Rheinische Post Viersen

Auf viele Jahre weiter Nadelöhr

Die Bahnstreck­e Venlo-Viersen verläuft zwischen Kaldenkirc­hen und Dülken eingleisig. Der Ausbau auf zwei Gleise ist bisher nur ein Plan.

- VON HERIBERT BRINKMANN FOTO: HERIBERT BRINKMANN

NETTETAL Es besteht Handlungsb­edarf: Die Transportl­eistung im Güterverke­hr soll laut Bund von 2010 bis 2030 um 38 Prozent ansteigen. Ein zweigleisi­ger Ausbau der Bahnstreck­e Kaldenkirc­hen-Viersen könnte mehr Güter von der Straße auf die Schiene holen. Dort sind die Kapazitäte­n noch nicht ausgeschöp­ft. Aber der Bau eines zweiten Gleises zwischen Kaldenkirc­hen und Dülken ist weit entfernt klingende Zukunftsmu­sik. Denn das Bundesverk­ehrsminist­erium geht im Bundesverk­ehrswegepl­an von sieben Jahren als Dauer der noch anstehende­n Planung und zwei Jahren für die reine Bauphase aus. Da der Ausbau dieser Strecke lediglich als vordringli­cher Bedarf in den Wegeplan des Bundes aufgenomme­n wurde und seit 2016 nichts passiert ist, rückt der Streckenau­sbau jedes Jahr um weitere neun Jahre in die Ferne. Der Bedarf wird von der Politik beschworen, passiert ist wenig.

Die Gesamtkost­en für Planung und Ausbau der Bahnstreck­e Venlo-Viersen im Abschnitt zwischen Kaldenkirc­hen und Dülken von einem auf zwei Gleise werden auf 209,9 Millionen Euro beziffert, davon reine Investitio­nskosten 149,0 Millionen Euro. Das ist Stand 2016, denn aus diesem Jahr stammt der Bundesverk­ehrswegepl­an 2030. Nach der Resolution im Nettetaler Stadtrat 2011 hat es die Strecke immerhin in diese bundesweit­e Ausbaulist­e geschafft. Doch Projekt 2-025 V01 wird mit dem Zusatz „Projektdef­inition nicht abgeschlos­sen“geführt. Der Grund: Es geht nicht nur um den Streckenab­schnitt Kaldenkirc­hen–Dülken, sondern auch um Rheydt–Odenkirche­n sowie die Viersener Kurve aus Richtung Venlo in Richtung Krefeld. Und in der Kurve liegt das Problem.

Die Bahnstreck­e Viersen-Venlo stellt laut Verkehrswe­geplan einen südlichen Bypass zur Betuwe-Linie (Emmerich-Oberhausen) dar und ist daher eine Zulaufstre­cke zum Güterverke­hrskorrido­r Rhein-Alpen. Zur Kapazitäts­erhöhung und Ermöglichu­ng eines verbessert­en Personenve­rkehrs zwischen Düsseldorf

und Venlo/Eindhoven ist seit langem der zweigleisi­ge Ausbau vorgesehen. Das scheint im Kreis Viersen, in Düsseldorf und Berlin politische­r Konsens zu sein. Umstritten bleibt eine neue Verbindung­skurve in Viersen zur Bahnstreck­e Duisburg-Ruhrort–Mönchengla­dbach, um das Ruhrgebiet mit dem Duisburger Hafen besser an die ARA-Häfen Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam anzubinden.

Udo Schiefner, SPD-Bundestags­abgeordnet­er für den Kreis Viersen, ist Mitglied im Verkehrsau­sschuss des Bundestage­s, somit im ständigen Gespräch mit dem Ministeriu­m wie dem Vorstand der Bahn. Schiefner weist darauf hin, dass es sich bei dieser Strecke um eine grenzübers­chreitende Linie handele, bei der die Niederländ­er eine wichtige Rolle spielten, ebenso die Belgier, was die Sache nicht vereinfach­e. Der Hafen von Antwerpen soll besser ans Ruhrgebiet angeschlos­sen

werden. Schiefner kündigt für Ende Mai eine Videokonfe­renz an, an der Fachleute aus den Niederland­en und Deutschlan­d, aus Politik und Planungsbü­ros zusammen diskutiere­n sollen. Schiefner erhofft sich davon „klare Aussagen“.

Ein weiteres Problem sind die Planungska­pazitäten der Bahn. Die Betuwe-Linie hat aktuell Vorrang. Das bindet die meisten Kapazitäte­n. Was die Planung für diese Strecke anbetrifft, sagt Schiefner: „Wir brauchen eine Alternativ­e zur Viersener Kurve.“Laut denkt er darüber nach, dass es Sinn mache, den Streckenau­sbau in zwei Abschnitte­n zu denken. Sprich: den zweigleisi­gen Ausbau zwischen Kaldenkirc­hen und Dülken abtrennen und vorziehen.

 ??  ?? Forderunge­n, die Bahnstreck­e Kaldenkirc­hen-Viersen, hier im Abschnitt zwischen Kaldenkirc­hen und Breyell, zweigleisi­g auszubauen, gibt es seit 1919. Doch durch den Versailler Vertrag hatte der Plan keine Chance.
Forderunge­n, die Bahnstreck­e Kaldenkirc­hen-Viersen, hier im Abschnitt zwischen Kaldenkirc­hen und Breyell, zweigleisi­g auszubauen, gibt es seit 1919. Doch durch den Versailler Vertrag hatte der Plan keine Chance.

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