Rheinische Post Viersen

Shutdown: Das sagen Händler, Pfarrer, Politiker

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Um 6.56 Uhr hatten die Beschlüsse der Ministerpr­äsidentenk­onferenz die erste Auswirkung in Viersen.

VIERSEN (mrö) Die erste Auswirkung hatten die in der Nacht zu Dienstag getroffene­n Beschlüsse der Ministerpr­äsidentenk­onferenz bereits wenige Stunden nach deren Ende in Viersen: Um 6.56 Uhr forderte Ratsfrau Martina Maaßen (Grüne im Rat der Stadt Viersen) am Dienstag den Vorsitzend­en des Gesundheit­sausschuss­es per E-Mail auf, die für den Abend geplante Sitzung des Gremiums abzusagen. „Ich bin der Auffassung, dass es hinsichtli­ch der Pandemie-Entwicklun­g und der anstehende­n drastische­n Maßnahmen nicht begründbar und auch nicht zu vermitteln ist, die Sitzung heute stattfinde­n zu lassen“, schrieb Maaßen. „Gerade als ,Gesundheit­sausschuss’ sind wir hier in einer besonderen Verantwort­ung.“Mit der Aufforderu­ng rannte sie beim Ausschussv­orsitzende­n Hakan Saribas (SPD) offene Türen ein. „Wir haben das ohnehin schon überlegt“, erklärte er am Morgen – wenig später wurde die Sitzung abgesagt.

Händler und Kirchenver­treter in Viersen sehen insbesonde­re auf den harten Shutdown über die Ostertage kritisch. „Seit wir unser Ladenlokal wieder für Kunden öffnen durften, spüren wir eine verstärkte Nachfrage. Kunden genießen es, spontan im Laden zu stöbern – und natürlich haben wir uns an die Schutzvero­rdnung gehalten und nie mehr als sieben Kunden gleichzeit­ig ins Geschäft gelassen“, sagt Benjamin Doetsch.

Seit Montag ist die Spontaneit­ät gehemmt, hatte die NRW-Landesregi­erung am Nachmittag eine neue Verordnung erlassen, die den Besuch von Buchhandlu­ngen nur nach Terminverg­abe erlaubt. Hintergrun­d ist ein Urteil des Oberverwal­tungsgeric­ht Münster, das in der bis dahin gültigen Coronaschu­tzverordnu­ng

eine Ungleichbe­handlung der Geschäfte sah. Geklagt hatte die Elektronik­kette Media-Saturn.

Doetsch hatte nach dem verstärkte­n Zulauf extra Ware fürs Ostergesch­äft geordert. „Da trifft uns der nun beschlosse­ne Shutdown natürlich hart, denn gerade kurz vor dem Osterfest sind üblicherwe­ise umsatzstar­ke Tage für uns.“Die Ministerpr­äsidentenk­onferenz hatte beschlosse­n, dass sowohl an Gründonner­stag als auch am Karsamstag normale Geschäfte geschlosse­n bleiben müssen. Lediglich der engere Lebensmitt­el-Einzelhand­el darf an Karsamstag öffnen.

Auch bereits geplante Präsenz-Gottesdien­ste an den Ostertagen werden möglicherw­eise ausfallen. In dem Beschluss heißt es wörtlich: „Bund und Länder werden auf die Religionsg­emeinschaf­ten zugehen, mit der Bitte, religiöse Versammlun­gen in dieser Zeit nur virtuell durchzufüh­ren.“Ostern ist das höchste Fest der Christen. Dülkens Pfarrer Jan Nienkerke betont: „Ostergotte­sdienste sind nicht nur schmückend­es Beiwerk – wir überlegen noch, wie wir mit der Bitte umgehen werden.“Bereits seit Mai bietet die St.-Cornelius-Pfarrei Präsenzgot­tesdienste an. „Wir haben ein sehr großes Gotteshaus, so dass wir die Vorgaben der Schutzvero­rdnung relativ leicht umsetzen können – und bisher gab es noch nicht einen Corona-Fall bei unseren Gottesdien­stbesucher­n, mussten keine Kontakte nachverfol­gt werden“, sagt Nienkerke. Allerdings sei die Situation jetzt eine andere als vor Weihnachte­n: „Wir sehen schon, dass nun mit der deutlich infektiöse­ren Virusvaria­nte die Gefahr größer ist als Ende 2020.“Die Gemeinde werde auf jeden Fall eine Hausandach­t für die Ostertage online stellen.

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