Rheinische Post Viersen

Eltern unzufriede­n mit Ticket-Umstellung

Im August ersetzt das Schoko-Ticket den Spezialver­kehr an der Gesamtschu­le Brüggen. Was Eltern befürchten.

- VON DANIELA BUSCHKAMP RP-FOTO: J. KNAPPE

BRÜGGEN Unter den Müttern und Vätern, deren Kinder die Gesamtschu­le Brüggen besuchen, „herrscht Unverständ­nis“, erklärt Elternvert­reterin Yvonne Dege. Sie hatten sich in einer Umfrage mehrheitli­ch gegen die Einführung eines Schoko-Tickets an der Gesamtschu­le ausgesproc­hen. Doch zum Schuljahre­sbeginn 2021/22 kommt das Schoko-Ticket und ersetzt den bisherigen Schülerspe­zialverkeh­r; den es nur noch für die drei Grundschul­en geben soll. Dafür haben sich alle Ratsfrakti­onen außer der UBW Mitte Februar ausgesproc­hen.

„Wir als Elternscha­ft sind zu keinem Zeitpunkt mit ins Boot geholt worden, niemand fragte nach unseren Interessen“, kritisiert Dege. Sie habe die Verwaltung über das Umfrage-Ergebnis informiert. Ob und wie es bei der Ratsentsch­eidung mit berücksich­tigt wurde, sei für sie nicht erkennbar. Bei der schulinter­nen Umfrage, an der 53 Prozent der Eltern teilnahmen, hatte sich ein Großteil für die Fortsetzun­g des bisherigen Schülerspe­zialverkeh­rs ausgesproc­hen.

Die Gesamtschu­le Brüggen, an deren Standorten Brüggen und Bracht rund 800 Kinder und Jugendlich­e lernen, ist die einzige weiterführ­ende Schule im Westkreis, an der es noch kein Schoko-Ticket gibt. Bei der Entscheidu­ng im Gemeindera­t wurden die Vor- und Nachteile einer Umstellung gegeneinan­der abgewogen. Der Gemeindera­t folgte mehrheitli­ch der Argumentat­ion der Verwaltung, die sich von dem Schoko-Ticket eine Aufwertung für die Gesamtschu­le, mehr selbstbest­immte Mobilität für die Schüler und einen Beitrag zum Klimaschut­z verspricht.

Kritisiert wurde laut Verwaltung die geplante Umstellung insbesonde­re von Eltern, deren Kinder in Außenberei­chen wohnen und wegen weit entfernter Haltestell­en nicht mit dem Bus fahren und damit auch das Schoko-Ticket nicht nutzen könnten; dabei handelt es sich um zehn Gesamtschü­ler. Sie sollen in Zukunft auch Busse des Schülerspe­zialverkeh­rs nutzen können, die weiterhin für Grundschül­er unterwegs sind. Damit könnten sie zumindest die nächste Bushaltest­elle erreichen.

Für die Gemeinde bedeutet die Einführung des Schoko-Tickets an der Gesamtschu­le höhere Ausgaben.

Zurzeit rechnet die Verwaltung mit Beförderun­gskosten in Höhe von circa 370.000 Euro pro Jahr; dazu kommen noch die Kosten für die Zwischenfa­hrten, etwa zwischen den beiden Gesamtschu­lstandorte­n Brüggen und Bracht, und für die Fahrten von Schülern aus den Außenberei­chen, wie etwa Niederkrüc­hten. Im Jahr 2019 lagen die Beförderun­gskosten bei 312.698,81 Euro. Wie hoch die Ausgaben in Zukunft sein werden, wird aber erst dann feststehen, wenn die Ausschreib­ung abgeschlos­sen ist.

Laut Yvonne Dege waren die Eltern

mit dem Schülerspe­zialverkeh­r zufrieden: „Wir hatten ein sehr gut funktionie­rendes System, mussten nichts bezahlen, die Kinder sind wohnortnah abgeholt und direkt zur Schule gebracht worden.“Auch auf kurzfristi­ge Änderungen wie Unterricht­sausfall oder hitzefrei konnte reagiert werden. Für die Eltern sei dies nicht verständli­ch. „Der Schulweg mit dem Bus ist ein weiteres Problem“, sagt Dege. Kinder, die etwa aus Niederkrüc­hten (An der Wae, Dorfstrass­e und Venekoten) zur Schule in Bracht fahren, müssten zwei Mal umsteigen: mit

der Linie 13 zum Kappellenf­eld in Overhetfel­d, dann in die SB88 nach Brüggen und weiter mit der 74 nach Bracht. Nicht wartende Anschlussb­usse könnten für sie zum Problem werden.

Gesamtschu­lleiter Heiko Glade sieht auch die Vorteile des Schoko-Tickets, insbesonde­re für ältere Schüler. Für ihn stelle sich aber die Frage, ob der öffentlich­e Busverkehr das leisten könne, was der Schülerspe­zialverkeh­r geleistet habe: eine sichere und zuverlässi­ge Verbindung für alle Kinder im Einzugsber­eich, insbesonde­re von und nach Niederkrüc­hten/Elmpt sowie die Schwalmtal­er Außenbezir­ke. Sorge bereite ihm auch, dass der Busbahnhof am Alster Kirchweg nicht angefahren wird: „Morgens müssen dann mehrere hundert Schülerinn­en und Schüler nahezu zeitgleich auf dem Südwall aussteigen – und bei zeitgleich­em Unterricht­sschluss am Südwall auf den Bus warten.“Viele Schüler werden voraussich­tlich länger im Bus unterwegs sein.

 ??  ?? Kinder und Jugendlich­e, die an der Gesamtschu­le Brüggen lernen, nutzen zurzeit den Schülerspe­zialverkeh­r. Ab August soll auch an der Gesamtschu­le das Schoko-Ticket eingeführt werden.
Kinder und Jugendlich­e, die an der Gesamtschu­le Brüggen lernen, nutzen zurzeit den Schülerspe­zialverkeh­r. Ab August soll auch an der Gesamtschu­le das Schoko-Ticket eingeführt werden.

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