Schule verzichtet auf Selbsttests
Am Clara-Schumann-Gymnasium werden Schüler gratis von Mitarbeitern eines Testzentrums getestet.
DÜLKEN Einer der beiden Stühle wird frei, jetzt ist Dustin Moors an der Reihe. Der 18-Jährige sitzt noch nicht ganz, als auch schon Claudius Mackes im hellblauen Kunststoff-Schutzkittel, mit schwarzen Gummihandschuhen, Face-Shield und FFP2-Maske ausgestattet, auf ihn zu kommt. Moors gibt ihm den Barcode, der am Eingang der Aula des Clara-Schumann-Gymnasiums in Dülken für ihn ausgedruckt wurde. Mackes holt ein Teststäbchen aus der Verpackung, Dustin setzt seine FFP2-Maske ab und lehnt den Kopf nach hinten. Der Schüler schließt die Augen, als Mackes das lange Wattestäbchen erst in seinem linkem Nasenloch, dann im rechten viermal dreht, dabei laut „Eins, zwei, drei, vier“zählt. Knapp 20 Sekunden später sagt er noch: „Das war’s schon“– und Dustin überlässt den Stuhl dem nächsten Schüler.
Insgesamt rund 350 Schüler des Clara-Schumann-Gymnasiums machen an diesem Dienstagmorgen in der Aula einen Corona-Schnelltest. Dafür greift Schulleiter Christian Mengen allerdings nicht auf die Selbsttests zurück, die ihm das Schulministerium am vergangenen Mittwoch geschickt hat. Er hat einen externen Anbieter beauftragt, der seit rund einer Woche in Viersen die kostenlosen Bürgerschnelltests anbietet. Bedeutet: Für das Gymnasium sind die Tests gratis, das externe Testzentrum rechnet mit der Kassenärztlichen Vereinigung ab. Und: Die Schüler wenden die Tests nicht selbst an, das übernimmt geschultes Personal des Anbieters. Das sei mit der Bezirksregierung, dem Schulträger und den Eltern abgestimmt, sagt Mengen. In ihren Lerngruppen kommen je etwa 15 Schüler zur Aula, für jede Gruppe sind zehn Minuten Testzeit vorgesehen. Mindestens zwei Mal pro Woche würde Mengen die Tests gerne anbieten.
Schon in der vergangenen Woche hatte der Schulleiter beschlossen, sich nicht auf die Selbsttests zu verlassen. Wie er kritisieren viele Schulleiter, die vom Ministerium gelieferten Tests seien nicht kindgerecht, gerade für Fünft- und Sechstklässler nicht geeignet. Hinzu kommt: Während der Tests sitzen je nach Schule etwa 15 Schüler gemeinsam in einem Raum, nehmen ihre Masken ab, hantieren womöglich mit infektiösem Material. „Ich halte das für ein Ansteckungsrisiko“, sagt Mengen. Er wolle weder die Gesundheit der Schüler noch die der Lehrer gefährden. Also wandte er sich an das Testzentrum.
Einer der Leiter, Marc Tappiser, ist ehemaliger Schüler des Gymnasiums – „da fühlen wir uns direkt ein bisschen wohler“, sagt Mengen. Die Lehrer behalten den Ablauf in der Aula im Blick, um schnell eingreifen zu können, falls ein Schüler positiv getestet wird. Dann würden Tappiser und seine vier Mitarbeiter auch gleich noch vor Ort in einem dafür vorgesehenen Raum einen PCRTests anwenden, wenn gewünscht.
Am Clara-Schumann-Gymnasium wechseln die Schüler wochenweise zwischen Präsenz- und Distanzunterricht. Eine Ausnahme sind Oberstufenschüler: Sie haben nur Präsenzunterricht. Das Schulministerium hat vorgegeben, jeder Schüler soll freiwillig vor den Osterferien in der Schule einen Test machen können. Nicht alle Eltern stimmten zu: Bei ihm seien rund 40 Widersprüche angekommen, erzählt Mengen.
Weil er erst seit diesem Dienstag mit dem Testzentrum zusammenarbeitet, ließ er am Freitag an die rund eine Hälfte Schüler, die in der vergangenen Woche Präsenzunterricht hatte, die Selbsttests austeilen. Sie hätten sonst vor den Ferien nicht mehr berücksichtigt werden können. „Das hat von der Organisation
her gut funktioniert“, sagt er. Allerdings hätten Lehrer ihm berichtet, einige Schüler seien nicht sonderlich enthusiastisch an die Sache heran gegangen, „da ist eine große Hemmschwelle“. Hinzu kommt: Das Material für die Tests wurde in Großpackungen geliefert, für jeden Schüler mussten die Lehrer erst ein Test-Set aus je fünf Einzelteilen zusammenstellen.
Er habe am Freitag einen Selbsttest gemacht, erzählt Dustin, während er vor der Aula auf den Einlass ins mobile Schnelltestzentrum wartet. Viel mehr sagen kann er erst Mal nicht, denn er ist als nächstes dran. Zu Hause hat sich der Zwölftklässler auf der Internetseite des Testzentrums registriert und einen QRCode aufs Smartphone zugeschickt bekommen, den lässt er nun am Eingang von einem Mitarbeiter des Testzentrums scannen. Danach erhält er den ausgedruckten Barcode, der später an seinem Test befestigt wird. Außerdem bekommt er einen Flyer mit Hinweisen dazu, wie nach dem Test per Kurzmitteilung das Ergebnis auf seinem Smartphone landet. Es dauert nur wenige Minuten, bis der 18-Jährige die Aula wieder verlässt.
Draußen trifft er einen Mitschüler, der auf den Einlass wartet und neugierig ist: „Wie war’s?“, fragt er. „Ach, ganz angenehm, nicht besonders schlimm“, antwortet Dustin. „Das kommt auf jeden Fall professionell rüber“, ergänzt er. Mit den Selbsttests am Freitag sei hingegen die ganze Gruppe eine Dreiviertelstunde lang beschäftigt gewesen. Er sagt aber auch: „Das war nicht sonderlich umständlich.“Er könne sich jedoch vorstellen, dass gerade jüngere Schüler dabei Probleme hätten: „Man muss das schon ruhig machen.“Für Dustin geht jetzt der Informatik-Unterricht weiter, er muss los. In etwa 15 Minuten erhält er sein Testergebnis. Er habe schon Angst, sich irgendwo anzustecken, sagt er noch. „Aber man lernt, damit zu leben.“