Endlich wieder Kunstgenuss
Langsam erwachen Mönchengladbachs Museen aus ihrem zwangsverordneten dreimonatigen Dornröschenschlaf. Begegnungen bei einem ersten Streifzug.
MÖNCHENGLADBACH Zwei Stunden Fahrtzeit von Haus zu Haus haben die beiden Jurastudenten auf sich genommen, um das Schloss Rheydt und seine vielfältigen Sammlungen kennenzulernen. Maxime Pyotte und Corontin Barreau machten sich sofort am ersten Wochenende nach der Wiedereröffnung des städtischen Museums von Bochum aus auf den Weg nach Rheydt. Aus dem französischen Tours kommend, absolvieren die beiden ein Auslandsstudienjahr in Bochum und sind – kein Wunder, wenn man im schlösserreichen Loiretal lebt – große Schlossliebhaber.
Die Coronapandemie hat den beiden Franzosen übel mitgespielt: Sie haben in Bochum online studieren müssen, konnten kaum andere Studierende kennenlernen, blieben in ihrer Wohnung. Als die Museen öffneten, haben sie gleich die Gelegenheit zum Ausflug ergriffen und aktiv nach Schlössern mit Museumscharakter gesucht. Die Wahl fiel auf das Schloss Rheydt. Online buchten sie ihre Tickets. „Das Schloss ist wirklich sehr schön“, schwärmt Maxime Pyotte, „es gibt so viel zu sehen.“
Tickets sind telefonisch und online zu buchen, es gibt ein großes
Zeitfenster, in dem man seinen Besuch absolvieren kann, die Kontaktdaten müssen hinterlegt werden. Anfangs war, so ist zu erfahren, die Zahl der Anmeldungen noch klein, doch im Laufe des ersten Wochenendes wurde es immer mehr.
So sieht es auch im Museum Abteiberg aus. Seit Donnerstag, 11. März, ist das Haus nach fast genau drei Monaten wieder für die Öffentlichkeit geöffnet. Auch hier gilt: Tickets und Besuchszeit vorher fest buchen, Kontaktdaten hinterlegen, Maske tragen. „Die Gästen sagen sogar ab, wenn sie aus irgendeinem
Grund nicht kommen können“, erklärt Wolfgang Sombert, der an diesem Samstagnachmittag Dienst an der Kasse tut.
„Wir unternehmen jeden Samstag etwas gemeinsam“, erklärt die Neusserin Monja Herold. Wir, das sind sie und ihre Freundin Andrina David aus Mönchengladbach. Die beiden gehen gemeinsam in Mönchengladbach zur Schule und stehen kurz vor dem Abitur. „In den letzten Monaten konnte man ja nicht viel unternehmen“, sagt Herold. Nach den Lockerungen stand für Andrina David fest: „Lass uns
mal ins Museum Abteiberg gehen.“
Gabriele Bringmann und Regina Zimmermann stehen inmitten der aktuellen Ausstellung von Hiwa K. Man müsse schon genau recherchieren, diese Erfahrung hat Gabriele Bringmann aus Neuss gemacht, um herauszufinden, welche Museen geöffnet sind. Sie ist mit der Grevenbroicherin Zimmermann ins Museum Abteiberg gereist. „Ich wollte immer mal herkommen, besonders der Architektur wegen“, sagt Zimmermann.
Während der langen Durststrecke der Museumsschließungen haben sie keine Online-Ausstellung besucht oder virtuelle Museumsrundgänge unternommen. „Wir haben etwas anderes gemacht“, so die beiden Freundinnen. Und sich den Kunstgenuss für die Zeit aufgespart, in der es wieder von Angesicht zu Angesicht möglich ist.