Duisburgs Hafenchef schon geimpft
Eine Immunisierung im Seniorenstift bringt den 67-Jährigen in Erklärungsnot.
DUISBURG Erich Staake, Chef des Duisburger Hafens Duisport, ist ein Mann mit vielen Verbindungen rund um den Globus und in der Region. Einer dieser Beziehungen verdankt er nun ein für sein Alter ungewöhnliches Privileg: Der 67-Jährige erhielt schon am 13. Januar seine erste Corona-Impfung. Das erfuhr unsere Redaktion durch ein anonymes Schreiben einer offensichtlich gut informierten Person. Ein Sprecher des Duisburger Hafens (Duisport) bestätigt den Vorgang. Dem Brief zufolge sei am 3. Februar die Zweitimpfung erfolgt, was Duisport ebenfalls als richtig einräumt.
Tatsächlich gehörte Staake damals keineswegs zu den Personen, die für eine Impfung vorgesehen waren. Seit Ende Dezember 2020 wurde zuerst bundesweit allen über 80-Jährigen in Pflegeeinrichtungen ein Impfangebot gemacht. Staake habe seine Impfung über seine Nähe zur der Pflegeheimgruppe Hewag-Seniorenstift „eingefädelt“, berichtet die Quelle. Staake bestätigt dies indirekt, indem er mitteilen ließ, welche Beziehung er zu dem Unternehmen habe: Er sitze im Beirat, er habe dem Heim beim ersten Lockdown geholfen, „Schutzkleidung und Schutzmasken in kürzester Frist“zu erhalten. Zur Impfung habe er sich „entschieden“, so Staake über seinen Sprecher, weil „Restdosen zur Verfügung standen“.
Damit stößt der bundesweit bekannte Manager zur Gruppe derjenigen, die als „Impfvordrängler“in den vergangenen Wochen öffentlich bekannt und dafür oft kritisiert wurden. So hatten sich mehrere Bürgermeister trotz noch jungen Alters impfen lassen, wenn angeblich Dosen übrig waren, während sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trotz ihrer hohen Verantwortung
bisher weigert, mit Vorrang gegen Corona geschützt zu werden. Staake sieht in seinem Fall aber einen guten Grund für ein Privileg.
Der Duisburger Hafen sei als „systemrelevantes Unternehmen“eingestuft worden, lässt er mitteilen. Alleine im ersten Quartal 2021 sei ein halbes Dutzend Auslandsreisen erforderlich gewesen, die „mit langen Quarantänezeiten nicht vereinbar gewesen“wären. Es ging unter anderem nach Minsk, Rotterdam, Warschau, Bukarest, so sein Sprecher. Im Klartext: Aus Sicht von Staake war es richtig, Vorrang zu beanspruchen, um dem Unternehmen zu dienen. Dem Brief zufolge wurde auch noch eine gute Bekannte von Staake außer der Reihe geimpft. Er lässt dazu erklären, die Frau sei nicht seine Lebenspartnerin, sie sei auch nicht von Fahrern des Duisburger Hafens zu dem Termin gefahren worden.
Ende des Jahres wird Erich Staake, wie schon angekündigt, in Rente gehen. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin wird derzeit gesucht. Duisport gehört zu zwei Dritteln dem Land NRW, zu einem Drittel der Stadt Duisburg. Aufsichtsratschef ist Hendrik Schulte, Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium.