NRW liegt beim Impfen weit hinten
Mit seinen Quoten für Erst- und Zweitimpfung rangiert Nordrhein-Westfalen im bundesweiten Ländervergleich auf den hinteren Plätzen. Wegen Lieferproblemen von Astrazeneca steigen die Hausärzte erst nach Ostern ein.
DÜSSELDORF Schnelles Impfen bietet einen Ausweg aus der Pandemie. Und die Wirtschaft wird nicht müde, mehr Anstrengungen bei der Beschaffung und Verimpfung einzufordern. Doch ausgerechnet Nordrhein-Westfalen liegt weit hinten, wie aus Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Demnach haben erst 1,6 Millionen Bürger eine erste Dosis erhalten, das sind 8,7 Prozent der Bevölkerung. Damit liegt NRW auf dem drittletzten Platz. Nur Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen stehen noch schlechter da. Zum Vergleich: Bayern kommt auf 9,7 Prozent, das Saarland gar auf 11,1 Prozent. Im Bundesschnitt sind es 9,3 Prozent.
NRW hatte zwar schon vor Weihnachten seine Impfzentren unter Hochdruck errichten lassen, hängt aber seit Beginn der Kampagne hinterher. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) verweist dazu erneut auf Meldeverzüge. „Wir verzeichnen weiterhin massive Defizite in der Datenübermittlung an das RKI, die vor allem den Landesteil Nordrhein betreffen, sodass über die RKI-Daten kein valides Abbild des realen Impfgeschehens in NRW möglich ist“, erklärte die Sprecherin von Laumann. Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV ) würden mit hohem Personaleinsatz die Altfälle der Statistik abarbeiten. So hatte man etwa in Nordrhein zunächst händisch und mühsam Excel-Tabellen geführt.
Die KV Nordrhein betonte: „Ein Grund für die Platzierung von NRW mag darin liegen, dass hierzulande von Beginn an die zweite Impfdosis konsequent eingelagert und zurückgelegt wurde, wodurch die Liefermenge vom Bund an das Land NRW nicht der ausgelieferten Menge an die Kommunen entspricht.“Dieses Prinzip habe die Landespolitik noch immer nicht in Gänze aufgegeben. Das Ministerium betont, man halte keine Dosen grundlos auf Halde: „Bei den im Lager vorhandenen Impfdosen handelt es sich um
Impfdosen, die für bereits vereinbarte Termine oder Zweitimpfungen zur Verfügung stehen müssen.“
Allerdings hängt NRW auch bei der Zweitimpfung im Ländervergleich hintendran: Nur 688.000 NRW-Bürger haben bislang zwei Dosen und damit den vollen Impfschutz erhalten. Das entspricht gerade einmal 3,8 Prozent der Bevölkerung. Damit liegt NRW auch bei den Zweitimpfungen auf den hinteren Plätzen. Zum Vergleich: Bayern kommt hierbei auf 4,6 und Thüringen auf 4,9 Prozent. Im Bundesschnitt sind es 4,1 Prozent.
Der Hauptgrund für die schleppende deutsche Impfkampagne bleibt der Mangel an Impfstoff. Nachdem der britische Hersteller Astrazeneca seine Lieferungen erneut gekürzt hat, können die Hausärzte im Rheinland auch nicht mehr wie geplant am 29. März mit ersten Impfungen beginnen. Der Start sei jetzt nicht mehr für diesen Montag, sondern für den 6. April vorgesehen, teilte die KV Nordrhein in einem Schreiben an ihre Kassenärzte mit. Das Gesundheitsministerium habe die KV über die entsprechenden Liefereinschränkungen informiert. In der laufenden Woche werde NRW, wie berichtet, statt der geplanten 144.000 nur 43.200 Dosen bekommen, so das Ministerium. In den Praxen von Hausärzten und Gynäkologen sollen vor allem unter 70-Jährige mit Vorerkrankungen und Begleitpersonen von Schwangeren geimpft werden.
Die Stadt Bonn reduzierte bereits Impftermine, etwa für Lehrer und Erzieher. Im Bonner Impfzentrum seien 1600 noch freie Termine gestrichen worden, so die Stadt. Zu Absagen von bereits gebuchten Terminen sei es aber nicht gekommen.
Aktuell gibt es im NRW-Auslieferungslager 343.000 Dosen Impfstoff von Biontech/Pfizer, 150.000 von Moderna und 132.000 von Astrazeneca. „In Bezug auf Astrazeneca und Moderna ist derzeit davon auszugehen, dass das Lager Ende der Woche leer sein wird“, so die Sprecherin von Laumann.