend – in allen Kategorien komplett durch.
Damit schnitten Mönchengladbachs Bahnhöfe in der jüngsten Ausgabe des seit nunmehr 14 Jahren vom Verkehrsverbund jedes Jahr präsentierten Berichts wieder einmal schlecht ab. Daran änderte auch ein neues Bewertungssystem der Tester wenig. Das orientiere sich stärker als bisher am Bedarf von Nahverkehrskunden, teilt der Verkehrsverbund mit. „Für Fahrgäste ist es entscheidend, dass ein Haltepunkt sauber und gut ausgestattet ist, dass die Fahrgastinformationssysteme reibungslos funktionieren und dass sie barrierefrei bis zum Zug gelangen“, sagt VRR-Vorstandssprecher Ronald Lünser. Der Verband betont zugleich, „auf die Entwicklung und die Qualität der Stationsinfrastruktur sowie auf das Erscheinungsbild der Stationen nur eingeschränkt“Einfluss nehmen zu können. Denn es gebe keine direkten vertraglichen Beziehungen zu den Eigentümern der Stationen.
Das nicht gerade rühmliche Abschneiden Mönchengladbachs ist für Detlef Neuß, Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn, keine große Überraschung. Als Mönchengladbacher und seit 20 Jahren im Verband aktives Mitglied kennt er sämtliche Bahnstationen seiner Heimatstadt. Er teilt auch die Kritik an der Schwachstelle, die im VRR-Bericht besonders negativ in Mönchengladbach auffällt: Sechs der acht Stationen wird mangelhafte Barrierefreiheit attestiert. Dass sie damit im VRR-Gebiet nicht alleine dastehen – 40 Prozent aller Haltepunkte dort schnitten hinsichtlich Barrierefreiheit schlecht ab – ist wohl kaum ein Trost.
Nur am Gladbacher Hauptbahnhof mit seinen Aufzügen und an der Wickrather Station mit ihren auch für Rollstuhlfahrer überwindbaren Rampen zu den Bahnsteigen sahen die Tester des Verkehrsverbunds allenfalls geringen Handlungsbedarf. Allen anderen wurde in diesem Punkt „sehr hoher Handlungsbedarf“bescheinigt. „Da hängen wir weit hinter dem zurück, was wir eigentlich brauchen“, sagt Detlef Neuß.
Immerhin, Mönchengladbachs ausweislich des VRR-Stationsberichts miserabelster Bahnhof, der Odenkirchener, soll in den kommenden Jahren modernisiert werden. Wann genau, darauf mochte sich die Deutsche Bahn kürzlich noch nicht festlegen. Aber sie hat den Haltepunkt in ihre Modernisierungsoffensive 3 aufgenommen. Und im Zuge dieses Umbaus soll der Bahnhof auch so mit Aufzügen versehen werden, dass die bislang nur über Treppen erreichbaren Mittelbahnsteige auch barrierefrei zugänglich werden.
Über die Note „verbesserungswürdig“kamen selbst die in der Kategorie „Aufenthaltsqualität“noch am besten bewerteten Stationen Gladbach, Genhausen, Lürrip, Rheindahlen und Herrath nicht hinaus. Rheydt und Odenkrichen bekamen ein „unzureichend“verpasst. Lichtblick: Dem Hauptbahnhof Mönchengladbach und den Stationen Lürrip, Herrath, Rheydt und Wickrath wurden „hervorragende“Fahrgastinformationen bescheinigt.