Eltern unzufrieden mit Ticket-Umstellung
Im August ersetzt das Schoko-Ticket den Spezialverkehr an der Gesamtschule Brüggen. Was Eltern befürchten.
BRÜGGEN Unter den Müttern und Vätern, deren Kinder die Gesamtschule Brüggen besuchen, „herrscht Unverständnis“, erklärt Elternvertreterin Yvonne Dege. Sie hatten sich in einer Umfrage mehrheitlich gegen die Einführung eines Schoko-Tickets an der Gesamtschule ausgesprochen. Doch zum Schuljahresbeginn 2021/22 kommt das Schoko-Ticket und ersetzt den bisherigen Schülerspezialverkehr; den es nur noch für die drei Grundschulen geben soll. Dafür haben sich alle Ratsfraktionen außer der UBW Mitte Februar ausgesprochen.
„Wir als Elternschaft sind zu keinem Zeitpunkt mit ins Boot geholt worden, niemand fragte nach unseren Interessen“, kritisiert Dege. Sie habe die Verwaltung über das Umfrage-Ergebnis informiert. Ob und wie es bei der Ratsentscheidung mit berücksichtigt wurde, sei für sie nicht erkennbar. Bei der schulinternen Umfrage, an der 53 Prozent der Eltern teilnahmen, hatte sich ein Großteil für die Fortsetzung des bisherigen Schülerspezialverkehrs ausgesprochen.
Die Gesamtschule Brüggen, an deren Standorten Brüggen und Bracht rund 800 Kinder und Jugendliche lernen, ist die einzige weiterführende Schule im Westkreis, an der es noch kein Schoko-Ticket gibt. Bei der Entscheidung im Gemeinderat wurden die Vor- und Nachteile einer Umstellung gegeneinander abgewogen. Der Gemeinderat folgte mehrheitlich der Argumentation der Verwaltung, die sich von dem Schoko-Ticket eine Aufwertung für die Gesamtschule, mehr selbstbestimmte Mobilität für die Schüler und einen Beitrag zum Klimaschutz verspricht.
Kritisiert wurde laut Verwaltung die geplante Umstellung insbesondere von Eltern, deren Kinder in Außenbereichen wohnen und wegen weit entfernter Haltestellen nicht mit dem Bus fahren und damit auch das Schoko-Ticket nicht nutzen könnten; dabei handelt es sich um zehn Gesamtschüler. Sie sollen in Zukunft auch Busse des Schülerspezialverkehrs nutzen können, die weiterhin für Grundschüler unterwegs sind. Damit könnten sie zumindest die nächste Bushaltestelle erreichen.
Für die Gemeinde bedeutet die Einführung des Schoko-Tickets an der Gesamtschule höhere Ausgaben.
Zurzeit rechnet die Verwaltung mit Beförderungskosten in Höhe von circa 370.000 Euro pro Jahr; dazu kommen noch die Kosten für die Zwischenfahrten, etwa zwischen den beiden Gesamtschulstandorten Brüggen und Bracht, und für die Fahrten von Schülern aus den Außenbereichen, wie etwa Niederkrüchten. Im Jahr 2019 lagen die Beförderungskosten bei 312.698,81 Euro. Wie hoch die Ausgaben in Zukunft sein werden, wird aber erst dann feststehen, wenn die Ausschreibung abgeschlossen ist.
Laut Yvonne Dege waren die Eltern
mit dem Schülerspezialverkehr zufrieden: „Wir hatten ein sehr gut funktionierendes System, mussten nichts bezahlen, die Kinder sind wohnortnah abgeholt und direkt zur Schule gebracht worden.“Auch auf kurzfristige Änderungen wie Unterrichtsausfall oder hitzefrei konnte reagiert werden. Für die Eltern sei dies nicht verständlich. „Der Schulweg mit dem Bus ist ein weiteres Problem“, sagt Dege. Kinder, die etwa aus Niederkrüchten (An der Wae, Dorfstrasse und Venekoten) zur Schule in Bracht fahren, müssten zwei Mal umsteigen: mit
der Linie 13 zum Kappellenfeld in Overhetfeld, dann in die SB88 nach Brüggen und weiter mit der 74 nach Bracht. Nicht wartende Anschlussbusse könnten für sie zum Problem werden.
Gesamtschulleiter Heiko Glade sieht auch die Vorteile des Schoko-Tickets, insbesondere für ältere Schüler. Für ihn stelle sich aber die Frage, ob der öffentliche Busverkehr das leisten könne, was der Schülerspezialverkehr geleistet habe: eine sichere und zuverlässige Verbindung für alle Kinder im Einzugsbereich, insbesondere von und nach Niederkrüchten/Elmpt sowie die Schwalmtaler Außenbezirke. Sorge bereite ihm auch, dass der Busbahnhof am Alster Kirchweg nicht angefahren wird: „Morgens müssen dann mehrere hundert Schülerinnen und Schüler nahezu zeitgleich auf dem Südwall aussteigen – und bei zeitgleichem Unterrichtsschluss am Südwall auf den Bus warten.“Viele Schüler werden voraussichtlich länger im Bus unterwegs sein.