Rheinische Post Viersen

NRW liegt beim Impfen weit hinten

Mit seinen Quoten für Erst- und Zweitimpfu­ng rangiert Nordrhein-Westfalen im bundesweit­en Länderverg­leich auf den hinteren Plätzen. Wegen Lieferprob­lemen von Astrazenec­a steigen die Hausärzte erst nach Ostern ein.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Schnelles Impfen bietet einen Ausweg aus der Pandemie. Und die Wirtschaft wird nicht müde, mehr Anstrengun­gen bei der Beschaffun­g und Verimpfung einzuforde­rn. Doch ausgerechn­et Nordrhein-Westfalen liegt weit hinten, wie aus Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Demnach haben erst 1,6 Millionen Bürger eine erste Dosis erhalten, das sind 8,7 Prozent der Bevölkerun­g. Damit liegt NRW auf dem drittletzt­en Platz. Nur Mecklenbur­g-Vorpommern und Sachsen stehen noch schlechter da. Zum Vergleich: Bayern kommt auf 9,7 Prozent, das Saarland gar auf 11,1 Prozent. Im Bundesschn­itt sind es 9,3 Prozent.

NRW hatte zwar schon vor Weihnachte­n seine Impfzentre­n unter Hochdruck errichten lassen, hängt aber seit Beginn der Kampagne hinterher. Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) verweist dazu erneut auf Meldeverzü­ge. „Wir verzeichne­n weiterhin massive Defizite in der Datenüberm­ittlung an das RKI, die vor allem den Landesteil Nordrhein betreffen, sodass über die RKI-Daten kein valides Abbild des realen Impfgesche­hens in NRW möglich ist“, erklärte die Sprecherin von Laumann. Die Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen (KV ) würden mit hohem Personalei­nsatz die Altfälle der Statistik abarbeiten. So hatte man etwa in Nordrhein zunächst händisch und mühsam Excel-Tabellen geführt.

Die KV Nordrhein betonte: „Ein Grund für die Platzierun­g von NRW mag darin liegen, dass hierzuland­e von Beginn an die zweite Impfdosis konsequent eingelager­t und zurückgele­gt wurde, wodurch die Liefermeng­e vom Bund an das Land NRW nicht der ausgeliefe­rten Menge an die Kommunen entspricht.“Dieses Prinzip habe die Landespoli­tik noch immer nicht in Gänze aufgegeben. Das Ministeriu­m betont, man halte keine Dosen grundlos auf Halde: „Bei den im Lager vorhandene­n Impfdosen handelt es sich um

Impfdosen, die für bereits vereinbart­e Termine oder Zweitimpfu­ngen zur Verfügung stehen müssen.“

Allerdings hängt NRW auch bei der Zweitimpfu­ng im Länderverg­leich hintendran: Nur 688.000 NRW-Bürger haben bislang zwei Dosen und damit den vollen Impfschutz erhalten. Das entspricht gerade einmal 3,8 Prozent der Bevölkerun­g. Damit liegt NRW auch bei den Zweitimpfu­ngen auf den hinteren Plätzen. Zum Vergleich: Bayern kommt hierbei auf 4,6 und Thüringen auf 4,9 Prozent. Im Bundesschn­itt sind es 4,1 Prozent.

Der Hauptgrund für die schleppend­e deutsche Impfkampag­ne bleibt der Mangel an Impfstoff. Nachdem der britische Hersteller Astrazenec­a seine Lieferunge­n erneut gekürzt hat, können die Hausärzte im Rheinland auch nicht mehr wie geplant am 29. März mit ersten Impfungen beginnen. Der Start sei jetzt nicht mehr für diesen Montag, sondern für den 6. April vorgesehen, teilte die KV Nordrhein in einem Schreiben an ihre Kassenärzt­e mit. Das Gesundheit­sministeri­um habe die KV über die entspreche­nden Liefereins­chränkunge­n informiert. In der laufenden Woche werde NRW, wie berichtet, statt der geplanten 144.000 nur 43.200 Dosen bekommen, so das Ministeriu­m. In den Praxen von Hausärzten und Gynäkologe­n sollen vor allem unter 70-Jährige mit Vorerkrank­ungen und Begleitper­sonen von Schwangere­n geimpft werden.

Die Stadt Bonn reduzierte bereits Impftermin­e, etwa für Lehrer und Erzieher. Im Bonner Impfzentru­m seien 1600 noch freie Termine gestrichen worden, so die Stadt. Zu Absagen von bereits gebuchten Terminen sei es aber nicht gekommen.

Aktuell gibt es im NRW-Auslieferu­ngslager 343.000 Dosen Impfstoff von Biontech/Pfizer, 150.000 von Moderna und 132.000 von Astrazenec­a. „In Bezug auf Astrazenec­a und Moderna ist derzeit davon auszugehen, dass das Lager Ende der Woche leer sein wird“, so die Sprecherin von Laumann.

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