Gemeinde wehrt sich gegen Friedhofs-Vandalen
Auf dem evangelischen Friedhof in Waldniel häufen sich Sachbeschädigungen. Was die Kirche jetzt plant.
SCHWALMTAL Der evangelische Friedhof am Haesenberg ist kein Ort der Ruhe mehr: Immer wieder beschädigen Unbekannte dort Grabstellen, kippen Säure über Grabsteine oder buddeln Blumen aus.
Pfarrer Arne Thummes hat wegen dieser Vorfälle in der vergangenen Woche Anzeige wegen Diebstahl und Vandalismus bei der Polizei im Kreis Viersen erstattet. „Die Polizei hat alle Vorfälle aufgenommen, die jüngsten aus dem März ebenso wie die vom vergangenen September“, schildert der evangelische Pfarrer.
Erst in der vergangenen Woche waren blühende Stiefmütterchen und Bodendecker im hinteren Teil des Friedhofs ausgegraben worden: mal zehn, mal sieben, mal drei Stück. Thummes ist nicht nur fassungslos über diese Taten, er will darauf auch reagieren: „Diebstahl und Vandalismus sind keine Kavaliersdelikte“, sagt er. Die Kirchengemeinde plant jetzt, ein neues Schild zum montieren, erklärt Anja Weber, Vorsitzende des Friedhofsausschusses. Es sei als Warnung zu verstehen, dass die Gemeinde jeden Diebstahl und jede Sachbeschädigung anzeigen werde. Weber ist ebenfalls fassungslos über die Vorfälle: „Ich kann das nicht verstehen. Wer klaut denn Pflanzen, die preiswert zu kaufen sind, von einem Friedhof und pflanzt sie sich in den Vorgarten?“, fragt die Leiterin des Friedhofsausschusses.
Die Zerstörungen ärgern Weber und Thummes umso mehr, weil die evangelische Kirchengemeinde in Zukunft noch viel Zeit und Mühe in ihren Friedhof investieren will. Er soll nicht nur ein gepflegter Ort der Ruhe sein, sondern auch naturnah umgestaltet werden. So sollen etwa auf dem nicht mehr für Bestattungen genutzten Teil neue Pflanzen gesetzt werden, auch ein Insektenhotel ist dort geplant.
Die Polizei im Kreis Viersen bestätigt den Eingang der Anzeige. Die Ermittler vom Kriminalkommissariat West haben jetzt ihre Arbeit aufgenommen. Nach Auskunft von Polizei-Sprecherin Antje Heymanns fehlt bisher eine heiße Spur, auch einen konkreten Tatverdacht gibt es nicht. „Es handelt sich offenbar um einen Vandalismus-Fall“, erklärt Heymanns auf Anfrage. „Hinweise darauf, dass Metalldiebstähle beabsichtigt waren, haben wir derzeit nicht.“Vor rund fünf Jahren hat es häufiger Diebstähle von Friedhöfen im Kreis Viersen gegeben; insbesondere von Metall. Ein Problem für die Polizei: Die Dunkelziffer ist in diesem Bereich hoch, die Taten sind zudem nicht immer als solche zu erkennen: Wenn etwa jemand einen Gegenstand von einem Grab entferne, könne dies durchaus legal sein.
Weber hofft darauf, dass auf dem evangelsichen Friedhof bald wieder Ruhe einkehrt: „Wir möchten keinen Friedhof mit festen Öffnungsund Schließzeiten, wir möchten keine Überwachungskameras und keinen Wachdienst.“Und vor allem wolle man wegen einiger Krimineller nicht ständig die Gebühren erhöhen müssen, um diese Verluste materiell auszugleichen. Sie wünscht sich, dass jeder Respekt vor dem evangelischen Friedhof als Ort der (letzten) Ruhe hat: „Wir tun viel, und meist ehrenamtlich, um unseren Friedhof zu pflegen und für die Menschen als friedvollen Ort zu erhalten“, sagt sie. Immer wieder gebe es Veränderungen, wie die jüngst mit Steinen und Stelen angelegten Themenfelder, die zum Ziel eines Säure-Angriffs wurden und instandgesetzt werden mussten.
Arne Thummes verspricht sich auch einiges von der angekündigten Unterstützung der Polizei: „Sie will jetzt regelmäßig hier auf Streife unterwegs sein.“